Nicht nur das Stupa tagte gestern. Auch die gerade neu besetzten Ausschüsse haben in dieser Woche wieder ihre Sitzungen. Gestern unter anderem der Bauauschuss, der ein spannendes Thema auf der Tagesordnung hatte.
Viel geändert hat sich in der Besetzung zumindest im Bauausschuss nicht: Auch den Vorsitz übernimmt wieder Monique Wölk von der SPD. Zu der Sitzung kamen auch einige altbekannte Gesichter. Knapp zwei Jahr ist es her, dass sich die Stimmung um die Bebauung und Nutzung des Geländes um die ehemaligen KAW-Hallen gelegt hatte. Damals hatte sich zu diesem Zweck sogar eine Bürgerinitiative gegründet. Viele sahen in der Errichtung eines “Gewerbegebietes” eine Gefahr für die in der Innenstadt angesiedelten Händler. Diese Befürchtung wurde vor allem auch von dem Innenstadtverein geteilt, in dem die Innenstadthändler organisiert sind. Unzählige Debatten sind uns in Erinnerung geblieben, bis dann endlich die befreiende Nachricht kam: Der Investor hat sich mit der BI und dem Innenstadtverein geeinigt. Von der Bekanntgabe der Ergebnisse in den Räumlichkeiten von Polly Faber ging es dann noch in die Bürgerschaft und deren beratende Ausschüsse. Die Abstimmung dort war aber mehr Formsache: Zu sehr hatte der Kampf die Gemüter belastet, als dass noch jemand im B-Plan von den verhandelten Ergebnissen abgewichen wäre. 2015 war es dann auch soweit; die Bauarbeiten begannen.
Für die große Liebe muss man manchmal ein wenig baggern,
prangt seitdem an den schmucklosen Bauzäunen; eine Botschaft von Edeka, dem Hauptmieter der Haupthalle, an die potenziellen Kunden. Die große Liebe des Investors zum B-Plan sollte aber nicht lange andauern. In der Sitzung stellte er seine Wünsche vor: Auf dem Gelände soll auch DEPOT unterkommen. Ein tolles Geschäft für Wohnaccessoires, das nur Eigenmarken vertreibt. Bislang müssen die Liebhaber dieser selbstvertriebenen Wohnaccessoires nach Rostock fahren, dort ist die nächste der 475 Filialen. Auch Fressnapf hätte man gerne dort untergebracht, die sind immerhin auch von sich aus auf den Investor zugekommen. Dumm nur, dass es bei den Planungen vor zwei Jahren noch untersagt wurde, einen Händler für Tiernahrung an diesem Standort unterzubringen. Damals stand noch die Befürchtung im Raum, dass der Tierbedarfshändler im Schönwaldecenter unter der neuen Konkurrenz leiden würde. Das Problem besteht mittlerweile nicht mehr, der Händler ist inzwischen pleite. Ob es damit zusammenhängt, dass in der Zwischenzeit eine Filiale von Futterhaus in Greifswald eröffnet wurde, kann man bei der Verwaltung nicht sagen. Gegen deren Eröffnung hätte die Verwaltung ohnehin nichts unternehmen können, der B-Plan sah dort keine speziellen Gewerbe vor, so Hochheim auf Nachfrage. Groß soll die Filiale auf dem ehemaligen KAW-Gelände ohnehin nicht werden, mit 390m² Verkaufsfläche muss auf die Bezeichnung “XXL” verzichtet werden. Auf eine Verkaufsstelle mit Lebendtieren müsste die Fleischervorstadt also weiterhin verzichten.
