Nachdem der dritte Wahlgang um das studentische Prorektorat ohne Erfolg blieb, werden die bereits gewählten Mitglieder des Rektorats nach der Amtseinführung am kommenden Mittwoch zunächst ohne die gerade erst ermöglichte studentische Stimme an die Arbeit gehen. Der webmoritz. berichtete letzte Woche bereits über den Ablauf der Wahlen und von den Reaktionen der studentischen Senator*innen sowie des Kandidaten.
Um auch nicht-studentische Perspektiven zu beleuchten, wurde ebenso allen weiteren Senator*innen, aber auch den baldigen Rektoratsmitgliedern die Möglichkeit geboten, erste Meinungen über die aktuellen Geschehnisse kundzutun. Einige Senator*innen erklärten ihre Bereitschaft für einen späteren Zeitpunkt, die bisher eingegangenen Antworten lest ihr hier.

Während der letzten Senatssitzung vom 17.03. äußerte sich neben einem studentischen und drei nicht-studentischen Senator*innen auch die zukünftige Rektorin sowie der AStA-Vorsitzende. Es wurden erste Statements abgegeben, sowohl zu dem Ausgang der Wahl als auch zu möglichen Hintergründen und Meinungen zum studentischen Prorektorat. Dabei zeichnete sich bei den Sprechenden mehrheitlich ein Bedauern über die jetzige Situation ab. Neben der Anerkennung des demokratischen Wahlergebnisses wurden vor allem Wünsche deutlich, einen offenen Dialog anzustreben und den Studierenden nun die Zeit zu geben, sich für eine erneute Kandidatur zu organisieren.

Aktuell finden vor allem interne Gespräche in den beteiligten Gremien statt. Die Vertreter*innen der Studierendenschaft trafen sich bereits in einer gremienübergreifenden Sitzung, um sich über das weitere Vorgehen auszutauschen. Insbesondere im Studierendenparlament (am kommenden Dienstag, 20:15 Uhr) und der Fachschaftskonferenz (am Mittwoch, 18:15 Uhr) wird das Thema weiter diskutiert, um sich auf ein Verfahren zu einigen.

Wie empfinden Sie prinzipiell die Möglichkeit eines studentischen Prorektorats?

Senator*in: „Hinsichtlich der Aufgabenfülle, vor der das Rektorat steht, finde ich eine Erweiterung auf vier Prorektoren sehr nachvollziehbar und sinnvoll. Mit Blick auf die Mitwirkung aller Statusgruppen an der Entscheidungsfindung an einer Universität ist es m.E. dann konsequent, auch die MA und Studierenden einzubeziehen. „

Herr Prof. Dr. Bornscheuer in seiner Rolle als Senatsvorsitzender: „Wie Sie wissen, hat der Senat mehrheitlich extra eine Änderung der Grundordnung im Dezember 2020 beschlossen, damit überhaupt erstmalig in der Geschichte der Universität Greifswald die Möglichkeit besteht, einen studentischen Prorektor zu wählen. Im nächsten Schritt hatte der engere Senat mit ausreichender Stimmenzahl Herrn Willers nominiert (bitte beachten Sie, dass im engeren Senat nur vier Studierende vertreten sind).“

Dieser Aussage schloss sich Herr Prof. Dr. Ried an und fügte hinzu: „Persönlich möchte ich noch ergänzen, dass ich die Möglichkeit eines studentischen Prorektorats sehr begrüße. Ich hoffe, dass es zeitnah gelingen wird, diese Position auch zu besetzen.“

Herr Prof. Dr. Schumacher: „Ein studentisches Prorektorat kann die an der Universität Greifswald ohnehin wichtige Rolle der Studierenden in den universitären Gremien und bei Entscheidungsprozessen auch nach außen verdeutlichen. Eine starke Vertretung der Studierenden verstehe ich als Gewinn für die Strukturen der Universität und auch ein studentisches Prorektorat kann in dieser Hinsicht sinnvoll sein. Es stellt sich aus meiner Sicht derzeit aber weniger eine prinzipielle Frage. Frau Riedel hat sich mit einem Konzept vorgestellt, das ein studentisches Prorektorat vorsieht, sie ist mit diesem Konzept zur Rektorin gewählt worden und der Senat hat sie durch eine entsprechende Änderung der Grundordnung in dieser Hinsicht unterstützt und bestätigt.“

Senator*in: „Das ist eine von mehreren guten Möglichkeiten studentischer Mitbeteiligung an der Selbstverwaltung der Hochschule.“

Warum wurde Herr Willer Ihrer Meinung nach nicht gewählt?

Senator*in: „Vermutlich ist es ein Mix aus verschiedenen Gründen. Zum einen ist offensichtlich ein Teil der Senator*innen der Auffassung, dass eine Einbeziehung der nicht-professoralen Statusgruppen in das Rektorat keine besonders gute Idee ist. Das zeigen die Ergebnisse des ersten Wahlgangs. Die weiteren Wahlgänge deuten darauf hin, dass allerdings in den letzten Wochen eine gewisse Dynamik in die Sache gekommen ist. Nicht unplausibel ist, dass letztlich auch unter den Studierenden keine Geschlossenheit (mehr) herrschte. Das ist zumindest deutlich plausibler als die Annahme, dass im letzten Wahlgang kein Nicht-Studierender mehr für Herrn Willer gestimmt hat. Unter der Annahme, dass alle studentischen Senator*innen prinzipiell für ein studentisches Prorektorat sind, würden folglich auch persönliche Gründe bei der Nicht-Wahl eine Rolle gespielt haben.“

Herr Prof. Dr. Bornscheuer in seiner Rolle als Senatsvorsitzender: „Es wäre reine Spekulation zu eruieren, warum Herr Willer nicht gewählt wurde. Es handelte sich schließlich um demokratische (geheime) Wahlen (Nominierung & drei Wahlgänge).“

Dieser Aussage stimmte Herr Prof. Dr. Ried zu.

