Ein Kommentar von Stefan Lukas – autonomer Referent für Lehramt
Mehr als ein halbes Jahr verging seit der Gründung des FSR Lehramt und der Einführung des Lehramtsreferates im AStA. Seitdem hat sich eine Menge bewegt. Wie das Lehramt wieder an Bedeutung gewinnt und was in Zukunft noch möglich ist.
Es ist der 15. Dezember 2014. Jennifer kommt überglücklich und mit der Note 1,4 überaus erfolgreich aus ihrer letzten Prüfung. Nun gilt es noch, den letzten feierlichen Schritt zu gehen und sich unter Jubel das Zeugnis sowie die Exmatrikulationsbescheinigung abzuholen. Doch Jennifer muss feststellen, dass dieser Schritt gar nicht so feierlich ist. Sie bekommt in einem kleinen Büro ihr Zeugnis überreicht, zwei Damen im Raum klatschen für sie und wünschen ihr alles Gute. Die gleiche Prozedur folgt dann auch im Studierendensekretariat. Das war es – nach fünf Jahren Studium an der Universität Greifswald applaudieren zwei Damen und man ist plötzlich raus aus der Uni.
Nicht nur diese Szene zeigt, dass hinsichtlich der Lehramtsausbildung an der Universität Greifswald einiges im Argen liegt. Viele Lehramtsstudis fühlten sich oftmals wie in einer falschen Welt. Es türmten sich Fragen auf und bei Problemen und Nachfragen fehlte es nicht selten an Ansprechpartnern.
Am Anfang des Jahres hörte man erstes Gemurmel. Ein Referat für Lehramtsausbildung soll beim AStA entstehen. Klingt ja schön und gut, doch war die Skepsis berechtigterweise groß. Was hat dieses Referat denn überhaupt zu tun? Schließlich will man kein Referat als Beschäftigungstherapieplatz schaffen. Der Versuch sollte indes unternommen werden und so wurde das neue Lehramtsreferat eingeführt.
Gleiche Zeit, aber ein anderer Ort: In der Franz-Mehring-Straße 48 setzen sich Studierende aus nahezu allen Lehramtsfachrichtungen zusammen, um das immer größer werdende Bedürfnis nach einer studentischen Vertretung der Lehramtsstudierenden gemeinsam mit dem Institut für Erziehungswissenschaften anzugehen. Mittels einer eigenen Interessenvertretung sollte das Lehramt endlich wieder mit einer Stimme in der Studierendenschaft sprechen können und so gleichermaßen Ansprechpartner für Studierende sowie Dozierende sein.
Der Grundstein für die neuen Institutionen der Lehramtsausbildung an der Universität war gelegt. Obgleich die Erwartungen hoch waren, wurden bereits einige Projekte binnen eines halben Jahres von Mai bis Oktober 2015 erfolgreich angegangen und weitere Partner gefunden. Das Lehramtsreferat wurde derweil in wichtige Gremien der Universität eingebunden. Die studentischen Anliegen konnten somit nicht zuletzt auch durch das Referat selbst vorgetragen werden. Durch eine enge Kooperation mit dem FSR Lehramt konnten darüber hinaus diverse Informationsveranstaltungen auf die Beine gestellt werden. Wo der FSR Lehramt an alltäglichen Problemen wie der Organisation des Stundenplanes, Überschneidungen von Lehrveranstaltungen oder Fragen zur Prüfungsorganisation gearbeitet hat, konnte das Lehramtsreferat auch durch seinen Sitz im Direktorium des landesweiten Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZLB) die Greifswalder Anliegen nach außen tragen.
Der FSR Lehramt etablierte sich ebenfalls zunehmend. Durch die kooperative und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Institut für Erziehungswisenschaften gelang es, die Studierenden schneller zu erreichen und die eigenen Präsenzen auszubauen. Neben dem Auftreten in der realen Welt entstanden auch ein Facebookauftritt und eine Unterseite auf der Homepage des Institutes.
Zu den großen Ereignissen zählte unter anderem die Erstsemesterbegrüßung, die mit voller Unterstützung des Institutes für Erziehungswissenschaft durch den FSR Lehramt ausgerichtet werden durfte. Mit mehr als 170 Erstsemestern war der Hörsaal in der Löfflerstraße voll.
Am 27. November fand zudem die 1. Regionale Plattform Lehramt statt, die durch den Lehramtsreferenten geplant, beworben und organisiert wurde. Erstmals in der Geschichte der Universität fanden sich alle Parteien im Konferenzsaal des Hauptgebäudes ein, um die Probleme der Lehramtsausbildung zu diskutieren. Lehrer, Studierende, Dozierende und ReferendarInnen waren vor Ort und verhalfen der Veranstaltung zum Erfolg. Eine Fortsetzung folgt im Frühjahr 2016.
Am 18. Dezember, fast genau ein Jahr nachdem Jennifer die Universität im Stillen verlassen hatte, fanden sich erstmals seit zehn Jahren wieder Lehramtsabsolventen in der Aula der Universität ein, um ihren Abschied gebührend zu feiern. Nicht im Büro des Studierendensekretariates, sondern in der prachtvollen Aula nahmen die Absolventen ihre Zeugnisse sowie ein kleines Präsent vor ihren Familien und den Dozierenden entgegen, um daraufhin den Abend ein letztes Mal in der Mensa ausklingen zu lassen.
Das letzte halbe Jahr hat gezeigt, dass einige wenige Studierende und Dozierende in guter Kooperation eine Vielzahl von Problemen und Projekten erfolgreich angehen können. Auch in Zukunft werden engagierte Studierende weiterhin ihre Freizeit und ihr Engagement in die Waagschale werfen, um das Lehramt in Greifswald voranzubringen.
Natürlich bleibt auch immer zu hoffen, dass sich auch weiterhin Studierende der Probleme annehmen. Engagiert euch in den FSRs, geht wählen und unterstützt die Menschen, die auch weiterhin wollen, dass das Lehramt seinen souveränen Platz an der Universität findet.
Ich wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Fotos: Till Junker & Laura Promehl