Alle Halbjahre steht es wieder vor der Tür, das Running Dinner. Auch deismal haben wieder unzählige Teams teilgenommen. Vom absoluten Chaos bis zur tiefenentspannenden Malrunde – das Kochkolumnen-Duo berichtet von einem gelungenen Abend mit tollen Menschen.

Autorinnen: Rebecca Firneburg & Constanze Budde

Bald ist es schon wieder vorbei, das Greifswald International Students Festival. Gefesselt vom Stress, den das Studium und manch anderes Engagement mit sich bringen, boten sich uns leider, leider nicht viele Möglichkeiten, die zahlreichen von GrIStuF organisierten Veranstaltungen wahrzunehmen. Den einen Pflichttermin im Semester, das Running Dinner, haben wir uns aber natürlich nicht entgehen lassen! Zusammen mit Alpha, einem GrIStuF-Participant aus Senegal sind wir für den webmoritz. wortwörtlich ins Rennen gegangen. Rekapituliert mit uns unseren facettenreichen Abend.

13:50 Uhr Beginn der Chaos-Kommunikation bei Whatsapp. Der Plan vom Vortag, sich zwischen 14 und 15 Uhr mit Alpha zu treffen, wird über den Haufen geworfen. Constanze hängt noch im Seminar fest, Alpha hat noch bis 16 Uhr Workshop und Rebecca ist auch noch gar nicht zu Hause.

14:04 Uhr Constanze konnte der Uni entfliehen und macht sich auf den Weg zum Supermarkt. Schnell noch die Einkaufsliste per Whatsapp weiterleiten. Gesendet, empfangen, gelesen. Puh, okay.

14:35 Uhr Rebecca rast mit dem Fahrrad nach Hause, fix noch das Bett machen bevor die anderen kommen.

14:38 Uhr Telefonische Kommunikation ist heute auch nicht so unsers. Handy lautlos und im Rucksack ist manchmal halt doch keine gute Idee.

14:55 Uhr Wir schaffen es, ein Telefonat auf die Beine zu stellen. Constanze fragt, ob wir wirklich frischen Ingwer brauchen, oder ob’s auch das Pulver tut. – Nein, frisch bitte! Ach ja, und aus 15 Uhr wird wohl auch nichts, Schlange an der Kasse und heute zu Fuß unterwegs.

15:15 Uhr Mit schwerem Rucksack auf dem Rücken und Sellerie in der Hand steht Constanze vor der Tür. Erstmal alles ablegen und durchatmen.

15:17 Uhr Die Zutaten für unsere Vorspeise, Sellerie-Apfel-Suppe mit Ingwer und Curry, stehen auf dem Tisch. Es fällt auf: Statt Maismehl für das afrikanische Brot, das Alpha zubereiten soll, wurde zu Maisgrieß gegriffen, Mist!

15:24 Uhr Wir wagen erste Versuche mit der Kamera, die den Abend dokumentieren soll. Aber das Glück ist heute leider nicht mit uns. Das technische Gerät hat irgendein Problem mit irgendeinem Bestandteil aus seinem Innenleben. An, aus. Speicherkarte rein, raus. – Vergebens. Ja ja, Frauen und Technik, tatsächlich nicht unsere Stärke…

15:41 Uhr Constanze macht sich auf den Weg, um Alpha vom Workshop abzuholen. Rebecca beginnt schon mal, Zwiebeln und Ingwer kleinzuschneiden sowie die zwei riesigen Sellerieknollen zu schälen.

16:05 Uhr Die Selleries sind geschält, Constanze mit Alpha im Schlepptau mittlerweile zurück.

16:15 Uhr Rollenwechsel: Constanze beginnt, das Gemüse in kleine Würfel zu schneiden, Rebecca radelt derweil in die webmoritz.-Redaktion, Kamera tauschen.

16:31 Uhr Mehr schlecht als recht hat sich eine andere Kamera auftreiben lassen. Die spinnt auch irgendwie rum, macht aber wenigstens Bilder. Auf der vergeblichen Suche nach Maismehl schnell noch bei Rewe und Netto vorbei. Nix da! Dann muss es jetzt eben das klassische Weizenmehl richten.10-06-2016_Kochkolumne-Running Dinner_ Bild1

16:42 Uhr Rebecca trifft wieder zu Hause ein und berichtet vom Maismehl-Debakel. Halb so wild. Kurzerhand improvisiert Alpha beim Brotteig. Mit etwas Maisgrieß und Eiern wird der Teig doch noch recht gelblich. Wir kosten außerdem vom roten bissap-Tee, den Alpha aus getrockneten Hibiskus-Blütenblättern gerade zusammen mit Minze, Ingwer und Zucker frisch aufgebrüht hat. Eine senegalesische Spezialität. Echt lecker, hat irgendwie Eistee-Charakter.

16:46 Uhr Es wird heiß in der Küche. Wir fangen an, zwei Töpfe voll Suppe zu kochen. Auch der Ofen surrt kurze Zeit später vor sich hin. Gespannt bestaunen wir Alphas selbstgemachte afrikanische Brötchen, die munter vor sich her backen.

