Linksgrün versiffter Nazi AStA!

Hilfe! Wir haben einen linksgrün versifften Nazi AStA! So oder so ähnlich könnte man die Diskussion über den Auftritt des rechtskonservativen Politikwissenschaftlers Eckhard Jesse im Rahmen der 24-Stunden Vorlesung zusammenfassen. Alternativ könnte man auch schreiben, es gabt einen Vortrag und am Ende sind alle sauer auf den AStA. So sehr sogar, dass sich der im Jugendzentrum klex befindende Verein „Proton e.V.“ gezwungen sieht, bis auf Weiteres keine Veranstaltungen in der Zusammenarbeit mit dem AStA durchzuführen. Aber was ist überhaupt passiert? Eine Geschichte der Penetranz. Wie jedes Jahr veranstaltete der AStA die 24-Stunden Vorlesung. Bei dieser werden, wie der Name schon sagt, 24 Stunden lang durchgehend Vorträge angeboten. Normalerweise lädt der AStA die Vortragenden ein. Auch dieses Jahr wurde so ein Großteil der Referenten aktiv eingeladen. Nicht so jedoch der Kandidat, der zur Diskussion führte. Bereits im April begann ein Student und Mitglied der Konrad Adenauer Stiftung damit, dem AStA fast schon wöchentlich mit E-Mails zu überhäufen. In diesen machte er deutlich, dass die Stiftung unbedingt einen Primetime Slot auf der 24-Stunden Vorlesung haben möchte, ohne dass er Namen des Referenten nannte. Da zu dieser Zeit aufgrund von personellen Änderungen im AStA die Planung der Vorlesungsreihe bei Weitem noch nicht abgeschlossen war, wurde der engagierte Student freundlich vertröstet. Dies hielt diesen jedoch nicht davon ab, den AStA mit weiteren wöchentlichen Anfragen bei Laune zu halten. Dieser Beschäftigungstherapie wurde durch eine Zusage des AStA an die durchaus renommierte Konrad Adenauer Stiftung letztendlich Abhilfe geschafft. Und die Stiftung präsentierte den Politikwissenschaftler Herrn Eckhard Jesse als Referenten. Herr Jesse ist unter anderem durch Zitate wie „Jüdische Organisationen brauchen Antisemitismus in einer gewissen Größenordnung, um für ihre Anliegen Gehör zu finden und ihre legitimen Interessen besser zur Geltung zu bringen.“ auch in Nicht-Fachkreisen bekannt geworden. So geschah es, dass auf der wichtigsten Meinungsplattform Faktenplattform Jodel, zwischen den üblichen „der AStA ist, so links, warum sind bei der 24-Stunden Vorlesung so viele Linke“ Posts auf einmal jemandem dieser Referent auffiel, woraufhin es laut Jodel eindeutig einen Nazi AStA gab. Der AStA entschied sich, Jesse als Referenten beizubehalten. Jedoch wurde vor der Veranstaltung durch den AStA auf die Thesen Jesses hingewiesen und sein Vortrag wurde eingeordnet. Auch um auf die Möglichkeit einer, an den Vortrag folgenden, Diskussion hinzuweisen. Als Reaktion auf den Vortrag bzw. die Einordnung kündigte einerseits ProTon e.V. die Zusammenarbeit vorerst auf und andererseits beschwerte sich die Konrad-Adenauer-Stiftung beim AStA über die Einordnung. Der Verein Proton e. V. schrieb:

Die Absage der Veranstaltung beruht, auf der Einladung, des rechtskonservativen Politikwissenschaftlers Herrn Eckhard Jesse im Zuge der 24-Stunden-Vorlesung am 10.11.17 des AStA Greifswald und dessen NICHT-Ausladung. Die Jugendinitiative ProTon e.V. teilt andere Auffassungen in Bezug auf Populismus und Extremismus und ist mit dieser Entscheidung nicht zufrieden. In Folge darauf, haben wir vorläufig von einer weiteren Zusammenarbeit mit dem AStA abgesehen und möchten somit ein Zeichen setzen. Wir betonen hiermit gleichzeitig, das eine Wertung lediglich im Bezug auf den AStA Greifswald zu sehen ist. Die Veranstaltung selbst hatte einen positiven Background und steht außer Frage. Kooperationen mit den Fachschaftsräten, AG`s oder dem interkulturellen Cafè sind davon nicht betroffen.

Wohingegen der AStA noch einmal seinen Standpunkt betonte:

Die AStA-Referent*innen bedauern den Bruch der jahrelangen Zusammenarbeit mit dem klex sehr. Jedoch folgen wir unserer mehrheitlich beschlossenen Position, dass unsere Veranstaltungen ein Raum für einen pluralistischen Diskurs sind, in denen renommierte Wissenschaftler auf Gehör und kritische Auseinandersetzung stoßen werden.

Was bleibt ist nur die Frage ob der AStA falsch oder ob die Konrad-Adenauer-Stiftung oder Proton e.V. überreagiert haben. Dieser Frage kann man jedoch entgehen, indem man überlegt, ob eine Diskussionsveranstaltung, bei der im Anschluss alle sauer sind, nicht zumindest teilweise ihr Ziel erreicht hat. Wer auch damit nicht zufrieden ist, kann sich einfach über den Studenten wundern, der seit April unbedingt die Einladung Jesses forcierte. Denn dieser präsentierte schließlich ein Bild von sich selbst im vollen Hörsaal, bevor er den Vortragenden ankündigte. Wer so viel Aufwand betreibt und am Ende sein eigenes Bild zeigt, während er jemand anderes ankündigt, der hat ein bisschen Aufmerksamkeit wohl auch einfach nötig.