Nach der Olympia-Absage für ARD und ZDF in Deutschland möchte ich einen Blick auf ein anderes System öffentlich-rechtlicher Sender in Europa werfen und aufzeigen, welche Scheibe sich der deutsche Rundfunkrat von der britischen BBC abschneiden könnte.

ARD, ZDF und das Problem mit den Gebühren

Ich liebe Olympia! Den Wettkampf, den Einblick in die Kultur und damit ganz besonders die Eröffnungsfeiern. Und für jemanden, der die britischen Inseln und ganz besonders London gut kennt, waren die London 2012 Olympics sogar eine recht aufregende Zeit. Doch in einer solchen Zeit vor Ort zu sein ist nun einmal nicht jedem vergönnt. Aus vielerlei Gründen. Wie gut, dass es alles was die Spiele zu bieten haben im öffentlich-rechtlichen Fernsehen der ARD und ZDF zu verfolgen gibt. Und weil die Sendezeit bei der Fülle an Veranstaltungen in Echtzeit nicht ausreicht, warum nicht einen Blick auf die Websites beider Sender oder in ihre Apps auf Tablets oder Smartphones werfen um kleinere, wenn auch nicht weniger interessante Wettbewerbe zu verfolgen. Das klingt doch komfortabel, nicht wahr? Tja, bedauerlicherweise könnten die diesjährigen Olympischen Spiele in Rio de Janeiro für’s erste die letzten mit einem solchen Angebot gewesen sein. Am 28.11. gab der Rundfunkrat in einem Bericht der Tagesschau bekannt, dass eine Einigung mit dem neuen Rechteinhaber, Discovery, für die Ausstrahlung der Olympischen Spiele 2018-2024 nicht zustande gekommen ist. Discovery wird nun also seinen eigenen Sportsender Eurosport mit der Ausstrahlung beauftragen. Dieser ist gesetzlich dazu verpflichtet einen gewissen Anteil der Spiele entweder im frei empfangbaren Programm auszustrahlen oder als Streams online anzubieten. Es liegt jedoch bereits eine Ankündigung vor, einen Großteil der Spiele nur über ein „Pay-TV“ Modell zur Verfügung zu stellen.
Hier soll es aber nicht um die Olympischen Spiele gehen, so frustrierend dieser Wechsel für Millionen von Sportfans im ganzen Land auch sein mag.

MONEY MONEY MONEY

Hier geht es um Geld. Unser Geld.

17,50€ kostet es jeden erwachsenen Bundesbürger (ausgenommen BAFöG-Empfänger und diverse andere Personengruppen) im Monat für die Nutzung des Angebots der öffentlich-rechtlichen Sender, im Fernsehen, Radio und Internet. Dieses Geld ist sehr klar verteilt, in einem Finanzplan der keine Umverteilungen, Interpretationen und sonstige Änderungen vorsieht. Doch nun fällt eine dieser eingeplanten Ausgaben anscheinend weg: 70ct von 17,50€ sind für die Produktion von Sportsendungen und die Beschaffung von Ausstrahlungslizenzen eingeplant. Ein Viertel davon sind für die Lizenzen und für die Logistik der Ausstrahlung der Olympischen Spiele eingeplant. Dies entspricht einem Jahresbudget von ca. 80 Millionen Euro (Anm. d. Red. Diese Rechnung ergibt sich aus dem Jahresbericht der GEZ von 2015 und der von der ARD aufgeschlüsselten Verteilung des Beitragsatzes). Und da die Forderung von Discovery, welche die Rechte erst im Sommer des letzten Jahres für den europäischen Markt erworben haben, bedeutend höher gewesen wäre (auch wenn bis zu diesem Zeitpunkt keine genauen Zahlen bekannt sind), ist es kein Wunder, dass es mit ARD und ZDF nicht zu einer Einigung gekommen ist. Und das waren jetzt ne ganze Menge Zahlen. Worauf ich hinaus will ist folgendes:

Wo ist mein Geld?
Also nicht direkt nur mein Geld. Unser aller Geld.
Ich bin durchaus bereit für gutes Programm auch gutes Geld zu bezahlen, Leser meiner wöchentlichen Culture Corner Kolumne werden mitbekommen haben wie oft ich ein Kino aufsuche. Ich muss allerdings zugeben, dass für mich die Olympischen Spiele (abgesehen von der Tagesschau) das einzig wirklich sehenswerte in Fernsehen ist. Wie ich schonmal sagte, im Entertainmentbereich sind Netflix und Amazon Prime die Zukunft. Aber jetzt nimmt man mir die einzige Sportveranstaltung auf die ich mich alle zwei Jahre freue auch noch weg? Warum bezahl ich dann?
Was jetzt abzuwarten bleibt, ist wie mit den überschüssigen Geldern der kommenden Jahre verfahren wird. Obwohl ich kaum glaube, dass im nächsten Monat plötzlich 20ct oder so mehr auf meinem Konto sein werden.

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The British System

Und an diesem Punkt kommen wir zur BBC.
Zweitgrößtes Medienunternehmen des Vereinten Königreichs mit einem umgerechneten Jahresbudget von ca. 5,6 Milliarden Euro (im Gegensatz zu 8,1 Milliarden der ARD/ZDF) und qualitativ hochwertigen und stark laufenden Eigenproduktionen in allen Bereichen von Politik, über Dokumentationen bis Filme und Serien. Die Abgaben an die BBC sind über Steuern geregelt, passen sich jedes Jahr den geplanten Inhalten an und bleiben so flexibel und transparent. Des Weiteren müssen Bürger, die keine Steuern bezahlen keine Beiträge leisten, anders als in Deutschland, wo die Regelungen wer nicht bezahlen muss und wer doch, mehr als willkürlich sind.

Ein kleines, persönliches, Beispiel:
Ich bin Student. Ich bekomme kein BAFöG. Meine Familie kann aus finanziellen Gründen meine Ausbildung nicht finanzieren. Also beziehe ich privat einen Studienkredit, welchen ich in voller Höhe und mit Zinsen zurückzahlen muss. Bin ich vom Rundfunkbeitrag befreit? Nein.
Denn ich beziehe keine vom Staat bedachte Ausbildungsförderung.
Heißt das, ich hab plötzlich 17,50€ im Monat übrig um dem Staat noch Geld in den Rachen zu schieben? Nein.

Also, sollten wir nicht langsam mal anfangen ein System, welches den falschen Menschen aus falschen Gründen, unnötigerweise zu viel Geld aus der Tasche zieht zu überdenken. Vielleicht können wir uns ja doch noch was bei den Briten abgucken. Vielleicht nicht den Brexit, aber das eine oder andere könnte doch dabei sein.
Bilder: Captain Roger Fenton