Der 1. Mai sah in Mecklenburg und Vorpommern dieses Jahr sehr unterschiedlich aus. Während in Greifswald alles friedlich verlief, musste in Schwerin der Notarzt ausrücken.
Autoren: Magnus Schult & Philipp Schulz
In Schwerin hatte die NPD zu einer Großkundgebung aufgerufen. Anwesend waren, neben der kompletten Landtagsfraktion, auch Bundesvorsitzender Frank Franz und, laut Polizeiangaben, 250 bis 400 Teilnehmer der Demonstration. Die Realziffer der marschierenden Nazis dürfte knapp bei 600 gelegen haben. Zeitgleich waren vor Ort mehrere Mahnwachen und Gegenveranstaltungen rund um die Naziroute angemeldet. Die größte begann am Pfaffenteich. Der Demonstrationszug sollte am Schweriner Schloss vorbeiführen und lief unter dem Motto „Time to say goodbye“, was verdeutlichen sollte, dass die NPD nicht mehr in den Landtag einziehen darf. Neben diesen beiden Demonstrationen veranstaltete der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ebenfalls eine Kundgebung auf dem Grunthalplatz vor dem Hauptbahnhof. Hier sprach auch Familienministerin Manuela Schwesig, die Freude äußerte, dass die NPD hier nicht marschieren könne. Eine relativ exklusive Meinung, bedenkt man, dass die Nazis ihre größte Kundgebung, mit Reden von Frank Franz und Udo Pastörs direkt auf dem Marienplatz abhielten. Dieser war als ursprünglicher Ort für die Kundgebung der DGB geplant, wurde jedoch nicht bewilligt.
Polizei behält Oberhand
Die Polizei war an diesem Tag mit 800 Einsatzkräften aus Landes- und Bundespolizei im Einsatz. Während des gesamten Tages gelang es der Polizei, die beiden Demonstrationsgruppen voneinander zu trennen, teils nur durch den Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray. Am Demmlerplatz musste eine Blockade von Gegendemonstranten für insgesamt sechs Stunden festgehalten werden, während von jedem einzeln die Personalien überprüft wurden. Ein Demonstrant am Pfaffenteich wurde während einer polizeilichen Maßnahme schwer am Kopf verletzt. Später negierte die Polizei via Twitter das Eingreifen und schob die Tatsache, dass der Mann sein Bewusstsein verloren hatte, auf ein Kreislaufproblem. Auch gegen andere Demonstranten am Pfaffenteich musste die Polizei wiederholt auf den Einsatz von Pfefferspray zurückgreifen. Bleibt die Frage, wieso dies an einem sonst friedlichen Tag nötig wurde. Gewalt ging von den Teilnehmern der Demonstration nicht aus. Auch nicht als bereits vor Beginn der offiziellen Veranstaltungen bereits 200 Teilnehmer der Anti-Nazi-Demo am Bahnhof Schwerin Mitte für drei Stunden festgehalten wurden. Begründen konnte und wollte die Polizei diese Aktion nicht.
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In Greifswald gab es am 01. Mai hingegen keine Probleme. Es gibt zwar Berichte über einen Mann, der mit Thor-Steinar T-Shirt nebst Frau und Kind – welches einen Luftballon der LINKEN in der Hand hielt – über den Markt lief, aber mehr gibt es darüber nicht zu berichten. Die Veranstaltung besuchten laut Angaben der Veranstalter gut 2500 Personen, in den Spitzenzeiten war der Marktplatz mit rund 1500 Menschen gut gefüllt – ein voller Erfolg für die Veranstaltung. Neben vieler guter Musik gab es einige Reden, unter anderem von der Rektorin der Universität Prof. Weber und dem Oberbürgermeister Dr. Fassbinder. An vielen Ständen konnten sich die Besucher über verschiedene Initiativen und Vereine informieren. Auch viele Geflüchtete waren zu dem Fest gekommen und sorgten mit Gesang für Unterhaltung.
Bilder: Tom Peterson, Philipp Schulz (Schwerin), Laura Promehl, Magnus Schult (Greifswald)