Johanna Ehlers-David VössingGenau ein Jahr war Johanna Ehlers bis zum Ende der Legislatur Anfang Mai Vorsitzende des AStA. Im Gespräch mit dem webMoritz zeigt sie sich sehr zufrieden über die Amtszeit – trotz einiger Schwierigkeiten und vorgekommener interner Konflikte. Johanna sprach auch über die Demonstrationen für eine bessere Ausfinanzierung der Universität und die Mobilisierung der Studenten. Die Proteste hätten zu kleinen Erfolgen geführt. Das Interview führte David Vössing.

webMoritz: Ein Jahr Amtszeit – Wie viel Schlaf und Nerven hat dich der AStA gekostet?

Johanna Ehlers: Mal mehr, mal weniger – insgesamt hat mich der AStA aber viel Schlaf gekostet. Lange Abende am Schreibtisch im Büro oder auf Sitzungen gehörten da zum Alltag. An manchen Tagen bin ich auch nur für zwei bis drei Stunden zum Schlafen nach Hause gefahren und dann ging die Arbeit weiter. Dadurch, dass wir so viel Zeit im Büro verbracht haben, kam man sich manchmal wie in großen WG vor. So viele Nerven hat mich das Amt dagegen nicht gekostet, außer vielleicht bei internen Konflikten, die ich mir sehr zu Herzen genommen habe. Dennoch möchte ich die Zeit nicht missen und es hat mir immer großen Spaß gemacht zusammen mit so vielen unterschiedlichen Leuten an den unterschiedlichsten Themen zu arbeiten.

Bist du mit deiner Arbeit zufrieden oder gibt es auch Ziele, die du nicht erreicht hast?

Wenn ich auf das Jahr zurückblicke, bin ich insgesamt sehr zufrieden. Zu Beginn war es ein Sprung ins kalte Wasser. Ich war erst wenige Wochen zuvor als Referentin für Internationales gewählt worden und meine Bewerbung auf den Vorsitz war ziemlich spontan. Dadurch wusste ich nicht genau, was das Amt alles umfasst. Das wurde mir jedoch sehr schnell klar und ich habe mich dann auch sehr zügig eingearbeitet. Wir hatten mehr Arbeitsaufträge vom StuPa als die Jahre zuvor. Insgesamt wurden 57 Beschlüsse von unserem Team umgesetzt. Wir haben einiges voran gebracht. Ich habe jedoch auch schnell gelernt, dass es einfach unmöglich ist, die To-Do-Liste vollständig abzuarbeiten. Zum Beispiel hätte ich noch gerne den Antrag auf Verlängerung der Regelstudienzeit für die studentische Kultur und die Erlassänderung für die Wohnsitzprämie fertig begleitet. Vor einem Jahr bin ich mit den Zielen angetreten, das Bild des AStA zu verbessern, für eine Kontinuität in den Projekten zu sorgen und eine gute und verlässliche Zusammenarbeit mit allen anderen Stellen zu ermöglichen. Größtenteils ist mir dies gewiss gelungen, allerdings ist es durch die Struktur und die doch recht häufigen Wechsel im AStA schwieriger umzusetzen, als anfangs gedacht.

Deine Amtszeit war geprägt vom Haushaltsdefizit der Universität. Warum konnten die Studierenden gegenüber dem Land keine höhere Finanzierung durchsetzen

Demonstrationen für mehr Geld, auch in der Amtszeit von Johanna Ehlers, wie hier in Schwerin.

Demonstrationen für mehr Geld, auch in der Amtszeit von Johanna Ehlers, wie hier in Schwerin.

Die Haushaltslage ist leider sehr festgefahren. Dennoch bin ich sicher, dass wir mit unseren Aktionen ein deutliches Zeichen setzen konnten. Zudem haben wir die Problematik an den Ministerpräsidentin, die Kanzlerin, den Bildungsminister und die Finanzministerin MVs sowie viele mehr heran getragen. Dabei hatten wir auch kleine Erfolge. Das Land hat geringfügig nach gesteuert, leider jedoch nicht ausreichend. Durch unsere Aktionen konnten wir zudem das Finanzministerium dazu bewegen, dass der Haushalt der Universität neu geprüft wird. Ich habe wirklich die Hoffnung, dass langfristig mehr finanzielle Mittel auch vom Bund für die Hochschulen zur Verfügung gestellt werden. Anders kann es einfach nicht gehen.

