Wir, die Redakteur*innen der moritz.medien, machen uns natürlich auch weiterhin Gedanken über unsere Umwelt und berichten daher in einem zweiten Teil unserer Nachhaltigkeitskolumne über weitere Themen, Tipps und Gedanken, damit ihr euer Leben (noch) nachhaltiger gestalten könnt.

Studieren ist viel zu theorielastig. Dieser frustrierende Gedanke kann schnell aufkommen, während man in einer scheinbar nie endenden Vorlesung nach der anderen sitzt und anschließend verstaubte Bücher aus der Bibliothek durchwälzt, um Wissen für eine Prüfung anzuhäufen, das man danach nie wieder braucht. Dass das aber nicht immer der Fall sein muss, hat in diesem Semester der interdisziplinäre Kurs „Bildung für Nachhaltige Entwicklung – Theorie und Praxis“ des Landschaftsökologie-Masters bewiesen. Unter der Leitung von Dozentin Ariane Kropp haben Studierende der LaÖk gemeinsam mit Interessierten aus Philosophie, General Studies und anderen Fachbereichen eine Nachhaltigkeitskarte entwickelt – frei verfügbar, interaktiv und damit auch weiterhin im Wachstum. Nachhaltig eben.

Ziel des Seminars war es, über nachhaltiges Leben in Greifswald nachzudenken, und noch einen Schritt darüber hinaus zu gehen. Denn die behandelte Theorie und die gesammelten Ideen sollten dabei nicht nur zweidimensionaler Natur bleiben, sondern direkt in die Tat umgesetzt werden. Für die Studierenden wurde so eine Lernumgebung geschaffen, in der sowohl das zugrundeliegende Wissen als auch die für die weitere Umsetzung benötigten Kompetenzen gelernt werden konnten, darunter Projektmanagement und Kommunikation.

Ausgehend von dem erarbeiteten Nachhaltigkeitsverständnis im Seminar wurden Kriterien entwickelt, anhand derer Läden, Werkstätten und ähnliches auf ihre Nachhaltigkeit geprüft werden können. Je nachdem welcher Kategorie das jeweilige Angebot zuzuordnen ist, gelten andere Kriterien, die zwar nicht alle erfüllt sein müssen, aber als Bewertungsstütze dienen. So sollte beispielsweise ein Café oder Restaurant, das aufgenommen werden möchte, überwiegend biologische und fairtrade Produkte verwenden, auf Regionalität, Saisonalität, Solidarität und Transparenz setzen und vegane oder zumindest vegetarische Menüs bereithalten. Im HGWegweiser sind aber nicht nur Essensangebote verzeichnet – auch Orte, an denen getauscht, eingekauft oder repariert werden kann, sowie reCup-Stationen, nachhaltige Gemeinschaftsorte und Fahrzeugverleihe haben einen Platz in der Karte gefunden.

Die Kriterien sind auch nicht unumstößlich. Sie können über die Zeit hinweg immer noch angepasst oder erweitert werden. Genauso verhält es sich übrigens mit der Karte selbst. Die Projektleitenden fordern daher alle Nutzer*innen dazu auf, auch selbst mit offenen Augen durch Greifswald zu gehen. Vielleicht fällt dem einen oder der anderen dabei ein Ort auf, der noch nicht in die Karte aufgenommen wurde, aber unbedingt darin verzeichnet werden müsste. Dafür könnt ihr ganz bequem über die Webseite des HGWegweisers eine Nachricht mit eurem Vorschlag einreichen und damit ohne großen Aufwand dazu beitragen, dass noch mehr Leute in und um Greifswald ihren Alltag nachhaltiger gestalten können.

Greifswald ist übrigens nicht die erste Stadt Deutschlands, die eine solche Nachhaltigkeitskarte zur Verfügung stellt. Auch der Rhein-Sieg-Kreis oder die Stadt Münster haben bereits ähnliche Projekte gestartet. Und auch die Idee einer interaktiven Karte ist nicht völlig neu. Im Mai haben wir euch bereits das Projekt mundraub vorgestellt, das nutzbare Bäume, Büsche oder Beete aufnimmt, die von allen geerntet werden können.

Auf der Webseite des HGWegweisers findet ihr mehr zu dem Projekt, den Kriterien und ähnlichen Karten: https://hgwegweiser.wordpress.com/
Die Nachhaltigkeitskarte selbst erreicht ihr über diesen Link: https://umap.openstreetmap.de/de/map/h-g-wegweiser_4038#14/54.0911/13.3998

Beitragsbild: HGWegweiser; basierend auf OpenStreetMapLeafletDjango und dem uMap Projekt
Banner: Jonathan Dehn