Am vergangenen Mittwoch besuchte der Bildungsminister Mathias Brodkorb den akademischen Senat der Universität Greifwald, um gemeinsam mit den Senatoren und dem Rektorat über die Spar- und Investitionspläne an der Universität zu reden. Ein Kommentar zum Ablauf.

Eigentlich wollte ich jetzt darüber schreiben, wie das Gespräch verlief, welche absehbaren Veränderungen in der Zukunft kommen, wie das Bibliothekskonzept vom Rektorat bearbeitet wird und welche Bücher ab September in welchem Regal in welcher Bib stehen. Ich wollte an sich über das Studentenwerksgesetz berichten, welches kurz vor der Novellierung steht und den Antrag der studentischen Senatoren „Volluniversität erhalten“. Wie gesagt – eigentlich. Eigentlich wollte der webmoritz. auch während der Senatssitzung live tickern, um den Studierenden, die aus diversen Gründen nicht bei der Jubeldemo des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) zur Umbenennung der Stadt oder im Senatssaal als Gäste anwesend sein konnten, den Vortrag von Brodkorb und die anschließende Diskussion mit den Senatoren näher zu bringen. (teilweise nachzulesen im Ticker)

Dass im Senat weder Bild- noch Tonaufnahmen gemacht werden dürfen, ist hinlänglich bekannt und bis zu einem gewissen Grad auch verständlich, geht es ja auch um das Persönlichkeitsrecht der Mandatsträger. Ebenfalls wissen alle, dass Senats- bzw. auch StuPa-, Fakultätsrat- und eigentlich jede Sitzung eines Gremiums der Alma Mater hochschulöffentlich abgehalten wird. Das bedeutet, dass, zumindest theoretisch nur Gäste erlaubt sind, die ein Beschäftigungs – oder Studierendenverhältnis mit der Universität haben.

Das wurde auch den tickernden Redakteuren noch während der Sitzung von dem Leiter der Pressestelle der Universität, Herr Meßerschmidt, eindringlichst ans Herz gelegt und bei der Gelegenheit direkt auf einen vergangenen Fall, bei dem ebenfalls getickert wurde und es später zur Anzeige kam, verwiesen. Denn man tickert ja nicht nur für die Hochschulöffentlichkeit, sondern für alle mit – ein Unding an verfrorener Boshaftigkeit. (Nachzulesen im Ticker)

Stellt sich die Frage: Was hat man zu verlieren? Ist die durch das Internet und andere Kanäle ermöglichte Transparenz wirklich ein solcher Tiefschlag für sonst in sich gekehrte und halbwegs verschlossene Gremien? Es ist scheinbar nicht wünschenswert, dass durch dieses sehr umfangreiche Berichten Gesagtes nicht einfach durch die Maschen fällt. Zum Beispiel, dass das Rektorat sich eingestehen muss, dass es keine gute Idee war, das Bibliothekskonzept und den anstehenden Umzug in die Loefflerstraße im Alleingang durchpeitschen zu wollen. (Nachzulesen im Ticker) Scheinbar, sonst hätte sich die Vorsitzende des Senats nicht mit den sinngemäßen Worten „dann kann man ja gar nicht mehr sagen, was man will und fühlt sich beobachtet“ rechtfertigen müssen auf die Nachfrage, warum denn das Tickern verboten sei.

Natürlich ist der Sinn einer Pressestelle auch das Abfangen von solchen unbequemen Tatsachen und möglichen Fehltritten, aber wo zieht man hier die Grenze? Sollte man sich nicht in Zeiten, in denen die Hochschulpolitik eh nur einen Dunstkreis an Eingeweihten interessiert, fragen, ob es nicht Zeit für einen Umbruch ist? Und somit den Schritt in Richtung Allgemeinheit gehen und ein wenig mehr Öffentlichkeit wagen? Gerade in Zeiten, in denen die Pressefreiheit und Transparenz immer als eines der höchsten Güter angesehen wird und das ohne dass ich jetzt wieder mit der Charlie Hebdo-Keule um mich haue. Aber scheinbar hat man zu viel Angst vor den Studierenden oder der generellen Öffentlichkeit und ihrer Reaktion, wenn herauskommt, was teilweise für Sachen von wem wie entschieden werden.

Ach und by the way: Die Aussage, nur weil die Ostsee-Zeitung unerlaubter Weise berichte, müssen die moritz.medien das ja nicht auch machen, ist schon sehr grenzwertig. Was und worüber wir berichten, lassen wir uns leider noch von keiner Pressestelle diktieren.

Grafik: Jonathan Dehn, Montage Philipp Schulz