Ihr habt Bock auf ein Festival? Das Disability & Mad Pride Festival in Greifswald ist eure Chance! Ein Festival? Mitten in Greifswald? Ja, das geht! Ganz unter dem Motto: Disability & Mad Pride. Was das genau bedeutet und was euch beim Festival erwartet, erfahrt ihr im folgenden Interview.
Am 7. Mai wird in der STRAZE das Disability & Mad Pride Festival gefeiert. Normalerweise übernimmt es die Redaktion, euch zu erklären, warum ihr diese Veranstaltung unbedingt besuchen solltet. Dieses Mal tut das Miro, ein Mitglied der Organisation der Veranstaltung. Miro klärt euch über alle aufkommenden Fragen auf.
Was hat es mit dem Disability & Mad Pride Festival auf sich?
Das Konzept „Disability Pride“ kommt aus der Behindertenrechtsbewegung, „Mad Pride“ wurde von psychiatrieerfahrenen Menschen entwickelt. Ähnlich wie bei „Queer Pride“ geht es darum, selbstbewusst und stolz gesellschaftlichen Vorurteilen etwas entgegenzusetzen. Wir wollen in Greifswald an diese Ideen anknüpfen. Zuerst hatten wir die Idee einer Parade durch die Stadt. Wir haben aber festgestellt, dass es dabei für uns viele Barrieren gibt, zum Beispiel durch Kopfsteinpflaster oder Reizüberflutung. Daher haben wir uns für die Festival-Variante entschieden.
Wer sind die Veranstaltenden des Festivals? Wofür setzen sie sich ein?
An der Planung des Festivals beteiligt sind unter anderem Vertreter*innen des queeren Projektes Qube, der AG Barrierefreie Stadt Greifswald, der Autismus-Selbsthilfegruppe Greifswald und des Gehörlosen Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Unterstützt wird das Festival außerdem vom Behindertenbeauftragten der Stadt Greifswald und vom AStA-Referat für soziale Aspekte und Gleichstellung. Die meisten Personen aus unserer Gruppe sind selbst von Ableismus oder Psychopathologisierung betroffen. Wir setzen uns also aus einer Erfahrungsperspektive für den Abbau von Diskriminierung ein.
Warum wird das Festival überhaupt veranstaltet? Gab es einen oder mehrere bestimmte Gründe dafür?
Mit dem Festival wollen wir behinderte und verrückte Kultur feiern, Raum für Austausch schaffen, informieren und politische Forderungen formulieren. Eingeladen sind explizit alle Interessierten, denn wir finden, das Festival ist auch eine wunderbare Möglichkeit, eigene Bilder im Kopf zu reflektieren. Die Idee, etwas in die Richtung zu organisieren, entstand ursprünglich bei einem Treffen mit Qube, dem Behindertenbeauftragten der Stadt und der Vorsitzenden der AG Barrierefreie Stadt. Wir haben uns damals über unsere verschiedenen Lebensrealitäten und Perspektiven ausgetauscht, zum Beispiel auch darüber, was es heißt gleichzeitig behindert und trans* zu sein. Daraus entstand der Wunsch, etwas zu erschaffen, das verschiedene Lebensrealitäten zusammenbringt.
Warum braucht ausgerechnet Greifswald ein Festival zu der Thematik?
Was es aus unserer Sicht unbedingt braucht, ist eine Stärkung und Vernetzung von Selbstvertretungen. Perspektiven von behinderten, queeren und anderen diskriminierten Personengruppen sind in der Öffentlichkeit viel zu wenig präsent. Immer noch wird über uns geredet statt mit uns und viel zu oft wird über uns entschieden. Dabei sind Selbsterzählungen oft ganz anders als die Bilder, die andere Menschen über uns haben. Unsere Bedürfnisse, Vorstellungen und Fähigkeiten sind oft ganz anders als das, was die Gesellschaft für uns vorsieht. Das Festival ermöglicht Selbstermächtigung und die Formulierung von Wünschen und Forderungen für gesellschaftliche Veränderungen.
Was können Besucher*innen von dem Festival erwarten?
Wir starten mit zwei Workshops, einem DGS-Schnupperkurs und einem Workshop zum Thema Audismus. DGS bedeutet Deutsche Gebärdensprache. Audismus ist die Diskriminierung von gehörlosen und tauben Menschen. Danach geht es weiter mit einem Info-Café. Die an der Orga beteiligten Gruppen stellen sich mit Infoständen vor. Außerdem wollen wir an einer Pinnwand politische Forderungen sammeln, die wir später auf der Bühne vorlesen. Den Abschluss des Festivals bildet dann unser Bühnenprogramm. Es wird künstlerische Beiträge, Gebärden-Poesie und ein Konzert geben, aber auch Redebeiträge zu Themen wie „Queer und Behinderung“.
Was hofft ihr durch das Festival zu erreichen?
Ich persönlich und ich denke auch andere Menschen aus der Orga-Gruppe haben im Planungsprozess unheimlich viel gelernt. Von den anderen aus der Gruppe, aber auch zum Thema Barrierefreiheit bei Veranstaltungen. Außerdem war es super empowernd sich in einem Raum auszutauschen, in dem die Normen der Mehrheitsgesellschaft keine so große Rolle spielen. Ich hoffe, dass wir ein bisschen von all dem auch den Menschen vermitteln können, die unser Festival besuchen.
Habt ihr weitere Projekte in der Art geplant?
Momentan fokussieren wir uns auf die Organisation unseres Disability & Mad Pride Festivals am 7. Mai. Ich denke aber, dass wir auf jeden Fall in irgendeiner Form an die entstandene Vernetzung anknüpfen werden.
- Hier noch einmal die gebündelten Fakten:
- Was? Disability & Mad Pride Festival
- Wann? Samstag, 7. Mai, 14 bis 19 Uhr
- Wo? STRAZE drinnen und draußen
- Mehr Information findet ihr auf der Website zum Festival.
Beitragsbild: bereitgestellt von Qube