Wie siehst du die Mobilisierung der Studierenden? Was ist gut verlaufen, wo hätte noch mehr getan werden können?

Dass so wenig Studierenden bei der letzten Vollversammlung waren und dass die Beteiligung bei den Gremienwahlen immer so gering ist, ist einfach schade. Dort ist eine permanente Erklärung notwendig, wie wichtig die Beteiligung ist, was in der Hochschulpolitik geschieht und was man alles bewegen kann. Gleichzeitig muss sich die Hochschulpolitik jedoch auch mehr auf die Studierenden zubewegen. Gegen das Haushaltsdefizit hatten wir kleine Aktionen, bei denen die Mobilisierung teilweise schwierig war. Allerdings waren beim Laternenumzug 600 Leuten dabei, was super war, und nach Schwerin sind wir mit 900 Menschen gefahren. Die Veranstaltungen müssen groß geplant sein und inhaltlich gut aufbereitet sein. Dann stehen viele Studierende auch freiwillig früh auf und setzen sich für ihre Universität ein. Wir haben immer versucht, unsere Projekte über alle Kanäle zu bewerben und es hat sich gezeigt, dass es am erfolgreichsten ist, in die Vorlesungen zu gehen und die Studierenden direkt anzusprechen. Ich sehe den AStA jedoch nicht darin, dass er hauptsächlich Demos macht. Da war noch viel, viel mehr.

Da war auch noch viel mehr: Einen schlechten öffentlichen Eindruck hat der AStA bei der Wahl von Madeleine Baumgart zur stellvertretenden Vorsitzenden gemacht, da die jetzige kommissarische Vorsitzende sie ziemlich kritisiert hat. War das der Tiefpunkt deiner Amtszeit?

Ich meinte damit jetzt eher andere Projekte des AStA oder auch die Beratungen und Serviceleistungen.
Aber ja, es gab damals interne Konflikte, die sich in der angesprochenen AStA-Sitzung öffentlich zeigten und die ich gar nicht leugnen kann. Es war auf jeden Fall eine schwierige Phase im AStA, jedoch nicht ein Tiefpunkt in meiner Amtszeit. Der AStA hat auch in der Zeit viel inhaltliche Arbeit geleistet und war ein verlässlicher Ansprechpartner für die Studierenden. Ich denke, das ist das wichtigste und letztendlich konnten wir die Konflikte ja auch intern lösen.

Hat sich deiner Meinung nach unter der neuen Rektorin die Lage der studentischen Kultur verbessert?

Im AStA-Büro stapelten sich die gespendeten Geschenke.

Im AStA-Büro stapelten sich die gespendeten Geschenke.

Ich kann nicht genau sagen, ob sich die Lage durch den Wechsel der Rektorin verändert hat, da ich vor dem Amtsantritt von Frau Weber noch nicht im AStA aktiv war. Die neue Rektorin interessiert sich aber auf jeden Fall für die studentischen Belange und ich habe bei ihr immer ein offenes Ohr gefunden. Letztendlich konnte nach einem langen Kampf der C9 gerettet werden. Allerdings stehen nun die beiden „Geokeller“ langfristig vor einem Fragezeichen für die weitere Nutzung ihrer Räumlichkeiten.

Du hast eben schon die vielen Arbeitsaufträge angesprochen. Welches war dein liebster?

Das finde ich bei der Vielfalt superschwierig zu sagen. Auch wenn es kein Auftrag war, fand ich die Spendenaktion für die Flüchtlingsheime zu Weihnachten toll. Es war schön zu sehen, wie groß die Spendenbereitschaft war und wie sehr sich die Kinder gefreut haben. Die Bücherbörse und das Regenbogenprojekt finde ich auch wirklich gut. Super wichtig ist für mich jedes Semester die Ersti-Woche und man darf natürlich nicht unsere erfolgreiche Werbekampagne für die Wohnsitzprämie vergessen, die viele zusätzliche Mittel gebracht hat. Mir waren eigentlich die konkreten Projekte am liebsten, von denen alle Studierenden was haben.

Fotos: David Vössing, AStA via Facebook