Von Michael Fritzsche.
Früher war alles besser! Die Musik ganz sicher – oder etwa nicht? Vier Tage vor dem Ende der Bachwoche ging es am Donnerstagnachmittag in der katholischen Kirche St. Joseph an Rubenowstraße „königlich“ zu. Mit ca. 200 Leuten gab es keine Sitzplätze mehr und der Veranstalter kann ziemlich sicher von einem Erfolg sprechen. Der Ticket-Preis lag bei 10 Euro (ermäßigt 7 Euro), was wohlmöglich doch zu hoch für Studenten war.
Ein Highlight
Oder lag es an einem anderen Musikgeschmack? Das Durchschnittsalter des Publikums lag ungefähr im Rentenalter. Der Termin um 16 Uhr unter der Woche machte es wahrscheinlich für viele Arbeitende nicht möglich dem Konzert ein Besuch abzustatten. Ein Trio bestehend aus Frank Dittmer (Greifswald), Christian Packmohr und Francisco Manuel Anguas (beide Rostock) beschallten die alten Gemäuer der Kirche mit Stücken von Johann Sebastian Bach, Jean Joseph Mouret und Georg Friedrich Händel unter dem Thema „Musik der Könige für Trompete, Pauke/Percussion und Orgel“. Auf der Hälfte der Veranstaltung wurden dem Gast noch zusätzliche moderne Orgel-Stücke und ein Solo-Trommel-Einsatz geboten.
Für die Bach-Woche ist dieses Konzert am Ende dennoch ein wahres Highlight gewesen. Diese Kombination aus Orgel, Trompete und Pauke unter den Vorlagen der alten Klassik-Größen war für die Ohren reine Erholung. Graziös und anmutig, geradezu majestätisch – wie es der Name der Veranstaltung schon sagte – kamen die Noten zu den Besuchern herüber. Die Leute waren begeistert. Man fühlte sich an die Königs-Höfe der europäischen Adelshäuser Englands, Frankreichs und Sachsens zurückversetzt. Den Spiegel der Veranstaltung bildete ein modernes Stück auf der Orgel. Für ein „Klassik-Ohr“ sind die Töne immer etwas ungewohnt. Die Harmonie scheint zu fehlen. Diese Stücke wirken immer etwas schroff und herb. Dadurch, dass die klassischen Stücke gewohnt ebenmäßig daherkommen und eine liebreizende Stimmung versprühen, bei der man einfach nur die Augen schließen und sich fallen lassen möchte, ist der Kontrast noch intensiver.
Moderne Orgelstücke sind eigentlich immer etwas gewöhnungsbedürftig. Die Klassiker ließen da schon eher den Zuhörer vergessen, dass man sich hier in einer relativ steril gestalteten Kirche befindet. Von außen macht das Gebäude einen wesentlich angenehmeren Eindruck. Man vermisst im Innern dieses Alte, diesen etwas muffigen Geruch mit dem letzten Hauch von Weihrauch, welchen man immer mit der katholischen Kirche in Verbindung bringt, weil er so angenehm ist wie der Duft des Regens an einem heißen Sommertag.
Für die Freunde des Lateinischen und Altbewährten
Lateinfreunde versetzt vermutlich auch die Altarinschrift des Ordinarium missae in Verzückung (et iterem venturus est – und er wird erneut zurückkehren). Im Angesicht der Tatsachen wäre ein Bleiben – bezogen auf das Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft – ein noch größerer Wunsch. Der Organist ist in dieser Einrichtung tätig, welche sich auf die Leistung von Widerstand einstellen muss, da auch hier gekürzt werden soll. An jeder Ecke wird sich dann später irgendwann das sinnlose Streichen bemerkbar machen. Man will es ja scheinbar nicht anders! Kunst, Kultur und Curriculum waren stets eng mit unserem Land verbundene Begriffe. Aber das war wohl einmal. Wir hoffen und beten einfach für ein Wunder. Der Ort war ja für diese Mission passend gewählt worden, denn wo, wenn nicht hier, ist das am besten möglich?
Fotos: Michael Fritsche