Der 24. September war ein wahrlich historischer Tag im Volksstadion. Nicht nur ist man Spitzenreiter der Regionalliga Nordost geblieben, nicht nur hat man mit 3078 Zuschauern einen neuen Zuschauerrekord für die Regionalliga aufgestellt, nicht nur hat man die Zweitvertretung von Hertha BSC Berlin mit 5:2 auf den Heimweg geschickt. Nein! Besonders für die Fans eines Mannes war es ein denkwürdiger Nachmittag, auch wenn dieser für GFC-Fans bei der falschen Mannschaft spielte.

Fans treffen ihr Idol

Aber fangen wir vorne an. Jede*r, der*die einigermaßen in den sozialen Medien aktiv ist, weiß, um wen es geht. 2 Millionen Follower auf Instagram, der familieneigene YouTube-Channel hat 1,7 Millionen Abos, beim eigenen TikTok-Account stehen 2,5 Millionen Follower auf der Uhr. Nader Jindaoui ist ein Star der sozialen Medien. Ebenjener Nader Jindaoui war am 24. September zu Gast im altehrwürdigen Volksstadion.

Besonders eins wurde bei dem Weg zum Stadion und auch beim Einlass deutlich: Es sind unverhältnismäßig viele Familien mit ihren Kindern im Stadion. Die erste Frage, die man sich natürlich stellt, ist folgende: Sind die alle wegen Nader Jindaoui da? Diese Frage wurde relativ schnell beantwortet, als die Aufstellung der Manschaft von Hertha II vom Stadionsprecher verlesen wurde. Auf die Ansage „Mit der 17 Nader Jindaoui“ hallte Applaus über die Haupttribüne. Gut, der war etwas verhalten, aber doch beantwortete dieser die Frage. Ja, die meisten jüngeren Menschen sind wegen Nader Jindaoui da. An dieser Stelle war man dann doch gespannt, was Nader dann auch am Ball kann. Aber zuerst mussten die Mannschaften auf das Feld einlaufen. Und man lehnt sich, glaube ich, nicht weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass so viele Menschen noch nie an den Sicherheitszaun gestanden haben, wenn die Mannschaften einlaufen. Für gewöhnlich stehen da einige Hardcorefans und Menschen, die auf die andere Seite des Stehbereichs der Haupttribüne gehen wollen, denen aber durch den Zaun und die Security der Durchgang verwehrt wurde. Dieses Mal standen an dieser Stelle wohl bestimmt 150 Menschen. Die meisten wegen Nader Jindaoui. Das ist wahrscheinlich die doppelte Anzahl Menschen, als dort üblicherweise stehen. Diese Situation trug aber nur mehr dazu bei, dass man wissen wollte, was Nader Jindaoui am Ball kann.

So war die Performance

Und bereits beim Aufwärmen bekam man einen leichten Vorgeschmack. Eins fiel direkt auf: Er ist schnell und trickreich. Gerade, weil Nader auf der rechten offensiven Außenbahn zu Hause ist, stellt das eine Kombination dar, die Verteidiger selbstverständlich immer gerne als Gegenspieler gegen sich haben. Das Spiel startet für alle Jindaoui-Fans denkbar schlecht. Für alle, die es mit dem GFC hielten, denkbar gut. In der siebten Minute schlägt Eshele einen langen Ball auf Benyamina, der legt wieder zurück auf Eshele, der nur ins leere Tor einschieben braucht. 1:0. In der 19. Minute aber hätte er da sein können, der Moment, weshalb so viele junge Menschen ins Stadion gekommen sind. Nader bekommt den Ball im Strafraum vor die Füße und braucht nur einschieben. Das Tor ist leer. Nader macht das, was man als Stürmer so macht, wenn man den Ball frei vor dem leeren Tor bekommt. Er will den Ball ins Tor schieben. Leider hat in dieser Situation nicht Nader Jindaoui, sondern GFC-Torwart Jakubov das letzte Wort und pariert mit einem Spagat, auf den Ballerinas neidisch geworden wären, den Schuss. Was wäre wohl im Stadion los gewesen, wir werden es nie erfahren. Über den Rest des Spiels von Nader Jindaoui lässt sich nicht viel sagen. Hier und da mal ein Dribbling. Insgesamt aber glücklos und ohne wirklich signifikanten Einfluss auf das Spiel von Hertha II. In der 80. Minute war der „Arbeitstag“ des Nader Jindaoui beendet, er wurde ausgewechselt.

Nach dem Spiel ist vor dem Foto

Mit der Auswechslung passierte etwas, bei dem man nicht weiß, wie man es in Worte fassen soll. Aber einen Versuch ist es wert. Die Jindaoui-Fans waren los. Nader war noch nicht einmal vom Spielfeld runter, da strömten schon die ersten Fans zur Ersatzbank und machten lautstark auf sich aufmerksam und wollten Fotos oder Autogramme. Die gleiche Begeisterung brachten die Fans auch mit, als das Spiel zu Ende war. Wieder wurde der Spielerduchgang am dazugehörigen Sicherheitszaun belagert. Einige hielten ihre Jindaoui-Plakate in die Luft. Es brach Ekstase aus. Auch, weil Nader Jindaoui der letzte Herthaner war, der den Gang in die Kabine antrat. Und man muss ihm an dieser Stelle echt zugute halten, dass er versuchte sich für seine Fans Zeit zu nehmen. Gerade nach einem Spiel wie diesem. Ein Spiel, welches Hertha II mit 5:2 verlor. Die Fans gingen aber nicht nach Hause, sie warteten auf ihren Star, sei es am Gebäudeausgang oder an der Ausfahrt des Mannschaftsbusses. Sie warteten. Für den einen magischen Moment mit ihrem Idol. Dem*der neutralen Beobachter*in wird an dieser Stelle eins klar geworden sein: Nader Jindaoui wird von seinen Fans verehrt wie ein Popstar. Es gab also in gewisser Weise Popstarfeeling im Volksstadion.

Beitragsbild: Jan-Niklas Heil