Herr Prof. Dr. Schumacher: „Es kommt in demokratischen Prozessen vor, dass zur Wahl stehende Personen nicht gewählt werden. Wichtiger als Spekulationen darüber, ob die Gründe in diesem Fall doch in einer Skepsis gegenüber dem Amt eines studentischen Prorektorats oder gegenüber der Person liegen, ist aber nun wohl, die nächste Wahl umsichtig vorzubereiten, damit das studentische Prorektorat besetzt werden kann.“

Senator*in: „Nach meiner Vermutung kommen zwei Gründe infrage (das ist also sehr vage!): Einige Senator*innen möchten kein Prorektorat unter Mitbeteiligung der Studierenden. Einige Senator*innen halten die Person für zu polarisierend.“

Was ist Ihnen für zukünftige Kandidaturen und Wahlen wichtig?

Senator*in: „Letztlich ist es wichtig, dass der/die Kandidat*in glaubhaft verdeutlichen kann, welchen Vorteil das Rektorat und die gesamte Uni von seiner/ihrer Prorektorentätigkeit hat. Es gibt somit verschiedene (mindestens zwei) Adressaten einer Bewerbung: Die Profs/MA, die noch überzeugt werden müssen, dass die studentische Perspektive hilft, die Arbeit im Rektorat zu verbessern. Und die studentischen Senator*innen, die überzeugt werden müssen, dass sie/er die richtige Person für die Einbringung der studentischen Interessen ist. Schließlich ist es m.E. vor einer möglichen Wahl extrem wichtig, dass der Senat noch einmal (möglichst nicht Online, sondern in einer Präsenzsitzung) offen und ausführlich diskutiert, welche Vorteile ein studentisches Prorektorat (unabhängig von der Person) bringt.“

Herr Prof. Dr. Bornscheuer in seiner Rolle als Senatsvorsitzender: „Für zukünftige Kandidaturen wäre es sehr wünschenswert, wenn die Studierenden der Universität Greifswald eine*n Kandidat*in*en aufstellen, die*der auch bei allen studentischen Senator*innen Zustimmung findet und somit möglichst auch von allen gewählt wird.“

Dieser Aussage stimmte Herr Prof. Dr. Ried zu.

Senator*in: „Das gleiche wie bisher, dass Kandidat*innen die gleichen Möglichkeiten haben sich vorzustellen und die Wahlen geheim sind.“

Frei verfügbarer Platz: Falls Sie noch eine Anmerkung haben oder etwas zu dem Thema um das studentische Prorektorat mitteilen möchten, können Sie das hier schreiben:

Senator*in: „Mein letzter Punkt (offene Diskussion zum studentischen Prorektorat prinzipiell) ist m.E. leider viel zu kurz gekommen, sodass wir jetzt vor dieser für alle (und besonders für Herrn Willer) sehr, sehr doofen Situation stehen. Hier sieht man – zumindest mit Blick auf diejenigen, die keine „digital natives“ sind (zu denen ich mich bei aller Begeisterung für den BBB-Einsatz in der Lehre auch zähle) – die Grenzen der Online-Kommunikation. Eine ausführliche Vorab-Diskussion des studentischen Prorektorates in einer Präsenz-Sitzung des Senates, bei der man den Rednern ins Gesicht schauen kann und bei den anderen Senator*innen auch am Minenspiel ablesen kann, wie sie bestimmte Positionen und Argumente aufnehmen, hätte m.E. das nun zustande gekommene Ergebnis verhindern können. Auch der lange Abstand zwischen den einzelnen Briefwahlgängen, der mit Blick auf die gegebenen digitalen und rechtlichen Bedingungen nicht anders machbar war, wirkte sich m.E. ungünstig auf das Ergebnis aus.“

Herr Prof. Dr. Hinz: „Die drei Negativwahlen haben wohl weniger mit der Person Willer, als mit dem Vorhandensein eines studentischen Prorektors zu tun. Aber gerade diese Position ist zeitgemäß, denn niemand kann die Belange der Studierenden besser verstehen und regeln, als einer von ihnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das von den Studierenden anders gewollt ist. Die Anzahl der Prorektoren zu erhöhen und aufzugliedern war und ist ein sehr guter Vorschlag unserer neuen Rektorin Frau Prof. Riedel, der im Senat mit einer Mehrheit bestätigt wurde.“

Als das zukünftige Rektorat äußerten sich Frau Prof. Dr. Riedel, Frau Prof. Dr. Konstanze Marx, Herr Prof. Dr. Lars Kaderali und Frau Dorthe G. A. Hartmann wie folgt: „Wir unterstützen die Implementierung eines studentischen Prorektorats. Wir akzeptieren die demokratische Entscheidung des Senats. Das zukünftige Rektorat wird weiter dafür werben, diese Möglichkeit der Mitbestimmung für unsere Studierenden als festen Bestandteil der Universitätsleitung zu etablieren.“

Beitragsbild: Lilli Lipka