Du brauchst nach dem stressigen Prüfungsalltag dringend ein wenig Abstand von Greifswald und dem Schreibtisch? Dann kommt hier mein Vorschlag, um die Batterien wieder neu aufzuladen: ab nach Nepal in die majestätischen Berge des Himalaya. Beeindruckende Natur, unglaublich freundliche Menschen und super leckeres Essen – was will man mehr?

Der einzige Berg, den Greifswald zu bieten hat, ist der Müllberg am Hafen und den hat man schon sehr schnell erklommen. Wem hier oben im Norden die Berge fehlen, sollte seine Semesterferien nutzen, um sich ein paar der höchsten Berge der Welt anzuschauen. Der März ist die perfekte Reisezeit, da die Hauptsaison erst ein paar Wochen später beginnt und es somit noch nicht so überfüllt ist auf den Wanderwegen, aber trotzdem ist das Wetter schon gut genug fürs Wandern.  Auch im September und Oktober sind die Bedingungen für einen Treck hervorragend, falls es doch eher im nächsten Semester klappen sollte.

Die Auswahl an Wanderungen ist enorm groß, von einfachen Tagestrips über kurze Trecks von 3-4 Tagen bis hin zu 14- bis 20-tägigen Trecks ist alles dabei. Die beliebtesten Touren sind bei den etwas längeren Strecken wahrscheinlich der Annapurna Circuit, das Annapurna Basecamp oder die Wanderung zum Everest Basecamp, die mit etwas Training und guter Kondition auch von Hobby-Wanderern bewältigt werden können. Ich habe im letzten Jahr ohne viel Training die achttägige Wanderung zum Annapurna Basecamp auf 4130m Höhe gemacht und war absolut begeistert. Auch wenn ich und meine Knie ab und zu die vielen Stufen verflucht haben.

Wenn man sich entscheidet, in Nepal wandern zu gehen, muss man zunächst einiges planen. Möchte man einen Guide und/oder einen Porter, der für einen den Rucksack trägt? Wie lang soll die Wanderung sein, die man macht? Entscheidet man sich dafür, alles über eine Organisation zu buchen? Bei meiner Planung im letzten Jahr haben wir uns entschieden, mit der Firma Magical Nepal zu arbeiten. Sie finden für jeden individuell die beste Route, je nach Fitnessgrad und reservieren die Unterkünfte in den Hütten unterwegs. Außerdem übernehmen sie den Transport von Kathmandu nach Pokhara und von dort an den Startpunkt der Wanderung und wieder zurück. Ein weiterer sehr hilfreicher Aspekt war das Organisieren des Trekking Permit, welches man in Nepal braucht, um bestimmte Wanderung antreten zu dürfen.

Wir haben uns entschieden, ohne Porter aber dafür mit Guide zu wandern, der die Strecke sehr gut kennt. Auf dieser Wanderung braucht man das nicht unbedingt aber es ist einfacher schöner, einen Nepalesen dabei zu haben, der uns seine Kultur näher bringen kann. Unser Bergführer hieß NT und war ein unglaublich offener und interessierter Mensch, mit dem wir uns super verstanden haben. Wir haben von ihm sehr viel über die Menschen in den Bergen und ihre Traditionen erfahren und wie Nepal noch immer mit den Folgen des schweren Erdbebens von 2015 zu kämpfen hat.

Die Wanderung war anders, als wir erwartet hatten. Überwiegend bestand die Strecke aus ungleichmäßig hohen Steinstufen mit einigen normalen Sandwegen zwischendrin. Und wer denkt, es geht dabei fünf Tage nach oben und drei Tage wieder runter, hat sich getäuscht. Wir sind jeden Tag auf zwei bis drei Berge hochgestiegen und wieder runter zum Fluss gewandert, um zum nächsten Dorf zu kommen. Ein tägliches auf und ab, das ordentlich auf die Beine geht. Manchmal hatten wir Glück und mussten nicht bis ganz runter wandern und es gab eine der vielen Hängebrücken zwischen den Bergen. Die sahen nicht immer super vertrauenswürdig aus aber sie haben gehalten.

