Esst Ihr auch gerne Döner, Falafel, türkische Pizza, Naane oder andere arabische Spezialitäten?
Ist Euch dabei aufgefallen, dass beim Bistro Eures Vertrauens die angebotenen Speisen zurzeit besonders gut schmecken?
Nur woran könnte das liegen?

Das kann zum einen daran liegen, dass es schon immer besonders gut geschmeckt hat und mit Blick auf das schöne Wetter in Greifswald schmeckt der Döner eben noch mal so gut.
Zum anderen könnte es aber auch daran liegen, dass seit dem 16. Mai Ramadan ist. Das bedeutet, dass gläubige Muslime sich einer Fastenzeit unterwerfen. Und wer schon mal hungrig gekocht hat weiß, dass man sich dann besonders viel Mühe gibt.

Was aber bedeutet Ramadan für Muslime genau?
Wie jede große monotheistische Religion kennt auch der Islam das Fasten.
Hierbei ist das Ziel immer gleich. Es geht um die Reinigung des Körpers und der eigenen Seele, um dadurch Raum für Gebete oder Meditationen zu schaffen. Dabei soll ein verstärkter Fokus auf dem eigenen Glauben liegen. Er soll wiederentdeckt bzw. aufgefrischt werden. Die Heiligen zeigen in der jeweiligen Religion wie es geht:
Jesus zum Beispiel zog sich 40 Tage in die Wüste zurück, um seinen zukünftigen Aufgaben gewachsen zu sein. Moses hingegen musste fasten, um von Gott erhört zu werden und seine Gebote entgegennehmen zu dürfen. Ähnliches widerfährt auch Mohammed, der erst fastet bevor ihm der Koran offenbart wird.

Betrachten wir also den Ramadan etwas genauer.
Der Islam fußt auf fünf Säulen, die den Muslimen fünf Regeln mit auf den Weg geben. Dabei sind es die Pflichten der Muslime täglich zu beten (Salāt), ein Glaubensbekenntnis abzugeben (Schahāda), Almosen zu geben (Zakāt), die Wahlfahrt nach Mekka (Haddsch) und eben das Fasten (Saum).
Während der Fastenzeit selbst muss nicht nur auf das Essen und Trinken verzichtet werden, sondern gleichermaßen auch auf das Rauchen und den Sex.
Das alles bedeutet natürlich nicht, dass in der gesamten Fastenzeit, die etwa einen Monat umschließt, weder gegessen noch getrunken werden darf. Vielmehr ist es so, dass dies nur nach dem Sonnenuntergang gestattet ist. Dieses Ritual nennt sich Iftar. Nach Sonnenaufgang hingegen ist wieder Schluss mit dem Essen und Trinken. Allerdings gibt es Ausnahmen für Muslime, die an dem Fastenmonat nicht teilnehmen müssen. Diese sind Kranke, Alte, Kinder, Reisende und Schwangere.

Interessant ist, dass die Fastenzeit sich für die jeweils 1,3 Milliarden Muslime auf der Welt unterschiedlich gestaltet. Denn je nach dem wo man sich aufhält, variiert natürlich die Länge der Tageszeit bzw. der Nachtzeit. So hätte ein Muslim in der norwegischen Stadt Tromsø gar keine Möglichkeit zur Nahrungsaufnahme, da dort die Sonne vom 17. Mai bis zum 24. Juni überhaupt nicht untergeht.
Aber schon zu Deutschland gibt es eine klare Diskrepanz. Deutschland hat dieser Tage eine ungefähre Tageslichtdauer von 16 Stunden, wo es hingegen in Saudi-Arabien nur 13 Stunden sind.
Das verlangt der hiesigen muslimischen Gemeinde doch etwas mehr Disziplin ab als beispielsweise den Muslimen im Jemen.
Aber nicht umsonst wird die Fastenzeit auch als Prüfung wahrgenommen. Um so schöner ist dann das Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr), welches in diesem Jahr am 15. Juni stattfinden wird. Hier kommen dann ganz besondere Speisen auf den Tisch, wie Lahmacun (Teigfladen mit Hackfleisch), Arab köftesi (Bulgur-Klößchen), Mercimek Köftesi (Linsenlaibchen), Datteln etc…. Aber es wird nicht nur gegessen. Auch wird gemeinsam gebetet, Kinder bekommen Geschenke, es werden Freunde und Verwandte besucht und es wird gefeiert. Alles in allem ein sehr ausgelassenes und freudiges Fest.

Das Fastenbrechen ist demnach ein Fest der Zusammenkunft und der Freude. Dass aber das Fasten selbst Potenzial für Zusammenkunft auch überkonfessionell bieten kann, zeigt uns Belgien dieser Tage sehr eindrucksvoll.
Während sich andernorts Christen, Juden und Muslime das Leben schwer machen, setzt man hier auf ein andere Art des Umgangs miteinander. In der katholische Sankt-Johannes-Kirche in Brüssel feiern Juden, Christen und Muslime zusammen den Beginn des Ramadan. Hier findet ein Fest aller Kulturen und Religionen im friedlichen Einklang statt. Dies soll als Zeichen der Versöhnung und des friedlichen Miteinanders dienen.

Abschließend lässt sich also den nicht-muslimischen Studierenden einen guten Appetit beim Verzehr der dieser Tage besonders leckeren Köstlichkeiten wünschen, und den muslimischen Studierenden ein besonders schönes Fastenbrechen.

 

Beitragsbild Pratiksha Mohanty auf Unsplash