Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, ein milder Oktobertag. Der perfekte Zeitpunkt für einen Ausflug an den Bodden. Und einen kleinen Abstecher zum Schloss Ludwigsburg. Doch da hängt ein Zettel: Kostenlose Schlossführung. Nun, da ich noch nie die Möglichkeit hatte, das Schloss mal von innen zu besichtigen, klingt das nach einem sehr interessanten Angebot. Einmal Impfausweis vorzeigen, Datenerfassung und Händedesinfizieren später, stehen etwa 20 Personen in einem Ausstellungsraum und lauschen dem Schlossführer.
Als Erstes wird von der jüngeren Vergangenheit des Schlosses erzählt. Der letzten ansässigen Familie, den Weissenborns, welche teilweise auch noch im Schloss gewohnt hat, ist eine ausführliche Fotodokumentation zu verdanken. Hier bekommt man einen Eindruck, welche Pracht einst in dem Schloss vorhanden war. Doch nach Kriegsende und Enteignung erlebten das Schloss und der angeschlossene Gutshof einen recht tragischen Verfall. Von außen ist die größte Veränderung, dass eine große Freitreppe während der DDR-Zeit abgerissen wurde. Von innen ist, nach Vandalismus und Diebstahl, nicht mehr viel übrig. Heute gehören Schloss und Gut dem Land, nachdem beides seit der Wende unter anderen durch den zugehörigen Förderverein gepflegt wurde.
Eine Etappe später im Innenhof bekommen wir einen kurzen geschichtlichen Abriss zu den Gutsgebäuden ringsherum. Diese wurden vor teilweise über 200 Jahren erbaut und mit jedem*r neuen Besitzer*in erweitert und umgebaut. Dabei war der Gutshof von Anfang an Teil des Schlosses und viele der Gebäude sind heute noch erhalten. Allerdings hat das Küstenwetter an einigen von ihnen verheerende Spuren hinterlassen.
Nach diesem kurzen Exkurs geht es endlich zum Hauptteil der Führung: Dem Schloss. Tatsächlich ist das Schloss Ludwigsburg wirklich ein Schloss. Diese Bezeichnung ist nur Gebäuden vorbehalten, welche in Bezug zur herzoglichen Familie stehen. Das Schloss inklusive Gutsbetrieb ließ im 16. Jahrhundert Ernst-Ludwig Herzog von Pommern für seine Gattin Sophia-Hedwig als Witwensitz erbauen. Ihr verdankt Ludwigsburg auch den heutigen Namen. Nach Sophia-Hedwig haben noch andere Generationen der herzoglichen Familie im Schloss gewohnt, allerdings ging es nach einer Weile in private Hände über. Die Aus- und Umbaumaßnahmen kann man unter anderem an drei übereinander liegenden Fußböden erkennen. Allerdings findet man heute auch noch viele originale Bauelemente.
Nach einem kurzen Einblick in die ehemalige herrschaftliche Küche, in der bis zur Wiedervereinigung noch die örtliche LPG gekocht hat, geht es in den 1. Stock. Hier findet sich unter anderem ein großer Festsaal, in dem viel gefeiert wurde. Zu Zeiten der Weissenborns fanden hier Familienfeiern statt. Danach hat das ganze Dorf hier gefeiert, Schlägereien inklusive. Selbst Kinovorführungen hat es hier gegeben. Der zweite Stock ist aufgrund der baulichen Gegebenheiten aktuell nicht zu besichtigen.
Als letzten Punkt der Führung wird es noch mal etwas kultureller. Denn in dem Schloss hat zeitweise die Familie von Friedrich August von Klinkowström gewohnt. Dieser war unter anderem Maler und gut mit Caspar David Friedrich aus Greifswald sowie Phillip Otto Runge aus Wolgast bekannt, da alle in Dresden studierten. Zusammen bilden diese drei die Gruppe der bedeutendsten Norddeutschen Romantikmaler.
Damit endet die Führung, und nach der Besichtigung des kalten Schlosses ist es sehr angenehm, sich im warmen Innenhof die eisigen Füße wieder aufzutauen und sich mit sehr vielen neuen und interessanten Informationen abschließend am Strand den Wind um die Nase wehen zu lassen.
Was? Führung in Ludwigsburg im Rahmen des Schlösserherbsts
Wann? 9.10.2021 bis 23.10.2021, täglich um 11 Uhr
Wo? Schloss Ludwigsburg, am Eingang der „Ausstellung“ im Innenhof der Gutsanlage
Sonst noch etwas? Eintritt frei (Spende erwünscht); keine Anmeldung notwendig
Bilder: Uwe Fischer, mit freundlicher Genehmigung
des Fördervereins Schloss- und Gutshofanlage Ludwigsburg e. V.