Am letzten Wochenende war es im Studentenclub Kiste möglich, in die wundersame Welt des Pen & Paper Rollenspiels sowie der Tabletop-Spiele einzutauchen. Von Freitag bis Sonntag bot sich ein reichhaltiges Angebot an Unterhaltung. Wir waren für euch vor Ort und haben uns die erste Greifswalder Rollenspielconvention „Weltenfluss“ angesehen und dabei auch fleißig alles ausprobiert.
Doch was hat es mit Pen & Paper Rollenspielen und Tabletop eigentlich auf sich?
Allgemein kann man sagen, dass bei einem Rollenspiel bestimmte Geschichten und Abenteuer erzählt und erlebt werden. Ein wichtiger Unterschied besteht dabei im „Live Action Roleplay“, dem „Larp“, und dem Pen & Paper Rollenspiel. Beim Larp hüllen sich die Teilnehmer in Gewandungen und eventuelle Gefechte werden mit Polsterwaffen aus beständigem Schaumstoff oder Latex ausgetragen. Pen & Paper lebt eher von der Erzählung. Diese übernimmt in der Regel ein Spielleiter. Dieser beschreibt die Orte und Umgebungen genauer und übernimmt die Rolle von Nicht-Spieler-Charakteren (sogenannten NSCs), damit auch diese lebendig wirken. Die anderen Teilnehmer verfügen über Charakterbögen mit Werten für gewisse Attribute wie Agilität oder Stärke die, in Zusammenhang mit dem Wurf von Würfeln, darüber bestimmen, ob spezielle Handlungen erfolgreich sind oder eben nicht. Ach ja und ein Stift gehört auch zur Ausrüstung dazu. Auch wenn sich Rollenspiele unterscheiden geht es meistens darum, als Gruppe zusammenzuarbeiten und ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Was die Szenarien dabei angeht war ich persönlich sehr beeindruckt, was es für eine immense Vielfalt gibt. Ob man nun gemeinsam versucht eine Flugzeugentführung in der Gegenwart zu überleben, in einer Fantasywelt einem mysteriösen Kult nachgeht oder in der Zukunft versucht ein wertvolles Relikt zu stehlen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetz. Von A wie Anarchie bis Z wie Zombieapokalypse ist für jeden etwas dabei.
So auch für mich. Ich spielte eine Runde „Fiasko“. Angesiedelt in der eher düsteren Warhammer Fantasy Welt erlebte unsere vierköpfige Gruppe eine Geschichte voller Manipulation, korrupter Autoritäten und einem tragischen Liebespaar. Viel mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht über die Handlung verraten, denn man sagte mir: „Was in einer Partie Fiasko passiert, bleibt in einer Partie Fiasko.“ Sagen wir einfach es fanden sich Elemente aus Romeo und Julia, ein gefallener Held und ein schiefgeganges Detektivspiel zu einem spannenden Abenteuer zusammen.
Worüber ich allerdings gerne mehr verrate, ist die Erfahrung auf der Convention allgemein. Alle Leute, die ich dort traf, mit denen ich spielte oder denen ich auch nur ein paar Fragen stellte, hatten eins gemeinsam: Sie waren super freundlich. Jeder war bereit mir Dinge zu erklären oder auf meine Fragen zu antworten. Auch als kompletter Neuling fühlte ich mich sofort willkommen. Die von dem Ryckspiel-Team veranstaltete Con bot neben Platz für Rollen- und Tabletop Spielen auch viele andere Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. So hatte der Atlantis Rollenspieladen aus Hamburg einen Stand, an dem man nach Herzenslust einkaufen konnte. Farina de Waard war vor Ort und las aus ihren Büchern vor. Es gab eine Tombola ohne Nieten aber mit tollen Preisen. Jennifer S. Lange stellte Bilder, Postkarten und Poster zum Verkauf aus und bot Charakterzeichnungen an. „Niyomi Handmade“ zeigte handgemachte Accessoires und Schmuck an ihrem Stand und Tabletop-Rostock war ebenfalls vor Ort und gab einen Einblick in die Welt des Tabletops u.v.m.
