Die beiden norwegischen Bands Kajsa Balto Trio und Sex Magick Wizards wurden im letzten Jahr ausgiebig gecoacht. Jetzt, am vergangenen Dienstag auf dem Nordischen Klang waren sie ausreichend vorzeigbar, um zum ersten Mal auch im Ausland aufzutreten.
Als die Sex Magick Wizards vom Nordischen Klang gebucht wurden, hießen sie noch Viktor Bomstad, benannt nach dem Gitarristen und Komponisten der Band. Mittlerweile performen sie Sexmagie. Veranstalter Dr. Frithjof Strauß erklärt in seiner Vorrede lachend, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, was das bedeuten könnte – entweder werden sie versuchen, sexuelle Ziele mit Magie zu erreichen oder magische Ziele mit Sex.
Dass die Sex Magick Wizards eine ganz eigene Art von Musik haben, merkt man schon, als sie die Bühne betreten, gehüllt in goldene Umhänge, Mönchskostüme, barfuß und mit Masken vor den Augen. Ihre Musik ist eine laute Mischung aus Jazz und Alternative, durchmischt mit Elementen aus Classic Rock oder Thrash. Ganz wie ihre Vorbilder aus den 70ern, darunter zum Beispiel John McLaughlin oder das Gateway Trio, haben sie Spaß daran, mit ihren Instrumenten – E-Gitarre, Schlagzeug, Kontrabass und Saxofon – zu experimentieren. Obwohl sie laut Programmheft des Nordischen Klangs „traditionellen, samischen Joik“ in ihren Liedern verarbeiten sollen, wird nur wenige Male wirklich gejoikt. Darunter einmal in den Korpus der E-Gitarre hinein.
Vielleicht verließen gerade wegen dieses Erwartungsbruchs einige Gäste während des Auftrittes die Vorstellung. Vielleicht war auch einfach der Unterschied zur ersten Band, dem Kajsa Balto Trio, zu krass.
Kajsa Balto, die Sängerin der Band, wuchs in Oslo auf, als Tochter eines Samen und einer Norwegerin. Zwischen den einzelnen Liedern erzählt sie dem Publikum immer wieder Geschichten aus ihrer Kindheit oder der ihres Vaters, Hintergründe zu ihren Lieder, Ereignisse, die sie inspiriert haben. Als Kind im Norwegen der 50er und 60er Jahre hatte ihr Vater es nicht immer leicht – er musste seinen Bruder sterben sehen und wurde von der norwegischen Politik schon früh gezwungen, ein Internat zu besuchen, in dem ihm seine eigene Sprache verwehrt wurde. Auch wenn er Samisch deshalb nie schreiben lernte, kann er es doch sprechen und er brachte es seiner Tochter bei, genauso wie das Joiken. Diese tiefe Verbundenheit zur Natur, zur Familie und zur samischen Tradition lässt Kajsa Balto in ihre Lieder einfließen, widmet eines dem Onkel, den sie nie kennenlernen konnte, ein anderes der alten Kiefer auf dem Hof ihres Vaters, ein weiteres dem Schlaflied der Trollmutter. Dabei sind die melodischen Texte, untermalt von Percussion, Cello und Keyboard, immer zum Teil auch auf Norwegisch – als Spiegel der anderen Hälfte ihrer Herkunft.
Wer bis zum Schluss blieb, konnte am Dienstagabend im St. Spiritus mit den beiden Bands einige Einblicke in die norwegische Musik gewinnen. Das Publikum war begeistert. Die Sex Magick Wizards machten ordentlich Stimmung und die Leute tanzten ausgelassen dazu. Und Kajsa Balto und ihr Trio wurden vom Publikum nicht eher von der Bühne gelassen, bis sie eine Zugabe spielten – obwohl aus der Menge eigentlich drei verlangt wurden.
Beitragsbilder: Julia Schlichtkrull