Retro, retro, retro yeah! Die neue Kolumne über alte Dinge. Kennt Ihr diese Spiele, Filme, Accessoires noch? Aus der Kindheit, meist noch aus den 90ern stammen sie und sind vielleicht ja doch noch ein Guilty Pleasure des ein oder anderen.

Dieses Mal mit dem Thema: Schloss Einstein

Als der Begriff „Schloss Einstein“ in der Redaktion fiel, wurde ich sofort hellhörig. „Eine der Kinder- und Jugendserien, die man früher gerne geguckt hat“, hieß es. Dass ich mir gerade ein paar Monate zuvor nochmal die erste Staffel bei YouTube angeguckt hatte, habe ich in diesem Moment lieber nicht laut gesagt. Ich hatte natürlich sofort die einschlägige Titelmelodie im Kopf: „Alles ist, aaalles ist relativ normal, alles ist, aaalles ist uns manchmal echt egal, selbst Einstein hatte nur ’ne vier in Mathe und war später dann total genial“ – ich glaube, ich könnte sogar noch den Mittelpart mitrappen.

Seit 1998 wird Schloss Einstein schon gedreht und ist bis heute erfolgreich. Die Einsteiner waren einfach schon immer „die Kids von morgen“. Die Serie war in meiner Kindheit und Jugend immer eines der Highlights des Tages. Konnte ich nicht rechtzeitig für die Ausstrahlung um halb drei vor dem kastenförmigen Fernseher sitzen und KiKa einschalten, so habe ich die Serie aufgenommen, um sie später zu sehen und bloß nichts zu verpassen. Die Geschichten, die im Internat Einstein spielten, habe ich damals mit ganzem Herzen miterlebt und -gefühlt. Das, was für einige heute vielleicht GZSZ ist, war für mich Schloss Einstein – nur viel cooler. Irgendwie konnte sich jeder mit mindestens einem der Charaktere identifizieren.

Neben der ersten großen Liebe, dem ersten gebrochenen Herzen und dem Alltag pubertierender Teenies ging es auch um Probleme im Elternhaus oder Lernschwierigkeiten. Streit mit Freund*innen, Krankheiten, Tod – alles wurde mal thematisiert. Auch Drogen oder Alkohol wurden angesprochen, natürlich immer mit einer Moral am Ende. Und was für eine Kinderserie vor allem damals wahrscheinlich nicht selbstverständlich war, waren selbst politische Themen, die diskutiert wurden. Und natürlich kamen die fiesen Lehrkräfte und unfairen Behandlungen nicht zu kurz. Aber irgendwie wurden am Ende immer die für mich richtigen Werte vermittelt. Und den Bildungsauftrag hat der Kinderkanal mit dieser Sendung auch erfüllt: Im Matheunterricht wurde gefühlt immer der Satz des Pythagoras behandelt: a²+b²=c². Die einzige mathematische Formel, die ich mir jemals merken konnte.

Apropos Mathematik: Vielleicht kann sich der eine oder die andere ja noch an das Lehrpersonal erinnern. Niemals vergessen werde ich Herrn Dr. Wolfert aus den ersten Staffeln, der immer als total streng galt (aber wie ich glaube, ein gutes Herz hatte) und später die Mathelehrerin Frau Gallwitz heiratete. Wer nie im Repertoire fehlen durfte, war ein attraktiver Sportlehrer, an den eine Schülerin ihr Herz verlor, um dann zu merken, dass Erwachsene eigentlich doch nicht so cool wie die Gleichaltrigen sind. Ein weiterer Name, den wahrscheinlich fast jeder Schloss-Einstein-Fan kennt und ins Herz geschlossen hat: Herr Pasulke. Der Hausmeister ist die Person, die am längsten in der Serie zu sehen war. In 17 Staffeln war er ein wichtiger Teil des Internats. Nicht nur einfach der Mann, der den Ersatzschlüssel parat hatte oder den Wasserhahn reparieren konnte. Nein, er hatte für alle ein offenes Ohr und war irgendwie sowas wie ein Ersatzonkel für die Jugendlichen, man musste ihn einfach mögen. Und dann gab es natürlich noch den knuffigen Herrn Dr. Stollberg, der wegen seiner Liebe zu Aquarien von den Einsteinern „Guppi“ genannt wurde. Der neue Direktor war dann Herr Dr. Berger aber ich habe herausgefunden, dass der inzwischen von einem gewissen Herrn Chung ersetzt wurde. Der neue Rektor bringt wohl Themen wie „digital und kreidefrei“ mit ins Einstein. Man merkt: Die Serie ist aktueller und moderner denn je und doch gar nicht so retro. Obwohl, es wäre doch auch mal Zeit für eine Frau als Schulleitung, oder? Schloss Einstein läuft übrigens immer noch jeden Wochentag um 14.35 Uhr auf KiKa, inzwischen in der 22. Staffel.

Beitragsbild: Lilli Lipka