Bei den Leuten von Tabletop-Rostock erklärte man mir auch ganz allgemein, was Tabletop bedeutet. So zählen eigentlich die meisten Karten-, Brett- oder Würfelspiele zu den Tabletop Spielen, da sie für gewöhnlich auf einer glatten Oberfläche wie zum Beispiel einem Tisch gespielt werden. Am bekanntesten dürfte dabei Schach sein, welches schon seit Jahrhunderten gespielt wird. Ebenfalls schon lange beliebt ist das sogenannte „Miniature wargaming“. Dabei treten rundenbasiert auf Schlachtfeldern Armee gegeneinander an. Einzelne Einheiten oder ganze Truppenverbände werden dabei durch Figuren verkörpert. Das Grundprinzip stammt schon aus dem Jahre 1913 von H.G. Wells, aus seinem Buch „Little Wars“. Populärer wurde das Ganze dann später in den 1960ern und 1970ern als immer mehr SciFi und Fantasy Themen Einzug in diese Spiele fanden und gewisse Firmen wie Games Workshop, Warlord Games oder Freebooters erfolgreich wurden. Einer der beliebtesten Vertreter dieser Gattung Spiel stellt dabei Warhammer 40k dar, dessen erstes Regelwerk aus dem Jahre 1987 stammt und von dem die letzte Editon aus dem Jahre 2017 kommt.
Ich selbst versuchte mich an einer Partie „Star Wars X-Wing“. Nach einer Einführung in das Spiel und seine Regeln stürzte ich mich auch gleich in ein Gefecht. Anfangs zwar noch mit regelmäßigen Fragen (die mir aber auch immer beantwortet wurden), aber mit der Zeit begriff ich die Mechaniken des Spiels. Es machte viel Spaß zu taktieren und zu versuchen eine Strategie zu entwickeln, um seinen Gegner zu besiegen. Meine zwei TIE-Fighter gewannen zwar nicht gegen Luke Skywalker, aber Laune hat es dennoch gemacht. Des Weiteren hieß es am Ende, dass es für meine erste Partie wirklich gut war.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Besuch auf der Rollenspielcontion „Weltenfluss“ ein fantastisches Erlebnis war. Egal ob Anfänger oder Experte, jeder kam auf seine Kosten. Die Atmosphäre war angenehm und man fühlte sich sofort gut aufgehoben. Der Umgang war äußerst freundschaftlich, das Angebot zum ausprobieren und shoppen reichhaltig und der Spaßfaktor hoch. Persönlich empfehle ich allen, die sich auch nur vage für Brettspiele oder packende Abenteuer interessieren, beim nächsten Mal dabei zu sein. Wer nicht so lange warten will oder sich erst einmal in kleinerer Runde ausprobieren will, kann in den Studentenclub Kiste gehen. Das Ryckspiel-Team veranstaltet dort regelmäßig Pen & Paper Tage. Das nächste Mal am 03.11. ab um 11 Uhr.
Das Prinzip des Miniaturen-Wargamings ist tatsächlich schon etwa hundert Jahre älter als Wells „Little Wars“: das „Kriegsspiel“ des preußischen Barons von Reiswitz, von 1824! Aber gut – muss man nicht wissen, wenn man sich nicht gerade intensiver mit Spielgeschichte beschäftigt.
Ansonsten ein netter Bericht, schön dass sich auch die Moritzmedien hier hin verirrten – allerdings hätte eine Portion Lektorat dem Artikel gut getan. 😉
Pssst. Es heißt Ryckspiel 🙂 Ohne e 🙂 Wie der Fluss.
Danke, Toni! Ist korrigiert! 🙂
Oha, an der Fiasko Runde war ich auch beteiligt…das Spiel hat seinen Namen definitiv verdient. Hat auf jeden Fall Spaß gemacht, sich einfach mal von Anfang an darauf einzulassen, dass am Ende eh alles schiefgehen wird und schlicht das zu tun, was die Geschichte möglichst spannend macht.
Werden beim Ryckspiel-Treffen denn nur Rollenspiele gespielt oder auch andere Gesellschaftsspiele? Gibt es noch weitere Spielevereine in Greifswald, denen man sich sonst alternativ anschließen kann?