17:41 Uhr Wir beginnen, den Tisch zu decken. Parallel fangen wir an, noch etwas Ordnung in das Küchenchaos zu bringen bevor die Gäste kommen.

17:52 Uhr Eben noch den Küchenboden saugen, wir haben ganz schön rumgesaut!

17:54 Uhr Den Staubsauger in der Hand und die ersten Gäste stehen plötzlich vor uns. Ooops. Schnell das Gerät wegräumen. Erstmal hallo!

Der Stress fällt von uns ab. Let the game begin! Zuerst begrüßen wir Ina, Jessy und Lena vom Team „Carrie, Charlotte and Samantha“. – Weder desperate noch housewives, sondern allesamt drei aufgeweckte Lehramtsstudentinnen. Kurz danach stehen auch Paul, Kathrin und Christian vom Team „Die Früchte“ vor der Tür. Nachdem sich alle einmal die Hand geschüttelt haben und das Namen-Wirrwarr perfekt ist, klären wir die beiden Teams auf, dass wir versuchen wollen, uns auf Englisch zu unterhalten, damit unser senegalesisches Team-Mitglied uns versteht. Natürlich halten wir das nicht lange durch. Aber zum Glück spricht Alpha auch etwas deutsch und er versteht uns recht gut! Wir erfahren, dass er unsere Sprache schon in der Schule gelernt und in seinem mit Tourismus-Management assoziierten Studium vertieft hat. Er findet nicht einmal, dass deutsch eine schwierige Sprache ist. Da soll nochmal einer sagen…

Als unsere Gäste alle erquickt Platz genommen haben, tischen wir auf. Sellerie-Apfel-Suppe, afrikanische Brötchen und ein paar geröstete karamellisierte Erdnüsse, die Alpha mitgebracht hat, als Appetizer (Vorsicht, die machen süchtig!). Natürlich darf auch der afrikanische Tee nicht fehlen. Unsere Gäste zeigen sich überzeugt von der Vorspeise. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt! Schließlich sind die Zwiebeln beim Anschmoren im Topf – sagen wir – dunkelbraun geraten.

Sellerie-Apfel-Suppe mit Ingwer und Curry10-06-2016_Kochkolumne-Running Dinner_ Bild4

Zutaten für 4 Personen:

  • 1 kleine Sellerieknolle
  • 1 Schalotte
  • 1 haselnussgroßes Stück Ingwer
  • 1 TL Currypulver
  • 1 Msp. Safran
  • 1/4 L Gemüsebrühe
  • 2 säuerliche Äpfel
  • 1-2 EL Zitronensaft
  • 100 ml Sojasahne
  • Öl
  • Salz, Pfeffer

Zubereitung:
Sellerie, Schalotte und Ingwer schälen und in kleine Würfel schneiden. In einem Topf Öl erhitzen, Schalotten- und Ingwerwürfel andünsten. Sellerie, Currypulver und Safran dazugeben und mitdünsten. Alles mit der Gemüsebrühe ablöschen und circa 30 Minuten leicht köcheln lassen. In der Zwischenzeit auch die Äpfel schälen, entkernen und in Spalten schneiden. Zwei Drittel der Apfelspalten in den Topf geben und mit köcheln lassen. In einer Pfanne die restlichen Apfelstücke von beiden Seiten in Öl anbraten. Wenn Das Gemüse im Topf weich gekocht ist, mit einem Pürierstab pürieren und die Sojasahne dazugeben. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken und mit den gebratenen Apfelspalten auf Tellern garnieren.

10-06-2016_Kochkolumne-Running Dinner_ Bild3Die Zeit plätschert vor sich hin, die Gespräche laufen. Und man stellt wieder einmal fest: Über ein paar Ecken kennt man in unserem vorpommerschen „Dorf“ fast jeden. Schlimm. Manchmal aber auch ganz witzig . Gegen viertel vor sieben trauen sich dann auch die ersten an den Weißwein auf dem Tisch. Noch nie ein Running-Dinner erlebt, bei dem die Menschen so wenig trinken… Das muss sich jetzt ändern. Flasche auf und dann erstmal einen großen Schluck für alle, die wollen. Prost!

Gegen zwanzig vor acht machen sich unsere Gäste-Teams wieder auf den Weg. „Die Früchte“ müssen schnell nach Hause, ihr Hauptspeisen-Risotto aufwärmen und auch „Carrie, Charlotte and Samantha“ verlassen uns. Da bleibt sogar noch genug Zeit, um die WG-Küche einigermaßen aufzuräumen und sie doch wieder vorzeigbar verlassen zu können. Im Affenzahn spülen wir neun Teller und Gläser ab. Zum Glück ist das zu dritt schnell erledigt. Um kurz vor acht machen auch wir drei uns auf den Weg zum Hauptgang. Der Zettel verrät: Next station: Erich-Böhmke-Straße.

