Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Für die nächste Woche nehme ich mir vor, jeden Tag zehn Minuten zu meditieren. Allerdings bin ich schon, bevor mein Selbstexperiment überhaupt startet, überfordert. Denn was Meditation eigentlich genau ist und wie man nun richtig meditiert, davon habe ich keine Ahnung. Zwischen all den Meditations-Apps und nullachtfünfzehn Youtube-Anleitungen fühle ich mich schon nach dem ersten Mal Googeln verloren. Wie soll man sich denn da auch zurechtfinden? Ich schlage also wohl oder übel den Weg in die Bibliothek ein und werfe einen Blick in die Fachliteratur. Ich lerne, dass es beim Meditieren vordergründig gar nicht, wie laienhaft von mir angenommen, um Entspannung und Stressbewältigung geht, sondern darum, Einsichten in unser Sein zu bekommen. Nach einer Dreiviertelstunde Bücher wälzen beschließe ich schließlich, dass für meine Zwecke ein nullachtfünfzehn Video auf Youtube wohl doch ausreichen wird.

Montag

Da sitze ich nun im Schneidersitz und mit geschlossenen Augen vor meinem Fernseher auf dem Boden. Viel mehr passiert auch nicht, als ich mir eine zehnminütige geführte Meditation für Anfänger auf Youtube anhöre. Meine Gedanken schweifen natürlich hin und wieder ab. Trotzdem kann ich mich überraschenderweise die allermeiste Zeit auf mich konzentrieren und am Ende der Meditation durchströmt mich ein seltsames Gefühl der Zufriedenheit. 

Dienstag

Leider komme ich heute erst später am Abend zum Meditieren. Aber ich muss sagen, ich habe mich schon den ganzen Tag auf diesen Moment gefreut. Wieder begleitet mich ein Youtube-Video bei meiner Meditation. Es ist alles so wie am Tag davor. Am Ende bin ich zufrieden und verwundert darüber, wie schnell zehn Minuten vorbeigehen können.

Mittwoch

Fast hätte ich das mit dem Meditieren heute vergessen. Ich habe echt viel zu tun diese Woche – umso besser, dass ich mich für ein paar Minuten nicht mit den Problemen des Alltags sondern nur mit mir beschäftigen muss. Und das klappt bisher unerwartet gut. Noch kann ich aber nicht feststellen, ob das Meditieren irgendeine positive Auswirkung auf den Rest meines Lebens hat.

Donnerstag

Am heutigen Tag probiere ich eine geführte Meditation für mehr Selbstvertrauen aus. „Du bist gut genug! Sei so, wie du bist!“ und andere nette Dinge sagt mir eine Stimme immer und immer wieder. Ich bin noch unschlüssig, ob mir das gefallen hat oder nicht. Und ob ich dadurch den Tag mit mehr Selbstvertrauen als üblich meistere, dabei bin ich mir auch eher nicht so sicher.

Freitag

Nach meinem gestrigen Ausflug zur Meditation für mehr Selbstvertrauen, wende ich mich heute dann doch wieder einer normalen Anfängermediationen zu. Und das gefällt mir auch deutlich besser: weniger Worte, die mich ablenken können.

Samstag

Heute ist eigentlich nichts anders als die letzten Tage. Meditieren klappt so gut, wie es eben klappt. Ab und zu kommen mir währenddessen sprunghafte Gedanken, aber trotzdem habe ich das Gefühl, im Laufe der Woche Fortschritte gemacht zu haben, was das angeht. 

Sonntag

Für den letzten Tag meines Selbstexperiments habe ich mir noch einmal etwas Besonderes überlegt. Da ich ja jetzt schon etwas geübter in Sachen Meditation bin, will ich versuchen, mal ganz allein ohne irgendeine leitende Stimme zu meditieren. Ich mache mir also entspannende Musik an und stelle einen Wecker auf 10 Minuten. Leider habe ich meine Fähigkeiten dann doch etwas überschätzt, währenddessen frage ich mich nämlich ständig, wie viele Minuten wohl noch übrig sind und kann mich nicht wirklich konzentrieren. Aber wie sagt man so schön: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Fazit

Um wirklich in die Tiefen meines Seins abzutauchen, muss ich wohl noch viel üben. Trotzdem hat mir die letzte Woche Spaß gemacht. Es fühlte sich gut an, sich bewusst ein paar Minuten am Tag nur Zeit für sich selbst zu nehmen. Ist schon komisch, dass das bei mir normalerweise nicht der Regelfall ist. Zwar haben mich die letzten sieben Tage nicht zu einem vollkommen neuen Menschen gemacht, aber mein Selbstexperiment hat mich hier und da entschleunigt und vom Stress um mich herum wenigstens für einen kurzen Moment befreit. In Zukunft werde ich mich wohl öfter, wenn auch nicht jeden Tag, dazu zwingen, mir bewusst Zeit für mich zu nehmen und meine Meditationskünste weiter ausbauen.

Und damit: Namasté!

Beitragsbild: Simon Rae auf Unsplash
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