Ein Beitrag von Tine Burkert.

Ob für ein romantisches Essen zu zweit, zur Verköstigung des Besuchs oder einfach nur als Belohnung zwischendurch – in Greifswald gibt es einige Restaurants, in denen man gut essen kann. Damit die Qual der Wahl des Restaurants nicht zu groß wird, testen wir in der „Speisereise“ für euch einmal im Monat die besten und ungewöhnlichsten Lokale, die Greifswald und Umgebung zu bieten haben. Habt ihr schonmal was von der Goldmarie gehört? Im Märchen, mit Frau Holle und Pechmarie? Dieses Mal handelt es sich aber um die Goldmarie in der Fischstraße.

 

Wie im Märchen?

Sofort muss ich daran denken, als wir in eine Querstraße der Langen Straße hineinradeln und auf der linken Seite das schwarze Schild mit dem goldenen, fallenden Mädchen darauf sehen. Die Goldmarie. Von außen deutet sonst nichts darauf hin, dass sich hier ein Restaurant befindet. Auch als wir das Haus betreten, erkennen wir noch keinen Gastraum oder eine Theke, auch kein Märchenschloss, sondern nur eine große Glastür. Dahinter sind Menschen. Das wird wohl das Restaurant sein?

Klein, aber kühle Atmosphäre

Recht unscheinbar ist die Eingangstür.

Recht unscheinbar ist die Eingangstür.

Der kleine Raum, den wir durch die Tür betreten, ist gut besetzt. Obwohl wir unter der Woche hier sind, ist auf den ersten Blick keiner der sieben Tische frei. Wir sehen uns um und sind aufgrund des kleinen Raums für die anderen Gäste auch nicht übersehbar. Privatsphäre? Naja. Trotzdem hilft uns dieser Umstand, doch noch einen Platz in dem vollen Restaurant zu finden: Eine Frau kommt auf uns zu und bietet uns an, von ihrer Tafel einen Tisch wegzuschieben. Als wir uns setzen, fällt mir auf, dass die Deckenlampen recht kaltes Licht verstrahlen und sowohl der Fußboden als auch die Wand hinter der Bar mit Fliesen ausgelegt sind. Das ist gewöhnungsbedürftig. Die moderne Einrichtung und die angenehme Helligkeit des Lichts lassen den Raum trotzdem ein wenig einladend aussehen.

Zu Anfang sind wir etwas irritiert. Die Goldmarie besitzt keine Speise- und Getränkekarten. Die dreizehn Hauptspeisen, vier Nachspeisen und Getränke sind groß auf den weißen Fliesen hinter der Bar notiert, sodass wir nach vorn gehen müssen, um sie lesen zu können. Wir vermuten, dass die Karte der jeweiligen Saison angepasst wird, was wiederum für frische Zutaten spricht. Obwohl es im Vergleich zu anderen Restaurants relativ wenig Speisen gibt, ist die Auswahl abwechslungsreich. Preislich liegt die Goldmarie mit 8 bis 12 Euro für eine Hauptspeise im höheren Mittelfeld. Nur das Fleisch kostet mehr, dafür sind aber Beilagen schon enthalten.

Die große Portion Pommes, Schnitzel und Salat.

Die große Portion Pommes, Schnitzel und Salat.

Service und Speisen spitzenklasse

Weil wir großen Hunger haben, entscheiden wir uns recht schnell für Schnitzel mit Pommes und Salat (11,50 Euro). Alles andere kommt für mich kaum in Frage, denn ich habe ein kleines Problem: ich vertrage kein Gluten. Gluten ist das Klebereiweiß, das in den Samen vieler Getreidesorten zu finden ist und hauptsächlich mit Weizenmehl in Verbindung gebracht wird. Doch auch Roggen, Dinkel, Gerste und Hartweizen enthalten den Kleber. Für mich tabu sind handelsübliche Brote, Nudeln, Pizzen – und eigentlich auch Schnitzelpanade. Bei keinem Restaurantbesuch wird die Servicekraft deshalb von Fragen wie „Ist da Gluten/Mehl drin?“ oder „Womit würzen Sie Ihre Speisen?“ verschont. Ich bin verständnislose Gesichter, pampige Antworten und verdrehte Augen gewohnt. Für mich ist das auch nicht schön. Umso begeisterter bin ich, dass unsere Bedienung aufmerksam und ohne ihr Lächeln zu verlieren zuhört, als ich ihr meine Einschränkung schildere und frage, ob ich das Schnitzel ohne Panade bekommen könnte und wie die Pommes zubereitet und gewürzt werden. Denn auch Gewürzmischungen können Mehl enthalten und Pommes, die im gleichen Fett wie Schnitzel ausgebacken werden, darf ich auch nicht essen. Sie sagt, es sei kein Problem und erklärt mir verständnisvoll die Zubereitung der Speisen. Doch nicht nur das. Sie fragt mich, ob ich stattdessen vielleicht gern eine gebackene Eierpanade um mein Schnitzel hätte. Statt verzichten zu müssen bekomme ich sogar ein Alternativangebot? In diesem Moment liebe ich diesen Laden!

Die Speisen stehen nach 20 Minuten vor uns. Das Schnitzel ist heiß, saftig, perfekt gewürzt und mit einer unglaublich leckeren Eierpanade überzogen. Später sehe ich, dass es fast so groß wie der Teller ist, da die Pommes über die Hälfte davon verdecken. Diese sind außen knackig und innen fluffig, kein Stück ölig, dafür mit der idealen Menge Salz gewürzt. Ketchup und Mayo bestellen wir kostenlos nach, doch die Pommes schmecken auch ohne Soße. Der Blattsalat ist knackig mit intensivem Dressing. Die Portion ist größer, als sie auf den ersten Blick aussieht und zum Schluss kämpfe ich mit den letzten Pommes. Wir sind satt und zufrieden.

Fazit: Wer auf guten Service und frisches, leckeres Essen wert legt und bereit ist, dafür auch mal über zehn Euro auszugeben, ist hier genau richtig! Das Ambiente ist Geschmackssache, sollte aber kein Hindernis sein, der Goldmarie einen Besuch abzustatten.

Lage/Erreichbarkeit: 5/5
Ambiente: 3/5
Personal: 5/5
Essen: 5/5
Angebot: 3/5
Verhältnis Preis/Leistung: 4/5
Eignung für das Studentenbudget: 3/5
Gesamt: 28/35

Fotos: Tine Burkert

Dies ist der achte Teil der Reihe „Speisereise“. Alle weiteren Beiträge findet ihr über den Link.