Am letzten Donnerstag hat sich die Bürgerinitiative „Museumshafen bleibt grün“ gegründet. Gemeinsam möchte man eine mögliche Bebauung der beliebten Grünflächen am Hafen verhindern und dieses Vorhaben hat mittlerweile auch schon enorm Fahrt aufgenommen.

Manchmal fragt man sich, wodurch Phänomene wie etwa „Politikverdrossenheit“ und fehlende Partizipation am politischen Handeln entstehen. Das demokratische System bietet ja eigentlich gute Grundlagen um sich umfangreich zu beteiligen und einzubringen. Dann bekommt man aber wiederum mit, wie in der Bürgerschaft innerhalb kürzester Zeit ein Filetstück, gemeint ist die Grünfläche vor der Stubnitz, zur Bebauung freigeben werden soll. Wer das in den letzten Wochen nicht mitbekommen hat, steht nicht alleine da: viele BürgerInnen fühlen sich und ihre Interessen hintergangen und nicht ernst genommen. Als wenn die Politik noch so viele Sympathien hätte, die sie sorglos verspielen könnte.

So gründete sich am Abend des 8. März die Bürgerinitiative „Museumshafen bleibt grün“. Viele Interessierte, ob Museumswerft oder AnwohnerIn, StudentIn oder RentnerIn, LokalpolitikerIn oder BürgerIn fanden sich zusammen und machten ihrem Unmut Luft. Erik von Malottki moderierte die Veranstaltung und präsentierte ein paar grundlegende Infos. So ist auf der Fläche aktuell geplant, ein zweistöckiges Gebäude mit einer Café-Kette im Erdgeschoss, samt Sitzplätzen davor, eine kostenpflichtige, „öffentliche“ Toilette sowie einem Gesundheitszentrum im Obergeschoss zu errichten. Besonders der ursprüngliche Abstimmungstermin über die Bebauung der Fläche, eigentlich am 19. März, welcher auf Antrag verschoben wurde, sorgte für viel Frust. So bleibt aktuell noch bis zum 12. April Zeit. Zeit wofür ? Das Ziel der BI ist es ein Bürgerbegehren, also eine Bürgerbefragung durchführen zu lassen. Dafür benötigt werden 4000 Unterschriften von allen Interessierten, die über 16 Jahre alt sind und ihren Hauptwohnsitz in der Hansestadt Greifswald haben. Sollte dies gelingen, so könnte man bei den Landratswahlen am 27. Mai ohne größeren Aufwand einen Abstimmungszettel hinzufügen, wodurch weitere Kosten umgangen werden können.
Mittlerweile kann man schon 10% der erforderlichen Unterschriften vorweisen, unter anderem durch Infostände am Wochenende in der Innenstadt und öffentlich ausliegende Listen. Aber auch abseits davon läuft die Werbung auf hochtouren: über Instagram und Facebook können sich Interessierte informieren lassen und das nächste Treffen ist auch nicht mehr so fern.

Es gibt so einige Punkte die gegen die Bebauung an diesem Standort sprechen: so wurde der Museumshafen 2014 mit Abstand zum beliebtesten Ort der Stadt gewählt. Damals ohne Bebauung, sonder nur mit grüner Wiese und viel Freiraum für alle. Darüber hinaus gibt es einen medizinischen Campus an der Achse zwischen Innenstadt/Vorstadt und Schönwalde. Dort würde sich ein Gesundheitszentrum, an der sogenannten  Radverkehrsachse Innenstadt-Schönwalde-Elisenhain, sehr gut machen und nach Möglichkeit alle Bürger erreichen. Denn anstatt die Ghettoisierung durch die Schere zwischen Arm und Reich bzw. hohe Innenstadtmieten und vergleichsweise günstige Mieten in Schönwalde und dem Ostseeviertel fortzusetzen, wäre eine Aufwertung der ehemaligen Trabantenstädte und die Einbindung der AnwohnerInnen die einzig zeitgemäße Politik. Der dritte Punkt: die Aufwertung der Flächen am Hafen. Ein Punkt, den auch die BI auf dem Zettel hat, denn man wolle nicht nur gegen etwas sein, sondern auch selbstständig Impulse geben. So diskutierte man über öffentliche Toiletten, mehr Mülleimer und auch Pfandringe, aber auch Sportgeräte und die regelmäßige Pflege der Flächen durch die Stadt.

So stehen uns ereignisreiche Wochen bevor. Umso mehr, wenn die BI Erfolg haben und der Bürgerentscheid folgen sollte. Eine vergleichbare Abstimmung gab es übrigens zur Gerichtsstrukturreform, welche jedoch scheiterte. Nicht an den Ja- oder Nein-Stimmen, sondern der Beteiligung: 25% aller Wahlberechtigten müssen abstimmen, damit solch ein Entscheid bindend ist. Diese Marke wurde, wenn auch nur knapp, mit 23,7% verpasst.
Die nächste geniale Idee steht übrigens schon in den Startlöchern, falls der Klotz auf der Grünfläche nichts wird: eine Brücke vom Hansering über den Ryck und die Grünflächen bis zur Ladebower Chaussee. Das könnte die vierte Greifswalder Bewerbung beim Extra3-Format „Realer Irrsinn“ werden. Nach Poller, Fußmatte und so einigen provinzpolitischen Possen auf jeden Fall nichts neues.

Für mehr romantische Abende am Hafen – ohne Betonklotz und Kommerzialisierung.

 

 

Fotos: Ole Kracht