Zielgruppe: Alle, irgendwie

m.m: Am Anfang habt ihr das ja schon angeschnitten, aber wo genau seht ihr eure Zielgruppe? Wer soll bei euch einkaufen gehen?

Esther: Alle! [lacht] Wir haben für verschiedene Zielgruppen verschiedene Vorteile. Für Familien ist der Laden gut, weil sie bei uns super große Mengen kaufen können, sogar einen ganzen Sack. Anstatt sich dann also zehn Behälter Nudeln abzufüllen, kauft man sich einfach einen Sack. Für ’ne fünfköpfige Familie, die viele Nudeln isst, lohnt sich das voll. Wir haben selbst auch ’nen 10-Kilo-Sack Nudeln zu Hause gehabt und der ist auch schnell weggegangen [lacht]. Andererseits kann man sich auch eine ganz kleine Menge abfüllen, um Sachen zu probieren. Wenn man für ein Gericht nur einen Teelöffel von irgendwas braucht, muss man nicht gleich ein halbes Kilo davon kaufen. Das ist super praktisch. In Saarbrücken hab ich mir öfter ein kleines Glas abgefüllt und probiert, ob ich’s mag. Und manches mag ich, manches nicht, aber dann bin ich wenigstens nicht drauf sitzen geblieben, wenn ich’s nicht mochte.

m.m: Oder wenn man irgendwelche komischen Rezepte ausprobieren will …

Philippe: Ja, dann brauchst du zwei Teelöffel Chiasamen und musst einfach 200 Gramm kaufen …

m.m: Ja, und dann hast du die Tüte für immer bei dir rumstehen. Das kennt man.

Philippe: Genau! [lacht] Aber zum Beispiel auch alte Leute, die alleine wohnen, können kleinere Portionen bei uns kaufen. Weil es die Sachen ja oft nur in größeren Säcken gibt.

Esther: Ja, und ansonsten natürlich alle, die schon umweltbewusst denken, vielleicht auch ein bisschen Geld verdienen, weil wir ja vom Preis her Bio-Niveau sind, und alle, die einfach auch auf Nachhaltigkeit und Müllvermeidung achten.

Philippe: Leute, die gerne einkaufen gehen. Es ist super cool, bei uns einkaufen zu gehen, weil man gut beraten wird, man hat ’ne schöne Atmosphäre, kann Sachen ausprobieren.

Esther: Ja, es macht auch Spaß, sich die Sachen abzufüllen. Ich hab das Gefühl, dass ich in einem Unverpacktladen irgendwie mehr kaufe, als ich es mir vornehme, und im Einzelhandel bin ich immer so ein bisschen gestresst von allem. Ich stehe auch im Supermarkt immer stundenlang vor irgendeinem Regel und gucke: Was ist da drin, was ist hier drin, was ist das jetzt wieder und was ist das für ’ne Marke, und wie viel kostet das? Bei uns gibt es dann eben nur einen Jasminreis, einen Vollkornreis und einen Tricolore-Reis und nicht zehn Jasminereise [lacht]. Das ist dann auch alles entspannter und einfacher.

m.m: Eben habt ihr ja die finanzielle Seite angesprochen. Können sich denn alle einen Einkauf bei euch leisten?

Esther: Also, wir wollen Bioladen-Preisniveau sein. Ich könnte mir vorstellen, dass die Leute, die sonst zu Aldi gehen, nicht unbedingt zu uns kommen. Aber die Leute, die zu Edeka oder in die Bio­läden gehen, können auf jeden Fall kommen. Außerdem, wenn man sich nur eine kleine Menge zum Probieren nehmen will, kostet es ja nicht so viel. Wenn man eine sehr große Menge nimmt, also einen Sack Nudeln zum Beispiel, dann können wir das auch ein bisschen günstiger machen.

m.m: Woher kommt der teurere Preis in Unverpacktläden? Liegt es nur daran, dass ihr auch gleichzeitig Wert darauf legt, dass es eben nachhaltig ist, regional, bio? Oder ist es auch teurer, unverpackt zu transportieren?

Philippe: Nicht unbedingt, hauptsächlich liegt es an der Qualität. Also, gute Bio-Ware kostet einfach mehr Geld als, was weiß ich, Aldi-Nudeln.

