11 Tage sind es nur noch bis zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern. Die Prognosen für AfD und NPD sind erschreckend.
Autorin: Laura Promehl
Als wir am Dienstag mit dem Auto in Anklam einfuhren, wurden wir von zahlreichen Wahlplakaten mit erschütternden Parolen begrüßt. Der Anlass der Fahrt war jedoch wesentlich erfreulicher als die Einfahrt in die Stadt. „Noch nicht komplett im Arsch“ – so nennt sich die Kampagne der Band Feine Sahne Fischfilet. Geparkt in einer Seitenstraße in Anklam machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Demokratiebahnhof. Dort hatten sich schon reichlich Menschen versammelt – alle mit dem gleichen Ziel: Zusammenhalten gegen den Rechtsruck. Gerade lief noch eine Lesung von Patrick Gensing zu seinem Buch „Rechte Hetze im Netz – eine unterschätzte Gefahr“. Langsam wurde es später, wir wurden belehrt, dass kein Alkohol und keine Glasflaschen erlaubt sind und dass wir so in etwa 600 Menschen sein sollten. Viele 600 Menschen, sodass es aussah wie 2000. Das meinte sogar die Polizei. Auf der Bühne erschien Monchi, Sänger von Feine Sahne Fischfilet:
Die Scheißnazis, die sind morgen und übermorgen wieder da. Aber heute, heute gehört das hier uns, all den geilen Leuten.
Und dann kam Marteria auf die Bühne. Marteria, der eigentlich ein Jahr aussetzen wollte und an seiner neuen Platte arbeitet. Das war also sein einziger Auftritt 2016 und dann findet der in Anklam statt und nicht in Rostock, in Berlin oder in irgendwelchen großen Städten.
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Warum er das gemacht hat? Er kommt aus Mecklenburg-Vorpommern, er kennt die Städte wie Anklam, die als verloren und als Nazihochburg gelten, sagt er. Aber es gäbe viele coole Leute und für die muss man da sein. „Anklam ist total das Symbol dafür“,sagt er. Auf Facebook kündigte er an, er würde noch ein paar Freunde mitbringen: Vom ersten Song an stand Pete Boateng mit ihm auf der Bühne. Die Menge war aufgeheizt und während eines Songs jubelt sie – Tote Hosen-Frontmann Campino betritt die Bühne. Am Ende bot sich das grandiose Bild, wie Marteria, Campino, Monchi, Christoph Sell (Gitarre und Gesang bei Feine Sahne Fischfilet) und Jacobus North (Trompete bei Feine Sahne Fischfilet) zusammen „Komplett im Arsch“ performen.
Um ca. 20:30 Uhr, vielleicht etwas später, leerte sich die Bühne, die Musik verstummte, hinter der Bühne standen die verschwitzten Künstler und stellten sich Interviews und machten Selfies mit Fans. Die Veranstaltung ist vorbei, aber das Ziel, das alle dort haben, bleibt: der Kampf gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, der Kampf gegen Rechts, der Zusammenhalt gegen den Rechtsruck. „Jetzt gehts erst richtig los. Denkt nach, organisiert, macht was, steht dafür ein und nehmt euch ein Beispiel an dieser wunderschönen Kampagne.“, Marteria. Am Freitag, dem 26. August, wird Frauke Petry in Anklam sein.Verschiedene freiwillige Initiativen rufen dazu auf, auch dort seine Stimme gegen rechts zu erheben.
Bilder: Till Junker, Laura Promehl; Video: tilljunker.de
