Wir haben mit unserer Rektorin Prof. Dr. Johanna Eleonore Weber gesprochen. Es geht um Prüfungen, die Lehre, Forschung und ihren Arbeitsplatz. Und das alles in Zeiten von Corona. Da wir aufgrund des Kontaktverbotes das Interview über Jitsi durchgeführt haben, ist die Audio- und Videoqualität eingeschränkt. Deshalb gibt es zusätzlich zu einem gekürzten Video noch das gesamte Interview als Text.
Also viel Spaß beim Ansehen und Lesen.
moritz.medien: Hallo Frau Weber. Von wo aus arbeiten Sie denn gerade?
Weber: Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch im Rektorat.
moritz.medien: Das heißt Sie sind noch nicht im Homeoffice?
Weber: Teils teils… Ich bin immer mal wieder hier im Rektorat, auch weil ab und zu tatsächlich noch Post oder Anrufe kommen. Letztendlich läuft dann doch sehr vieles noch von hier.
Die Grenzen der digitalen Lehre
moritz.medien: Also ist bei Ihnen in der Uni die Internetqualität ganz gut. Was raten Sie denn Studierenden, die sich technisch nicht so gut ausgestattet sehen?
Weber: Ja, das ist ein Problem! Ich muss sagen, dass das jetzt in der Corona-Pandemie uns zum ersten Mal so richtig in das Bewusstsein gedrungen ist. Die ganze Zeit haben alle von den Möglichkeiten digitaler Lehre geschwärmt und jetzt zeigen sich die Grenzen, nämlich dass eine entsprechende Internetverbindung vorausgesetzt ist.
Was wir machen können – und das ist im Prinzip das Einzige, was wir gegenwärtig als Lösung sehen – ist, dass wir möglichst viel asynchrone Lehrmaterialien ins Netz stellen. So können die Studierenden, wenn sie Zugang zum Netz haben, die Lehrmaterialien herunterladen. Das Schwierige sind die synchronen Veranstaltungen.
Außerdem haben wir die Fakultäten gebeten zu prüfen, ob es möglich ist, dass einzelne Seminarräume geöffnet werden, natürlich mit Corona-Sicherheitsmaßnahmen. So kann es unter Umständen die Möglichkeit geben, dort die Materialien herunterzuladen. Ein Dauer-Arbeitsplatz hingegen ist schwierig.
moritz.medien: Wir haben eine kleine Umfrage zur Qualität der digitalen Lehre in den sozialen Medien gestartet. Bei dieser Umfrage ist uns aufgefallen, dass die Antworten sehr weit schwanken. Gibt es denn gewisse Mindestanforderungen, die sie an digitale Lehre stellen oder reicht es jetzt zum Beispiel ein handgeschriebenes Skript von vor 20 Jahren hochzuladen?
Weber: Für die digitale Lehre gelten die Qualitätsstandards, wie sie für die Lehre insgesamt gelten. Natürlich soll sie aktuell sein und natürlich soll sie möglichst interaktiv gestaltet werden. Da gibt es bei digitalen Formaten Grenzen, aber aktuelle Informationen sind das Mindeste, was man an Anforderungen an die Lehrqualität zu stellen hat. Was wir machen ist, dass wir dieses Semester auch nutzen, um anstelle der üblichen Lehrevaluation, eine Evaluation im Hinblick auf digitale Lehre durchführen. Also angefangen von der technischen Qualität, über die Formate, die angeboten werden, bis hin zu den Inhalten.
Für uns, und natürlich auch für Sie, ist das Sommersemester wie ein groß angelegtes Experiment. Wir machen das in der Form zum allerersten Mal und wir brauchen Rückmeldungen um Erfahrungen zu sammeln, was gut läuft, aber auch was schief läuft.
moritz.medien: Gibt es denn gewisse Vorgaben für die Professor*innen?
Weber: Wir haben natürlich Empfehlungen ausgesprochen, sich sachkundig zu machen. Wir haben in dem Projekt „interstudies“ mit Frau Kiesendahl jemanden, der in Hinblick auf e-Learning und digitale Formate sehr gut ist. Wir haben im Rahmen des „interstudies“-Projektes immer wieder Angebote gemacht, sich im Hinblick auf digitale Lehre kundig zu machen und hier Hilfestellung angeboten. Es gibt viele Lehrende, von denen wir wissen, dass sie das Angebot nutzen, und dass sie auch sehr davon angetan sind, dass sie nun im Rahmen dieses „Crashkurses“ Corona-Semester mehr oder weniger dazu gezwungen werden etwas zu tun, was sie die ganze Zeit schon tun wollten.
Von daher kann ich mir vorstellen, dass die Qualität sehr streut: also von ohnehin schon Experten und Expertinnen, die das perfekt beherrschen, über diejenigen, die sich das ganz schnell jetzt aneignen, bis hin zu denjenigen, die nach wie vor eher zögerlich der ganzen Sache gegenüber stehen. Ich würde sagen, und das gilt für die Präsenzlehre ähnlich, dass wir ein breites Spektrum im Hinblick auf die Lehrqualität haben.
moritz.medien: Inwieweit halten Sie die in diesem Semester erworbenen Prüfungsleistungen für vergleichbar?
Weber: Wir haben festgelegt, dass unter Umständen andere Prüfungsformate gewählt werden müssen. Auch wenn sich die Art der Lehre ändert, muss das Ziel erreicht werden zu überprüfen, dass bestimmte Qualifikationen erworben sind. Und in dem Moment, wo das möglich ist, also nur ein anderes Prüfungsformat genutzt wird, ist das völlig in Ordnung.
moritz.medien: Auch wenn die Lehre in einer anderer Form stattgefunden hat?
Weber: Ja, das ist aber genau das, wo wir die Flexibilität brauchen, die wir durch die Änderung der Rahmenprüfungsordnung bewirken wollten: Wenn sich die Lehre ändert, muss sich notgedrungen natürlich auch die Prüfung ändern. Denn ich kann eine Praxiserfahrung, die nicht erbracht werden konnte, nicht zum Gegenstand einer Prüfung machen.
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