Vorweggenommen, Tschaikowskis „Der Nussknacker“ ist bereits zu einem “Stammgast” am Greifswalder Theater geworden. An diesem Abend des 8. Dezembers war es bereits die 94. Aufführung! 

Aufgrund seines märchenhaften Themas erscheint es gerade in Vorweihnachtszeit als perfektes Stück für Kinder zu sein. So ließen sich dann auch die zahlreichen jüngeren Semester im Saal erklären. Das studentische Publikum bildete zwar nicht die Masse, fiel aber hinsichtlich der Stärke doch schon auf. Natürlich kamen einige mit Nachwuchs, andere sogar ohne. Somit erfreut sich das Stück generationsübergreifender Beliebtheit. Die Handlung dieses an die Geschichte „Nussknacker & Mausekönig“ (E.T.A. Hoffmann) angelehnten Balletts teilt sich in zwei Akte. Im ersten Akt sehen wir eine typische Familienszene wie aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts oder noch früher. Das Mädchen Klara bekommt von ihrem Patenonkel, Herrn Drosselmeier, einen hölzernen Nussknacker geschenkt. Dieser zerbricht im rüden Spiel ihres etwas zu wilden und noch ungehobelten Bruder Fritz. Der Patenonkel setzt ihn wieder zusammen und dann beginnt der Zauber. In der Nacht erweckt der Nussknacker zum Leben. Hier lohnt es sich, auf die Umsetzung dieser Szene einzugehen. Klara wandert entlang des Lichtscheins, der das Mondeslicht darstellt. In der Ecke steht zunächst der hölzerne Nussknacker. Der Scheinwerfer wechselt plötzlich quer durch das dargestellte Zimmer und kommt in der Ecke zum Stehen, wo noch vor ein paar Sekunden der Nussknacker stand. Nun blickt Klara in diese Richtung und erkennt einen stattlichen Mann in Uniform. Ab da beginnt das Abenteuer von Kämpfen gegen Mäuse, die plötzlich aus einem Loch in der Kulisse geschossen kommen, und ein Wandern durch eine Zauberwelt. Hier endet der erste Akt. Der zweite Akt setzt mit dem Blumenwalzer ein. Danach wird es international mit den Auftritten diverser Puppen. Dem Publikum, das mit dem „Nussknacker“ seine ersten Erfahrungen im Ballett sammelte und noch mit dem guten alten Gameboy aufgewachsen ist, dürfte das Bild der tanzenden russischen Puppen alte Erinnerungen geweckt haben, sofern man sich diese Passion des technischen Zeitvertreibs hingab, denn die Melodie erschien jedem im Spiel „Tetris“ der 90er Jahre, der es schaffte zu gewinnen. So sprangen und tanzten auch uniformierte Figuren über das Feld der Bühne. Hier neigte sich der Traum so langsam dem Ende. Doch ein „Nussknacker“ ohne Pas de deux? Das geht nicht. Er ist Pflicht, denn er zieht wie keine andere Szene den Zuschauer in ihren Bann. So war es auch bei der Greifswalder Aufführung. Der mittlerweile ziemlich unspektakulär zu einem Prinzen verwandelte Nussknacker führt seine Klara federleicht durch die „Manege“. Das Publikum ist begeistert. Danach folgt das Finale, bei dem sich die Figuren noch einmal zeigen.

Egal wann, egal wo, Tschaikowskis „Der Nussknacker“ bringt volle Theatersäle. Da machte auch das Team um Ralf Dörnen keine Ausnahme. Unter der musikalischen Leitung von Florian Czismadia begeisterten die Choreografien der Tänzer und Tänzerinnen das Greifswalder Publikum, was zeigt, dass der Wille des Erlebens dieses Stückes noch so ungebrochen ist wie 1999 bei der Uraufführung. In zwei Jahren steht dann schon ein kleines Jubiläum an.

Fotos: (c) Theater Vorpommern