Created by the poor, stolen by the rich. Das ist ein Satz, den man in den letzten Wochen oft lesen und hören konnte. Ein Grabstein mit der Aufschrift „Football 1869-2021“, daneben zwei zerschlitzte Fußbälle als Symbolbild für das potenzielle Ende des „Beautiful Game“. Die Super League soll der Mörder sein, Geld und Gier das Motiv. Doch dann die Wiederauferstehung. Der Austritt von immer mehr Vereinen, angetrieben durch die Stimme des Volkes, durch die Stimme der Fans. Die Welt des Fußballs bleibt aber voller Misstrauen und Korruption, getrieben von wenigen Einflussreichen, auf der Suche nach Macht. Aber das ist nicht erst seit den letzten Wochen so. Der Konkurrenzkampf neben dem Platz hat schon fast Tradition.

Die Fakten

Was ist eigentlich passiert? Am 18. April 2021 verkündigten zwölf der wohl einflussreichsten Fußballvereine der Welt die Gründung der „Super League“. Darunter die „Big Six“ aus England (FC Arsenal, FC Chelsea, FC Liverpool, Manchester City, Manchester United, Tottenham Hotspurs), die erfolgreichsten Vereine aus Italien (AC Mailand, Inter Mailand, Juventus Turin) und Spanien (FC Barcelona, Atletico Madrid, Real Madrid). Dazu wurden noch drei weitere dauerhafte, sowie drei saisonale Mitglieder gesucht. Deutsche Vereine wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund und andere prominente Kandidaten wie Paris St. Germain lehnten den Beitritt ab. Diese Liga mit dem Motto „Die besten Klubs. Die besten Spieler. Jede Woche.“ soll die Créme de la Créme des Weltfußballs kombinieren. So wurde es versprochen. Schnell wurde jedoch Gegenwind in die Segel dieser Pläne der „European Super League Company“ geblasen. Zwei Parteien pusteten dabei die Backen besonders auf: die UEFA und die Fans. Die UEFA, der europäische Fußballverband, hat besonders etwas gegen dieses Vorhaben, da sie den bisher etablierten Wettbewerb veranstalten. Das ist die Champions League, die durchaus auch unter dem Motto der Super League laufen konnte. Die UEFA drohte allen Vereinen mit dem Ausschluss aus der Champions League, die aktuelle Saison inbegriffen und in Absprache mit den Verbänden der einzelnen Länder, auch den Ausschluss aus den nationalen Ligen. Auch wurde damit gedroht, Spieler der beteiligten Vereine aus den Nationalmannschaften zu streichen.
Die Fans auf der anderen Seite fühlten sich einfach nur betrogen. Und ließen das auch die Vereine merken. Besonders bei englischen, von Arbeitern gegründeten Vereinen wie Liverpool und Manchester United waren Proteste und die Kündigung der Mitgliedschaften die Folge. Fanbanner wurden aus Stadien entfernt und auf Social Media die Missgunst mitgeteilt. Auch von Fans anderer Teams, da diese sich alleingelassen fühlten, nur weil sie nicht so umsatzstark sind. Die Aufruhe sollte auch nicht ungehört bleiben.

Bereits am 21. April 2021 hatte der Spuk zunächst wieder einmal ein Ende. Immer mehr Vereine traten bereits 48 Stunden nach der Gründung aus. Sie gaben zu, einen Fehler gemacht zu haben und entschuldigten sich bei ihren Fans. Nur wenige hielten länger an den Plänen fest.

The rich man’s world

Die Pläne für eine Super League sind keinesfalls neu. Ende der Achtzigerjahre werden die Stimmen um eine Super League zum ersten Mal laut. Der bis dahin führende Wettbewerb Europapokal der Landesmeister wurde dabei als zu wenig lukrativ eingestuft. Die UEFA lehnte bereits an diesem Punkt die Gründung einer Super League ab. Als Versöhnung wurde jedoch die Champions League gegründet, die im Gegensatz zum vorherigen Wettbewerb aufgrund einer Gruppenphase eine deutlich größere Anzahl an Spielen und damit Übertragungsrechte und Werbefläche bereitstellt. Auch zu diesem Punkt war also Profit der Hauptantreiber hinter einem solchen Wettbewerb. Dieser Faktor spielt auch bei den jetzigen Geschehnissen eine große Rolle. Das Modell der Super League von 2021 sollte im Vergleich zur Champions League noch mehr Spiele bieten. Ein Liga Modus von 2 Gruppen je 10 Teams mit Hin- und Rückrunde plus K.O. Phase war geplant.

Geld war auch der Anreiz, der den teilnehmenden Vereinen geboten wurde. 3,5 Milliarden Euro stellte die US-Bank JP Morgan zur Verfügung. Dieses sollte auf die teilnehmenden Vereine aufgeteilt werden. Manche von ihnen sind auf gewisse Art durchaus auf dieses Geld angewiesen. Schätzungen zufolge mussten die 12 Vereine zusammengerechnet in der Saison 2019/2020 Verluste von 1,4 Milliarden Euro verbuchen. Das natürlich auch durch die Corona-Pandemie. Damit belaufen sich die Schulden der Clubs zusammen auf 8,5 Milliarden Euro. Es gibt also schon finanziellen Handlungsbedarf für die Agierenden. Wichtig ist es hierbei nicht nur auf die Vereine selbst zu schauen, sondern auch auf die Finanzierenden und Besitzer*innen, die dahinterstehen. Vier der zwölf Clubs haben Mehrheitseigner aus den USA. Und genau dort sollte die Super League endlich „Soccer“ zum verdienten Einfluss auf dem amerikanischen Sportmarkt führen. Eine der treibenden Kräfte zur Gründung der Super League, Florentino Pérez, Präsident von Real Madrid, sah den Niedergang des Fußballs in Europa als Faktor für die Vorstellung der Liga. Besonders in den jungen Altersgruppen gibt es in der Tat einen Rückgang des Interesses am Spiel „das Runde muss ins Eckige“. Durch die Super League sollten diese wieder mehr angelockt werden. Das ging wohl nach hinten los.

Das Ende?

Was folgt nun daraus? Was haben diese Ereignisse für Konsequenzen? Alle Vereine, die sich verpflichtet hatten an der Super League teilzunehmen, müssen vermutlich eine vertraglich festgelegte Ausstiegsklausel über 150 Millionen Euro bezahlen. Verschiedene Sportvorstände oder Trainer mussten bereits in ihrer Stellung das Zeitliche segnen und werden in Zukunft so schnell die Gunst der Anhänger*innen nicht wiedererlangen können, sollten sie sich nicht direkt nach der Ankündigung auf die Seite der Fans geschlagen haben. Eine Revolution der Champions League wurde von der UEFA bekannt gegeben, bei der mehr Teams, mehr Spiele und mehr Geld im Fokus stehen. Es wird also vermutlich keine Trendwende folgen, obwohl Fans sich weiterhin betrogen fühlen, protestieren und das Ende der Karriere aller Beteiligten der Super League Planung fordern. Aber auch diese Stimmen werden nach einiger Zeit verstummen und der Geruch von Geld die Gierigen antreiben, einen neuen Anlauf auf die Welt des Fußballs zu starten.

Beitragsbild von Sandro Schuh auf unsplash.com