Esther: Keine Vorurteile gegen Aldi! [lacht]

Philippe: Sorry, Aldi! Naja, und wir haben natürlich auch nicht die Strukturen, die so ein Riesendis­counter hat, dass wir alles unfassbar billig selbst produzieren und abfüllen. Aber ja, hauptsächlich liegt es einfach an der Qualität.

Sicheres Uver

m.m: Noch einmal eine Frage konkret zu euch und eurem Laden: Wie seid ihr eigentlich auf den Namen „uver“ gekommen? Es wird doch „Ufer“ ausgesprochen, oder?

Esther: Ja. Aber ich hab auch schon manchmal gehört, dass es Leute als „Uwer“ aussprechen.

Philippe: Wir sind da zusammen mit unserem Grafikdesigner drauf gekommen, der, der auch unser Logo gemacht hat. Ursprünglich hießen wir „Unverpackt am Meer“, aber das ist so lang und umständlich. Das ist jetzt immer noch im Namen integriert, der Unverpacktladen am Meer. Der Name spiegelt die Nähe zum Meer wider. Und, ich weiß nicht, Küste, Ufer, unverpackt, es ist halt auch ein kleines Wortspiel … Wir finden, das passt ganz gut zu der Gegend hier.

m.m: Lebt ihr beide eigentlich selber komplett verpackungslos?

Philippe: Komplett ist sehr schwierig ohne Unverpacktladen. Gemüse kann man natürlich gut ohne Verpackung kaufen, Brot auch. Wo es schwierig wird, sind Sachen wie Haferflocken, Nudeln und so, aber da achten wir drauf, dass wir dann große Säcke haben. Zum Beispiel haben gerade wir auch einen 25-Kilo-Sack Haferflocken Zuhause stehen. Im Asialaden kann man auch einen 20-Kilo-Sack Reis kaufen, Nudeln kriegt man in Rostock ganz gut, so was haben wir immer Zuhause. Unsere Mitbewohnerin ist gerne mal in Rostock, weil ihr Freund da wohnt, und sie bringt dann immer Sachen mit.

m.m: Aber zukünftig werdet ihr wahrscheinlich eure eigenen besten Kund*innen werden.

Esther: Ja, genau [lacht].

m.m: Ihr habt jetzt schon mehrmals die Crowdfunding-Kampagne erwähnt. Warum genau sollte man euch dabei unterstützen?

Esther: Naja, auf jeden Fall, damit es hier einen Unverpacktladen gibt, und um die Nachhaltigkeit und die Müllvermeidung auch in dieser Stadt voranzutreiben. Das Essen ist auch gesund, weil man viel weniger Plastik mit aufnimmt, und es ist natürlich viel besser für die Umwelt. Außerdem kann man auch Süßigkeiten bei uns kaufen, Schokolade zum Beispiel [lacht].

Philippe: Und es ist auch nicht so, als würde man nichts dafür bekommen, wenn man uns unterstützt. Man kann zum Beispiel für eine 10-Euro-Spende einen 10-Euro-Gutschein erhalten.

Esther: Genau, gute kleine Dankeschöns mit Mehrwert.

m.m: Man kann sich quasi das Geld, das man jetzt spendet, später wieder zurückholen, wenn man bei euch einkauft.

Philippe: Richtig, du verlierst nichts an Wert. Wenn du uns 50 Euro spendest, kriegst du einen 50-Euro-Einkaufsgutschein, oder andere Sachen, die wir anbieten.

m.m: Wollt ihr zum Abschluss sonst noch irgendwas loswerden?

Philippe: wie gesagt, unterstützt uns gerne.

Esther: Erzählt’s gern weiter! Kommt uns auf dem Markt besuchen!

Philippe: Genau, wir freuen uns, wenn uns Leute auf dem Markt besuchen, dass wir auch reden können, wenn es Fragen gibt. Wir sind immer offen, darüber zu sprechen und zu diskutieren.

Esther: Wenn Leute Fragen haben, kann man uns auch über Instagram oder Facebook erreichen. Und unsere Handynummer steht auf der Website, man kann uns also sogar ’ne SMS schreiben, wenn man will, oder über Whatsapp [lacht].

m.m: Vielen Dank euch beiden für das Interview!

Esther und Philippe: Danke euch!

Hier kommt ihr zu der Website von uver.
Hier könnt ihr euch über die Crowdfunding-Kampagne informieren.

Das Interview wurde am 04. September 2020 von Julia Schlichtkrull und Lilli Lipka geführt.

Beitragsbilder: Lilli Lipka