Ein weiterer Änderungswunsch betrifft ein der Studierendenschaft traditionell am Herzen liegendes Thema: Die Kunst- und Kulturszene. Genauer gesagt, die Unterbringung der ROSA WG, bei der der AStA zuletzt grandios versagte. Ursprünglich sah der Plan des Investors vor, diese im Gebäude B unterzubringen. Dieses liegt direkt an dem Grundstück, welches (noch) unbebaut neben den Bahnschienen vor sich hin darbt. Nicht mehr lange, denn der Investor hat auch dieses Grundstück erworben und plant darauf ein Bürogebäude für ADTRAN. Die sitzen zurzeit noch in der Siemensallee und würden gerne in Bahnhofsnähe umziehen. Mit ihren derzeit 192 Mitarbeitern würden sie an dem neuen Standort auch mehr als 200 Mitarbeitern einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen; langristig auch gerne noch mehr. Das Bürogebäude wird direkt neben den Schienen geplant, in Richtung Bahnhofstraße können noch fünf Elemente für Wohnbebauung genutzt werden. Wie die Fahrzeuge von den 100 zusätzlichen Parkplätzen runterkommen sollen, ist noch nicht sicher. Aber das ganze Projekt ist auch noch Zukunftsmusik und wurde in der Sitzung auch eher wegen der räumlichen Nähe zu den KAW-Hallen angesprochen. Also zurück zur ROSA WG. Die hatte sich bekanntermaßen direkt mit dem Investor geeinigt, nachdem die ursprünglichen Pläne im Sande verliefen. Ins Gebäude B können sie nun doch nicht rein, der jetzige Mieter hat das Gebäude derart umgebaut, dass es sich nicht mehr für ROSA eignet. Die soll nun im Gebäude C unterkommen; direkt neben B. Das grenzt aber direkt an bewohntes Gebiet, an die Pfarrer-Wachsmann-Straße und die Wiesenstraße. Unter Berücksichtigung der Raucher und Wartenden vor dem Gebäude konnte man die ROSA WG aber nicht ohne Weiteres dort unterbringen. Was macht man also? Man verlegt den Eingang, sodass er nun an der von der Wohnsiedlung abgewandten Hauswand liegt. Vorteil dabei: Durch den neuen Zuschnitt gewinnt das Gebäude einen zusätzlichen Raum, sodass die Planungen jetzt auch einen Raucherraum beinhalten. Außerdem noch einen funktionalen Windfang, der auch den Schall von innen schluckt. Fehlt quasi nur noch das Lärmschutzgutachten, das bei so umfangreichen Änderungen erneut erstellt werden muss. Auf Nachfrage erklärte der Investor, dass mit der ROSA WG unter den dargestellten Bedingungen auch ein Vertrag zustande käme.
Auch wenn die Verkaufsfläche grundlegend gleich groß bleibt, musste in der Sitzung auch wieder über die Verkehrsführung gesprochen werden. Dabei ging es aber auch nicht um die Pläne für das neu erworbene Grundstück. Das Problem war vielmehr, dass sich die Verwaltung seinerzeit verrechnet hatte: Für das erhöhte Verkehrsaufkommen soll eine Ampelanlage errichtet werden, im Zuge dessen muss auch die Ein- und Ausfahrt verlegt werden. Dafür mussten auch schon Bäume gefällt werden. Allerdings müssen mehr gefällt werden als bislang bekannt. Um einen möglichst reibungslosen Abfluss zu gewährleisten, müssen zwei weitere Linden gefällt werden. Dafür muss noch ein weiterer Antrag bei der Naturschutzbehörde gestellt werden, diesem stimmte der Ausschuss auch zu. Zu den Wünschen des Investors konnte Herr Hochheim stellvertretend für die Verwaltung noch keine abschließende Meinung sagen. DEPOT war zum Beispiel in den ursprünglichen Plänen bereits enthalten, dürfte aus Sicht der Verwaltung also kein Problem darstellen. Persönlich könne er sich auch nicht vorstellen, dass es bei Fressnapf noch Probleme geben könne, so Hochheim. Was letztendlich in den Gebäuden zu finden sein wird, entscheidet die Bürgerschaft mit dem B-Plan. Ob sie nach dem lange andauernden Kampf um den ersten B-Plan noch groß von diesem abweichen will, ist fraglich. Eins ist jedoch sicher: Im März 2017 kann mit der Übergabe an die Mieter gerechnet werden, Mitte des Jahres kann also mit der Aufnahme des regulären Betriebs gerechnet werden.
Beitragsbild: Magnus Schult