Was haben Sexismus und der Mensaclub miteinander zu tun? Abgesehen von einigen fragwürdigen Gästen, deren verzweifelte Versuche nach körperlicher Nähe immer wieder ausarten, bis jetzt nicht viel.

Gastbeitrag: Autorin ist der Redaktion bekannt

Aber: jetzt hat der Greifswalder Mensaclub e.V. neue Sticker bestellt. Das klingt erstmal nicht weiter bemerkenswert, ist es aber aufgrund der Spruchauswahl auf eben diesen Stickern, leider doch.

Onlinewerbung für die neuen Mensaclub Sticker und Postkarten (Screenshot: @Mensaclub e.V., facebook)

Zwei fallen hierbei besonders auf: „Brauchst dich nicht schminken, ist eh dunkel“ und „3:30 Uhr im Mensaclub: der wahre Markt der Möglichkeiten“. Nun kann Mensch sagen: „Das ist doch Sache des Clubs!“, aber: der Mensaclub e.V. wird durch Gelder der Studierendenschaft finanziert, was mich dazu veranlasst, diesen Brief zu verfassen. Also:

– Anmerkung der Redaktion: im Haushalt der Studierendenschaft sind 1000 Euro jährlich für den Mensaclub e.V. vorgesehen. Der Club finanziert sich ausschließlich selbst. –

Liebes Mensaclub e.V. Team,

dass euer Club einen, sagen wir mal … interessanten Ruf hat, ist bekannt. Trotzdessen ist der Mensaclub eine kaum wegdenkbare Greifswalder Institution, die die Donnerstage von Studierenden seit Jahren dominiert. Umso trauriger ist die Wahl der oben genannten Sprüche. Ihr reiht Euch damit in die sexistische Werbung des „Kontorkellers“ ein, welche zum Frauen*kampftag einen regelrechten Shitstorm auslöste. Und wieso? Weil der „Kontorkeller“ gängige diffamierende, diskriminierende und sexistische Klischees über Frauen* bediente. Und genau das tut ihr jetzt auch.
Es ist also für mich als Frau* (ich gehe mal aufgrund der scheinbaren Unreflektiertheit davon aus, dass ihr mit dem Sticker primär Frauen* ansprecht, die sich ja stereotypisch schminken) in Ordnung, ungeschminkt bei Euch feiern zu gehen, weil es ja dunkel ist. Cool, vielen Dank dafür! Bitte entschuldigt, falls ihr im Hellen mal ein ungeschminktes Gesicht ertragen musstet, also ein Gesicht, dass nicht stereotypisch „hergerichtet“ ist, mit sexy roten Lippen, ordentlich viel Mascara und leicht geröteten Wangen, nicht so viel, dass es „billig“ aussieht, aber auch nicht so wenig, dass Mensch eventuell ein Pickelchen oder Fältchen entdecken könnte. Natürlich seid Ihr nicht daran Schuld, dass jeden Tag solch ein Druck auf Frauen* ausgewirkt wird, immer perfekt auszusehen, aber wieso verdammt bedient ihr diese sexistische Kackscheiße mit eurem vermutlich „lustig“ gemeinten Spruch? Dieser ist nämlich nicht lustig, oder keck, oder sonstwas. Er ist beleidigend und reduzierend.
Kommen wir zum „wahren Markt der Möglichkeiten“. Dieser Spruch ist nicht nur ekelhaft und beschämend, sondern vermittelt auch noch ein gruseliges Bild. Ihr findet also, dass Mensch bei Euch herumlaufen kann und, wie beim wirklichen Markt der Möglichkeiten, sich Dinge anguckt und mitnimmt. so viel Mensch nur tragen kann? Überlegen wir mal weiter: Was in Eurem 3:30 Uhr Szenario wohl die Dinge sind?! Genau.
Ob ihr es glaubt oder nicht, Frauen* gehen durchaus feiern, weil sie feiern gehen wollen. Nicht, weil sie Männern gefallen, gut aussehen, und „abgeschleppt“ werden wollen. Also lasst sie doch bitte auch genau dies bei euch tun und gebt uns nicht das Gefühl, dass wir bei Euch eine Ware sind, die mitgenommen werden will.
Ich hoffe, dass Ihr die Stickerauswahl überdenkt, und die sexistischen Sprüche verschwinden. Ich hoffe auch, dass Ihr vielleicht mal allgemein darüber nachdenkt, wie sich Frauen* bei Euch wohler fühlen können, und was Ihr gegen Sexismus in Eurem Club machen könnt.