Auf dem Weg sahen wir regelmäßig Pferde- oder Kuhherden, die schwere Lasten transportiert haben und durch die Glocken an den Halsbändern schon aus weiter Entfernung hörbar waren. Außerdem haben wir überall Hunde angetroffen, vom Welpen bis zum alten Hund war alles dabei, und einige von ihnen sind uns teilweise für Stunden gefolgt und haben mit uns gespielt. Da ist mir jedes Mal mein Hundeliebhaberherz aufgegangen. Doch nicht nur die Tiere haben schwer zu tragen, sondern auch die Porter, die die Lebensmittel und andere wichtige Dinge für die Hütten transportieren. Die Hütten sind in der Region nur zu Fuß erreichbar, also muss alles per Hand in die Berge getragen werden. Es ist wirklich beeindruckend, zu sehen, was die Männer alles auf einmal tragen können. Und dann laufen sie die Strecke teilweise nur mit Flip Flops.

Die Hütten sind alle sehr einfach aber haben alles, was man braucht. Es gibt Schlafsäle und private Zimmer und einen beheizten Aufenthaltsraum, in dem gegessen wird. Ganz wichtig ist es, einen eigenen warmen Schlafsack und warme gemütliche Sachen mitzunehmen, denn gerade im März kann es nachts noch sehr kalt werden. Das Essen ist in jeder Hütte unglaublich lecker gewesen. Die Einwohner schwören auf die Dal Bhat Power, Dal Bhat ist ein Alltagsgericht mit Reis, Curry und Linsensuppe, das einem wieder die nötige Kraft für den nächsten Tag gibt. Aber auch die nepalesischen Teigtaschen Momo sind eines meiner Lieblingsgerichte geworden. Und natürlich gehört auch der Milchtee mit leckeren Gewürzen dazu, um sich wieder aufzuwärmen.

So sind wir von Hütte zu Hütte gewandert, jeden Tag für 4-5 Stunden, bis wir endlich den Aufstieg zum Basecamp vor uns hatten. An dem Tag war die Steigung nicht sehr hoch aber wir waren trotzdem langsam unterwegs, denn ab 3000m wird die Luft dünner und das Wandern anstrengender. Um sich vor der Höhenkrankheit zu schützen, sollte man also viel Wasser trinken und sich nicht überanstrengen. Aber das Gefühl, als wir endlich auf 4130 Höhenmetern angekommen sind, war phänomenal. Wir hatten eine 360 Grad Aussicht auf die wunderschönen Berggiganten des Annapurna-Gebirges, die alle über 7000m hoch sind. Das ist ein wirklich atemberaubender Moment, nach der anstrengenden Wanderung tatsächlich dort zu stehen und man fühlt sich plötzlich winzig klein.

Vor der Reise war ich mir nicht sicher, ob ich mir mit der Wanderung vielleicht zu viel vorgenommen habe – ohne viel Training und mit der Gefahr der Höhenkrankheit. Aber wir haben uns nie übernommen, die Route war für uns perfekt geplant und am Ende war die Aussicht unterwegs und ganz besonders auf dem Basecamp jeden schmerzenden Muskel wert. Man kann dabei den Alltag komplett hinter sich lassen, in eine ganz andere Welt eintauchen und mal nicht jederzeit erreichbar sein. Für mich ist das nach einer anstrengenden Prüfungsphase genau das, was ich brauche.

 

Wer noch genauere Details über meine Wanderung zum Annapurna Basecamp und unsere Route möchte, kann hier den Blogartikel dazu finden:

https://nellywanderlust.wordpress.com/2018/03/14/happy-trekking-in-the-himalaya/#more-1554

 

Beitragsbilder: Rike Gelke