Lange wurde darüber gesprochen, gestritten und diskutiert – Was passiert mit dem Speicher am Greifswalder Hafen? Dieses imposante Bauwerk aus dem Jahr 1937 gehört mit seiner markanten Silhouette und dem steinernen Greifen genauso zur „Skyline“ der Hansestadt wie die drei berühmten gotischen Kirchen. Doch im Gegensatz zu diesen bröckelte das Bauwerk immer weiter vor sich hin. Die Klinkerverkleidung löste sich von dem Betonbau und schon lange waren stützende Holzkonstruktionen nötig, um die Giebelwand vor dem Einsturz zu bewahren.
Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.
Bereits seit vielen Jahren gab es Bestrebungen, den Speicher abzureißen. Dagegen regte sich immer wieder Protest aus der Studierendenschaft und der Stadtbevölkerung. Der letzte Artikel zu diesem Thema hier im webmoritz. stammt aus dem Jahr 2012 und bereits damals lag eine Abrissgenehmigung für den Bau vor. Doch zunächst geschah nichts und der Speicher blieb stehen und bröckelte weiter unbehelligt vor sich hin.
Vor einigen Wochen jedoch wurde der direkte Bereich um den Speicher abgesperrt und für den Fußweg ein gesicherter Durchgang errichtet. Es schien also etwas in Bewegung gekommen zu sein. Ob im Gebäude selbst oder im Büro der Zuständigen sei einmal dahingestellt. Am Mittwoch, den 3. März, rückte schließlich ein Bagger an. Und schon zwei Tage später war von dem Nebengebäude des Speichers bis auf eine niedrige Wandmauer nichts mehr übrig. Das Hauptgebäude steht noch und wirkt davon wenig beeindruckt. Wie lange das noch so sein wird, ist zum aktuellen Zeitpunkt ungewiss. Doch der webmoritz. wird es genau im Auge behalten und berichten, wenn hier die ersten Steine fallen.
Mittwoch 3. März 2021 – Weg mit dem Nebengebäude
Wem gehört der Speicher eigentlich?
Der Speicher samt umliegendem Grundstück gehört dem Petruswerk aus Berlin. Dieses zur AVILA-Gruppe gehörende Unternehmen kirchlichen Ursprungs ist hauptsächlich in Berlin, aber auch in Stralsund und Greifswald tätig. Es betreibt unter anderem den AVILA-Studierendenwohnpark „Edith Stein“ in der Anklamer Straße und war zeitweilig auch Eigentümer der „Straze“ in der Stralsunder Straße 10.
Was soll dort jetzt anstatt des Speichers entstehen?
Laut dem Bebauungsplan 55a vom Dezember 2019 soll auf dem freiwerdenden Baugrundstück hauptsächlich Wohnraum entstehen, auf der Fläche des heutigen Speichers ein Gebäude mit der Zweckbestimmung „Hotel“. Interessant ist hier besonders ein Detail des Bebauungsplan, das sich mit der Gestalt des neuen Gebäudes beschäftigt: „Da der Speicher insbesondere aufgrund seiner Höhe jedoch prägend für die Stadtsilhouette Greifswalds ist, ist der Neubau in vergleichbarer Form zu errichten. Die festgesetzten Baugrenzen orientieren sich in ihrer Ausrichtung an dem bisher bestehenden Speichergebäude.“ Der Standort wird also nicht komplett verändert. Das dürfte für viele Greifswalder*innen jedoch nur ein kleiner Trost sein, denn ihr geliebter historischer Speicher wird nicht mehr existieren.
Aber was wären die Alternativen gewesen? Der Speicher ist nicht erst in den letzten Jahren so baufällig geworden. Bereits nach der Jahrtausendwende war die Fassade löchrig. Durch die ehemalige Nutzung des Gebäudes sind die Decken nicht durchgängig, da hier stockwerkübergreifende Silos stehen. Die Deckenhöhe ist nicht einheitlich und die wenigen Fenster in der Außenfassade sind sehr klein. Dadurch wäre es wohl auch ohne den maroden Zustand des Gebäudes schwierig geworden, eine geeignete Nutzung für den denkmalgeschützten Speicher zu finden.
Freitag 5. März 2021 – Jetzt steht der Speicher frei
Beitragsbilder: Svenja Fischer
Ja ,so viel zur Geschichte und was anderen Projekten betrifft ist Umwelt. Beides ist egal wenn genug Macht oder Geld dahinter steckt. Deutsche Politik ist halt kriminell und bestechlich. Es muß sich keiner wundern wenn das Volk sich wehrt.
Liebe*r M. H, auch wenn ich persönlich einen möglichen Abriss des Speichers ebenfalls bedauere, möchte ich Sie im Namen der Redaktion des webmoritz. darum bitten, das Äußern von Anschuldigungen, die Sie nicht beweisen können, zu unterlassen. Wir behalten uns vor, solche Kommentare zu kürzen oder zu löschen. Zudem freuen wir uns, wenn Sie Ihre Kommentare in Zukunft vor dem Absenden auf sprachliche Richtigkeit überprüfen.
Viele Grüße Philipp Schweikhard
Würde mich ja nicht wundern, wenn das nur eine weitere Volte in der langen Geschichte von Douglas Fernando ist.
Daß der Speicher wirklich weg ist, glaube ich erst, wenn er weg ist ist.
Weg isser!
Wenn auch der Speicher nicht mehr zu retten ist, weder in Funktion noch als Baudenkmäler, wäre es m. E. wünschenswert, den Greifen an der Westfassade sorgfältig abzubauen, um ihn in der Fassade eines Nachfolgegebäudes wieder einzubauen. Das wäre eine Erinnerung an den Großen Speicher, der so lange die Stadtsilhouette mitprägte.
Baudenkmaltechnisch halte ich den Speicher, der ein, wenn auch sehr schöner Zweckbau war, für durchaus verzichtbar.
Tja, alte Bausubstanz verschwindet halt immer mehr aus Greifswald. Was für eine grausame Architektur entsteht, sieht man ja in der Lange Reihe oder anderen Stellen, wo es zuvor schöne alte Bausubstanz gab. Besonders heuchlerisch ist es, den Abriss der Altstadt in der DDR Zeit zu kritisieren und dann so etwas zuzulassen. In mal gespannt, wann die Villa am Hansering dran ist, Brandsanierung muss sich doch lohnen!