Einige Minuten später klingeln wir bei „Läuft bei uns!“. Uns fällt direkt auf: Bei jemandem mit einer so schönen Wohnung, muss es wohl wirklich laufen. Swenja hat sogar einen Whirlpool auf der Terrasse, aber den entdecken wir erst später. Am Tisch sitzt bereits das andere Gast-Team mit dem schmackhaften Namen „Heiß und fett :)“. Constanze fällt erstmal alten Bekannten in die Arme. Ja, ja wie war das noch in Greifswald…? Wir setzen uns dazu und werden erstmal mit Getränken versorgt. Neben Säften und Wasser gibt es eine fruchtige Beeren-Bowle. Das klingt gut, nehm‘ ich!

10-06-2016_Kochkolumne-Running Dinner_ Bild8Bald darauf bringen Swenja und ihre Teamkollegin allerlei Köstlichkeiten aus der Küche. Es gibt Nudeln mit selbstgemachtem Pesto, Pinienkernen, Parmesan und Oliven. Dazu noch geschmortes Gemüse und Baguette mit Knoblauchbutter. Wer hier nicht satt wird, ist selber schuld! Allen schmeckt es super. Vor allem das Knoblauchbrot ist grandios und auch das Gemüse ist toll. Durch Swenjas herumstreunernden Kater Schnucki werden die Gespräche bald auf das Thema Haustiere gelenkt. Wir stellen fest: Wenn man Jodel Glauben schenkt, sind die Hälfte der Greifswalder Einwohner Katzenbesitzer.

Nach dem Essen wird der Nudeltopf gegen die Bowle-Schüssel getauscht. Wir erhaschen einen Blick auf den bereits erwähnten Whirlpool und stellen fest, dass es sich hier unmöglich um eine Studentenbude handeln kann. Aber Swenja hat auch schon fertig studiert und arbeitet. „Ich darf das“, meint sie mit einem Augenzwinkern. Den Pool habe sie auch erst seit Kurzem, er habe aber schon gute Dienste geleistet. Das glaubt man angesichts der tollen Wetters in letzter Zeit gerne.

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Pünktlich um zehn vor zehn ist die Bowle fast leer und wir machen uns auf den Weg zur Nachspeise. Einmal quer durch die Innenstadt in die Fischstraße. Unterwegs, wie immer beim Running Dinner, vergnügte Dreiergrüppchen soweit das Auge reicht. Einige sind schon gut angeheitert und winken aus Solidarität und auch Alpha trifft auf bekannte GrIStuF-Gesichter.

Angekommen in der „Fisch-WG“ (Ja, so steht es tatsächlich an der Tür.), öffnet uns die unverwechselbare Didi die Tür. Kein unbekanntes Gesicht. Didi und Rebecca fallen sich erstmal um den Hals. Schuhe aus, dann geht es die Treppe rauf in Didis Zimmer, das total gemütlich ist. Didi erklärt, wir könnten heute leider nicht im Gemeinschaftsraum essen, weil dort zurzeit ein GrIStuF-Participant sein Lager aufgeschlagen habe, aber zur Nachspeise bräuchte man ja sowieso nicht unbedingt einen Tisch. Sehen wir genauso. Sich mit vollem Bauch auf dem bemalten Paletten-Bett herumzufläzen, ist sowieso viel schöner!

10-06-2016_Kochkolumne-Running Dinner_ Bild16Wir begrüßen auch den Rest des Teams „Küchenhexen“, der am Herd steht und in einem Großen Topf rumrührt,  und werden sofort mit Getränken versorgt. Bald darauf klingelt es an der Tür. Auch Team „Wir haben keine Allergien wir essen alles.“ hat in die Fischstraße gefunden. Und – na klar – sind wieder alt bekannte Gesichter dabei. Micha, Iris und Alex haben sogar den thailändischen GrIStuF-Participant Dee dabei. Zu zehnt wird es langsam kuschelig im Zimmer, aber glücklicherweise ist genug Platz für alle. Ines und Nadine servieren uns Polentabrei (so ähnlich wie Grießbrei) mit Erdbeer-Feigen-Sauce – vegan und sehr lecker!

Nach der sättigenden Nachspeise müssen wir erstmal eine noch bequemere Körperposition finden, um zu verdauen. Irgendjemands Blick fällt auf ein Poster an der Wand, auf dem in verschiedenen Sprachen „Willkommen“ steht. Wir können nur vier davon sicher identifizieren und fangen an zu mutmaßen. Da kommt Didi eine Idee: Alpha und Dee sollen „Willkommen“ in ihren Sprachen mit dazu schreiben. Kurzerhand wird eine bunte Palette an Acrylfarben hervorgezaubert und die Malstunde beginnt. Dee malt zuerst, dann Alpha. Währenddessen schmieren sich Micha und Iris ebenfalls vergnügt mit Farbe ein und hinterlassen ihre Fingerabdrücke auf dem Plakat. Jetzt steht fest: Jeder muss etwas zum Gruppenkunstwerk beisteuern. Also wird der Pinsel herumgereicht und bunt drauf losgemalt… Zum Glück steht Didi auf bunt. Gegen eins ist das Kunstwerk perfekt und wird wieder an die Wand gehangen. Satt, müde und glücklich verabschieden wir uns. So ein Running-Dinner-Ende hatten wir auch noch nicht!

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Fotos: Rebecca Firneburg & Constanze Budde