Wie kann ein Teddybär Kindern die Angst vorm Arzt nehmen? Was haben Frauenrechte oder ein Aufenthaltsstatus mit Medizin zu tun? Warum sind Sexualität und Prävention immer noch gesellschaftliche Tabuthemen, und wie können Jugendliche leichter damit vertraut gemacht werden?
Am Donnerstag den 11.04. stellten sich auf einem vom FSR Medizin organisierten Infoabend verschiedene Greifswalder Lokalprojekte vor. Jede der Organisationen setzt dabei andere Themenschwerpunkten, die medizinische Fragen ganz praktisch in den Alltag integrieren und nicht nur für angehende Mediziner*innen interessant sein können.
Viele der Lokalprojekte widmen sich der allgemeinen Aufklärung, auch der von Kindern. Bei den Kleinsten angefangen, hat es sich das Teddybärkrankenhaus zur Aufgabe gemacht, KiTa-Kindern die Angst vor Ärzt*innen und Krankenhäusern zu nehmen. In der Teddybären-Woche Anfang Mai kommen dafür hunderte Kinder aus Greifswald und Umgebung mit ihren Stofftieren zu den Teddybär-Doktor*innen, um sich eine solche Behandlung einmal aus nächster Nähe anzusehen und spielerisch dafür sensibilisiert zu werden. Mit bereits etwas älteren Kindern arbeiten Mit Sicherheit Verliebt zusammen, die vor allem Schüler*innen zwischen der 6. und 8. Klasse im vertrauten Kreis ganz ohne Lehrkräfte die Themen Sexualität und Prävention vermitteln möchten. Neben diesem pädagogischen Anspruch geht es aber auch ganz allgemein darum, sich bei Diskussionsrunden und Ähnlichem über Dinge auszutauschen, vor denen viele in unserer Gesellschaft leider noch immer zurückschrecken.
Auch das Projekt Aufklärung Organspende möchte sensibilisieren. Neutral, also ohne für oder gegen Organspende zu werben, wollen die Studierenden das Thema unter Schüler*innen und der allgemeinen Bevölkerung lediglich bekannt machen, und dabei die wichtigsten Fragen klären: Wie läuft eine Organspende überhaupt ab? Was ist Hirntod? Aktuell hat die AG eine Vortragsreihe organisiert, die immer mittwochs um 19 Uhr stattfindet, und bei der verschiedene Expert*innen und Betroffene ihre Erfahrungen teilen. Das Lokalprojekt Medizin und Menschenrechte setzt sich mit allen Problemen auseinander, bei denen Medizin und Gesundheit vor dem Hintergrund von Menschenrechtsfragen betrachtet werden müssen. Wie kann lokal und global für alle Menschen ein Zugang zu medizinischen Versorgungseinrichtungen gewährleistet werden? Wie kann Geflüchteten bei ärztlichen Fragen geholfen werden, zum Beispiel um Sprachdifferenzen zu überwinden? Was ist mit der Integration von Frauenrechten oder dem Umgang mit Opfern sexueller Gewalt? Zu den verschiedenen Fragen werden regelmäßig Vorträge, Workshops oder Filmscreenings organisiert, um die Aufklärung auch aus dem Kreis der Studierenden herauszutragen.
Die AGs Austausch, EH-MED und die Anamnesegruppe setzen sich hauptsächlich für Studierende aus dem Bereich der Medizin ein. Austausch kümmert sich vor allem um die Organisation und um die anfallenden Formalitäten bei Forschungspraktika, sowohl um Greifswalder Studierende ins Ausland zu bringen, als auch ausländische Studierende nach Greifswald zu holen. Die Mitglieder der AG EH-MED bieten Erste Hilfe Kurse für Studierende und Schüler*innen an, und werden regelmäßig selbst von Ärzt*innen zu immer neuen Themen fortgebildet, darunter zum Beispiel Hilfe in der Urologie und bei Kindernotfällen. In der Anamnesegruppe sollen Medizin- und Psychologie-Studierende bereits in der Vorklinik an Patientengespräche herangeführt werden. Bei wöchentlichen Treffen sollen die Teilnehmenden so mit dem Umgang mit Patient*innen vertraut gemacht werden, und erhalten dabei individuelles Feedback von Tutor*innen und detaillierte Erklärungen zu den verschiedenen Krankheitsbildern.
Mehr Informationen zu den Organisationen sowie die jeweiligen Zeiten ihrer Sitzungen sind über die Website des FSR Medizin einsehbar. Die meisten der Projekte und AGs suchen dabei nicht nur nach Mediziner*innen, sondern freuen sich auch über Neuzuwachs aus anderen Fakultäten, nicht zuletzt um einen größeren, transdisziplinären Blickwinkel zu erhalten. Einmal vorbeikommen und reinschnuppern lohnt sich also immer!
Beitragsbilder: Julia Schlichtkrull