Autor: Ben Lefebvre

Am Donnerstag fand im Alfried-Krupp-Wissenschafts-Kolleg in Greifswald die fünfte Felix-Hausdorff-Vorlesung statt, diesmal mit einem regelrechten Star-Mathematiker.

Es ist die Rede ist Prof. Dr. Günter Ziegler. Er war Gast bei TV Total, wird von der Zeit interviewt, tritt bei Science Slam-Veranstaltungen auf und ist nebenbei auch noch Professor der Mathematik an der Freien Universität Berlin. Alles in allem passt Professor Ziegler nicht wirklich in das immer noch weit verbreitete Klischee eines öffentlichkeitsscheuen Mathematikers. Selbsterklärtes Ziel des Mathematikers ist es Nicht-Mathematiker für das Thema zu begeistern. Unter diesem Motto stand auch sein Vortrag im Rahmen der fünften Felix-Hausdorff-Vorlesung.

Mit vielen lustigen Anekdoten näherte er sich einem auf den ersten Blick einfachen mathematischen Problem (dem Spatz), um dieses dann mit mathematisch schwerem Geschütz zu beschießen. Bei dem Problem handelte es sich um die Frage, ob sich jedes Vieleck in eine vorgeschriebene Anzahl von nach außen gewölbten Teilen zerschneiden lässt, die alle den gleichen Umfang und den gleichen Flächeninhalt haben. Dieses Problem klingt so, als könnte man seiner Lösung schon mit einer Schere und einem Blatt Papier ein erhebliches Stück näher kommen.

Schnell wird klar: Es ist nicht ganz so einfach.

Jeder, der im Publikum nun Angst vor trockenem Matheunterricht hatte, wurde positiv überrascht, denn immer, wenn ein Beweis anstand, zeigt Professor Ziegler anschauliche Bilder und erzählte eine Anekdote. Er hielt sich hierbei, wie er selbst sagte, streng an die Richtlinie von Viktor Klee

Beweise sollten nur zwischen volljährigen Erwachsenen, bei beidseitigem Einverständnis und abseits der Öffentlichkeit ausgetauscht werden.

Es wurde beispielhaft erklärt, wie man an ein solches Problem herangehen kann, und welche Lektüre man für das mathematisch tiefere Verständnis benötigt. Zum großen Erstaunen des Dozenten und des Publikums befindet sich die doch eher nach Mathe-Fachbuch aussehende Verständnishilfe bei eBay unter Kategorien wie „Kinder“ und „Spiel und Spaß“.

Dies wurde entgegen der Richtlinie anschaulich mit einem Screenshot bewiesen. Gegen Ende des Vortrags stellte Professor Ziegler fest, dass er die Ausgangsfrage nicht für jede Anzahl an Unterteilungen beantworten kann. Er entließ das Publikum mit einer beinah komplett beantworteten Frage. Am liebsten wollte man sich hinsetzen und das Problem selbst lösen, oder zumindest mit den anderen Teilnehmern des Abends am Buffet diskutieren. Hierzu hatte man nun auch die Möglichkeit, denn es waren an diesem Abend eindeutig nicht nur mathematikfremde Leute anwesend. Ein großer Teil des Publikums bestand aus Professoren und Studenten des Instituts für Mathematik und Informatik der Universität Greifswald.

Beitragsbild: © TU Berlin/Dahl