Healthy, clean, journaling, me-time, sporty… So kannst du dich am besten verwirklichen, um „That Girl“ zu werden. Ein Trend, der schon seit längerer Zeit kursiert. Er soll dafür sorgen, dass du dich in dein perfektes Ich wandeln kannst. Was es damit genau auf sich hat und was der „That Girl“-Trend für Gefahren birgt, erfährst du hier.
Ich bin jetzt mal ganz ehrlich: Ich bin genervt von dem „That Girl“-Trend. Mein Instagram- und YouTube-Thread wird damit voll gespült. In den Reels und Videos sehe ich lauter junge schlanke Frauen, die versuchen, sich selbst zu optimieren. Hauptsache du stehst früh auf, machst Sport und lebst das bestmögliche Leben. Alles hat perfekt und ästhetisch zu sein. Oder bin ich einfach nur verdammt oberflächlich und der Schein trügt? Das wollte ich untersuchen!
Was hat es mit dem Trend auf sich?
Hinter dem Konzept „That Girl“ steckt, dass du die beste Version von dir selbst verwirklichen sollst. Schließlich kannst du jeden Tag deinen perfekten Tag erleben, wenn du versuchst „That Girl“ zu werden. Komisch ist, dass alle Influencer*innen zwar behaupten, dass das ganz individuell gestaltet werden kann – sie machen aber alle das Gleiche. Wirklich alle!
Wie werde ich „That Girl“?
- Ästhetik ist das oberste Gebot
- früh aufstehen + deine perfekte Morgenroutine
- ZITRONENWASSER
- alles „clean“ hinterlassen (das nennt man auch aufräumen)
- ins Gym gehen (bevor der Tag richtig anfängt)
- Frühstück = Smoothiebowl oder Nicecream
- meditieren
- spazieren gehen
- To-Do-List und Journal schreiben
- lesen (natürlich Bücher, die dich weiter bringen)
- good-food choices
- me-time nehmen
Die Auswirkungen des Trends
Ich war nicht die erste, die den Trend hinterfragt hat. Viele Influencerinnen mussten sich deswegen auch schon vor ihren Fans rechtfertigen. Ihre Fans haben ihnen vorgeworfen, dass ihr Nachgehen des Trendes toxisch sei, da es zu viel Druck auf die Fans ausüben würde, genau wie die Influencerinnen zu leben. Ob sie ihre Rechtfertigung gut rübergebracht haben, sei dahin gestellt. Es fällt also vielen auf, wie toxisch dieser Trend zu sein scheint. Schließlich haben sehr viele überhaupt keine Zeit dafür, der angeblich nicht vorhandenen Routine eines „That-Girl“ nachzugehen. Das kann ich sogar als Studentin sagen, die angeblich so viel Zeit hat. Abgesehen davon kann es wahrscheinlich vor allem jungen Menschen ein falsches Bild von dem zeigen, wie man zu sein hat. Die Influencerinnen sagen zwar immer, dass es auch voll okay ist, wenn man Fastfood isst – das tun sie komischerweise aber nie, wenn sie ihren „That Girl“-Vlog drehen. Ich weiß, dass das, was man auf Instagram und Co. zu einem sehr großen Teil sieht, fake ist. Weiß das aber auch ein 13-jähriges Mädchen? Und auch wenn einem das bewusst ist, kann es uns trotzdem negativ beeinflussen: indem wir uns schlecht fühlen, nur weil wir selbst keine bunte Smoothiebowl gegessen und keinen Sport geschafft haben.
Mein persönliches Fazit
Leider konnte mich meine Recherche zu dem Trend nicht überzeugen, ihm etwas Gutes abzugewinnen. Es fing zum Beispiel schon bei dem Namen an. Denn egal, was ich davon persönlich halte, finde ich den Namen diskussionswürdig: „That Girl“. Dem Trend nach, geht es darum, dass man seine persönlichen Ziele „verfolgen soll“. Es kommt aber so rüber als dürften bzw. müssten das nur junge Frauen umsetzen, weil sie nicht gut genug sind. Heißt das, alle jungen Männer haben sich schon selbst optimiert bzw. wurden schon „perfekt“ geboren?
Natürlich sollte man seine Ziele verfolgen, wenn man das möchte. Dafür braucht man jedoch keinen Trend. Alle wissen, dass der übermäßige Verzehr von Zucker und Fastfood schlechte Auswirkungen auf den eigenen Körper haben kann. Dass Sport unserem Körper gut tut, ist auch kein Geheimnis. Influencer*innen zeigen uns jedoch ihr perfekt inszeniertes, routiniertes Leben und betiteln das als einen Trend. Dass Influencer*innen uns dieses Leben zeigen, ist ihr Job. Morgens früh aufzustehen, ihre Smoothiebowl zu essen, Sport zu treiben und uns dabei mitzunehmen – damit verdienen sie ihr Geld. Sie inszenieren alles, damit es ästhetisch und „instagramable“ aussieht. Das als einen Trend zu betiteln, finde ich schon etwas frech.
Das einzig Positive, was mir einfällt: Der „That Girl“-Trend könnte motivieren, die eigenen Ziele weiterzuverfolgen und zu routinieren. Und wenn das jemandem hilft, go for it.
Beenden möchte ich diesen Artikel mit einem Zitat:
„Ansonsten könnte jemand auf die Idee kommen, dass all die ganzen Schlafprobleme, der Stress, die Depressionen eine ganz normale körperliche Reaktion auf den verschissenen Selbstoptimierungsinstagramstartupgewinnmaximierungstress sind, den man sich den ganzen Tag bei Instagram reinziehen muss.“
Jan Böhmermann bei ZDF Magazin Royale „So wirkt Lifestyle-CBD wirklich (oder auch nicht)“
Beitragsbild: Maret Becker
Danke für die unermüdliche Arbeit, die ihr leistet.
Liebe Grüße Alisa