Weihnachtszeit ist Vorfreude und Geheimnistuerei, Nächstenliebe und Besinnung. Sie duftet nach heißem Glühwein, frisch gebackenen Keksen und mühsam gepellten Mandarinen. Der Dezember lebt von kleinen Aufmerksamkeiten und Traditionen, wie den Adventssonntagen mit der Familie, dem mit Süßigkeiten gefüllten Schuh am Nikolausmorgen und dem täglichen Öffnen des Adventskalenders. Weißt du noch, wie du jeden Tag vor Weihnachten aufgeregt aufgestanden bist, um vorfreudig zu deinem Schokoadventskalender zu tappen? Die moritz.medien verstecken das Weihnachtsgefühl hinter 24 Fenstern. Im heutigen Fenster: Dinge, die uns durch Corona-Christmas erspart bleiben.

Die Weihnachtszeit läuft dieses Jahr ein bisschen anders ab. Gruppenkuscheln auf dem Weihnachtsmarkt, Wichteln mit Glühwein bei Freund*innen und Adventssonntage in großer Runde bei der Familie müssen ins nächste Jahr verschoben werden. So wehmütig einen der Verzicht auch stimmen kann, so viele Vorteile kann Corona-Christmas auch haben – versuchen wir es positiv zu sehen!

Dadurch, dass die Anzahl der Kontakte möglichst klein gehalten werden muss, kann auch die Anzahl der Geschenke klein gehalten werden. Klar, eure Großeltern freuen sich bestimmt immer noch über eine Karte in der Weihnachtszeit, eure Nachbarn über Pralinen auf der Fußmatte und euer*eure beste*r Freund*in in der Heimat über ein Päckchen aus dem Norden. Aber das zwanghafte „Ich brauche noch 1000 Geschenke für Personen, denen ich eigentlich gar nichts schenken will“, kann etwas runtergefahren werden. Die vielen losen Kontakte, die euch ja vielleicht was schenken und denen ihr nur aus Zugzwang auch etwas kaufen müsst, seht ihr die nächsten zwei Monate sowieso nicht.

Und wo wir gerade bei losen Kontakten sind: Jeglicher Weihnachtsfeier – ob von Uni, Job oder fernen Bekannten – dürft ihr dieses Jahr fern bleiben. Juhu, das heißt: keine unangenehmen Gespräche oder seltsamen Arbeitskolleg*innen, die einen Glühwein zu viel hatten.

Freuen könnt ihr euch auch, dass die drei Weihnachtsgeschenke, die ihr braucht, dann schnell besorgt sind. Kein langes Anstehen in überfüllten Geschäften, während man eine dicke Winterjacke trägt und zum unzähligsten Mal „Last Christmas“ hört.

Dieses Jahr ohne Christmas-Crowds

Auch das Backen kann dieses Jahr klein gehalten werden werden. Ausnahmsweise müssen nicht, nur aus gesellschaftlichem Zwang heraus, 18 Bleche harte und trockene Kekse an Nachbar*innen, Bekannte, Bekannte von Bekannten, Dozierende und andere Leute, bei denen man sich einschleimen will, verteilt werden. Dieses Jahr reichen wenige (also etwa 10) Bleche für dich und die Menschen um dich.

Oh, und von wegen „Menschen um dich“: So schön und romantisch der Weihnachtsmarkt die letzten Jahre auch gewesen ist – sind wir mal ehrlich – so stressig konnte er auch sein. Überall dichte Menschen und Menschenmassen, lange Schlangen beim Crêpes-Stand und mit vereisten Füßen anstehen für Glühwein mit Schuss ab 5 €. Irgendwie macht das zwar auch den Weihnachtsmarkt aus, und die Leckereien und Fahrgeschäfte sind es manchmal wert, aber ein Spaziergang mit einem selbstgemachten Glühwein in der einen und gebrannten Mandeln in der anderen Hand, an der Seite eines*einer Freundes*Freundin ergeben fast das gleiche Feeling – nur günstiger und entspannter.

Apropos entspannter: Zuhause wird es sicherlich auch ruhiger. Die Fahrt von Greifswald nach Hause wird vielleicht besser, als die letzten Jahre, keine verstopften Autobahnen und keine überfüllten Züge. Und bei „kleinen“ Familienrunden zu Weihnachten von höchstens 5 Personen ist nicht nur der Aufwand für das Festessen geringer, sondern hoffentlich auch das Feld von Tretminen an explosiven Themen kleiner. Die Tante aus dem Süden, die immer wissen will, wann du denn endlich mit dem Studium fertig bist und was man dann eigentlich macht damit („Studierst du um Taxifahrer*in zu werden?“) kann leider nicht kommen und auch der Onkel, mit dem du politisch nicht auf einer Seite bist, würde die Fünfermarke leider knacken…

Endlich mal ein Weihnachten, ohne Fake-Lachen und heuchlerische Gespräche!

Für den einen oder die andere bringt Weihnachten im Lockdown light vielleicht auch richtig schöne neue Erfahrungen. Einige können sicherlich nicht in die Heimat fahren und „müssen“ Weihnachten mit Mitbewohner*innen verbringen. Vielleicht merkt ihr ja, dass dieses Weihnachten viel schöner ist, und es ist Platz, neue Traditionen zu entwickeln.

Zwar freuen wir uns alle (alle, die nicht der Grinch sind) auf das nächste „normale“ Weihnachten, aber auch Corona-Christmas wird besonders und schön werden. Noch eine Nebenwirkung von diesem speziellen Weihnachten: Die Weihnachtszeit ist ja auch die Zeit der Dankbarkeit – wann haben wir es an Weihnachten jemals so geschätzt, gesund und mit unseren Liebsten zu sein?

Titelbild: Julia Schlichtkrull
Beitragsbilder: Philippe Oursel und Sebastian Coman Photography auf Unsplash