Autor: Michael Fritsche

Das große Greifswald-Derby zog schon die Massen schon seit Saison-Beginn in seinen Bann. Die Stadt wirkt wie gespalten. Brisanz liegt in der Luft. Dann kam die Verlegung aus Sicherheitsgründen ins Volksstadion. Hier kann die Trennung zwischen Gästefans und Hengsten besser erfolgen. Krakau, Belgrad, Greifswald – bei diesen Derbys steht die Stadt kopf. In Wirklichkeit befindet sich der Schreiber der Zeilen bei ungemütlichen Temperaturen auf dem Kunstrasen-Platz des Volksstadions. Die harte Landesklasse-Realität bei miesestem Novemberwetter.

Die Hengste schonen bereits ihre Koppel ähhh Fußballwiese für die Rückrunde. Der Sportplatz in der Stadtrandsiedlung wird in Eigenregie betrieben, sodass es ganz verständlich ist. Ein Wechselspieler konnte auch bestätigen, dass auf dem heimischen Platz kein Spiel möglich gewesen wäre. Übrigens ist das heut schon der letzte Spieltag der Hinrunde, während andere Bundesländer es vorziehen, bis kurz vor dem Eintreffen des Weihnachtsmanns zu spielen! Die Hengste mussten gewinnen, um nicht auf einem Abstiegsplatz das Jahr 2015 zu beenden. Mit einem Sieg hätten dann Hengste und HSG Uni die Plätze getauscht.

Als die Haustür hinter mir ins Schloss fiel, schneite es noch. Aus Schnee wurde Regen und später schaute sogar noch einmal die Sonne kurzzeitig vorbei. Dieses nasskalte Wetter kann erfahrungsgemäß neunzig Minuten schon ziemlich lang erscheinen lassen. Blieb nur die Hoffnung, dass das Spiel die Herzen zu erwärmen und die Kälte zu verjagen weiß. Bereits mit dem ersten Angriff knisterte es. Der Ausdruck Angriff ist jedoch übertrieben. Ein HSGler bugsiert den Ball ins Seitenaus. Einwurf Hengste, der Ball wird per Kopf verlängert, fliegt und fliegt, wird länger, bis er wie ein Stein zu Boden sinkt und dabei den Pfosten trifft. Rüdiger im HSG-Tor bleibt cool und schaut dem Ball nur zu. Entweder kann er die Flugkurve des Balls inklusive aller möglichen Variablen wie Luftdruck und Wind berechnen oder ihm fiel, während er ein Poker-Face machte, ein Felsbrocken vom Herzen, als der Ball gegen das Alu-Gehäuse prallte und ins Feld zurückkullerte. Im Zweifel für den Angeklagten.

Ein einseitiges Spiel

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In der 11. Minute ärgert einer der Hengste seinen Gegenspieler zu arg, sodass der Schiedsrichter auf Freistoß entscheiden musste. Jener fliegt von der Strafraumgrenze aus auf den Kopf von Robert Riebschläger – 1:0 für die HSG. Gleiches Spiel wie auf der anderen Seite, nur hat die HSG mehr Glück. Unhaltbar für Wodke. Die erste Chance für die Hengste war nur ein Zufallsprodukt. Die HSG wirbelte und ersetzte den eisigen Wind, der noch wie die Faust aufs Auge zu dem Wetter gepasst hätte. Max Bräuer auf der linken Außenbahn erlief sich während des Spiels einige steil gespielte Bälle und brachte mit seinen Hereingaben die Hengste-Abwehr oft ins Schwimmen. So auch in der 13. Minute. Bräuer schiebt den Ball zu Eddelbüttel, der vollendet. Wodke chancenlos. Danach folgten zwei Chancen von Riebschläger, ehe sich wieder der quirlige und flinke 13ner in Szene setzte. Bräuer läuft zur Abwechslung selbst mal aufs Tor zu und scheitert an Wodke. Die Hengste ohne Pferdelunge waren zu langsam und Schittek schiebt ohne Gegenwehr ein.

Mit drei Toren Vorsprung und kaum Gegenwehr schien das Spiel entschieden. Riebschläger scheiterte dann nur knapp in der 36. Minute an Wodke, der einen sehenswerten Volleyschuss in Richtung Dreiangel hervorragend parierte. Das war übrigens das letzte Spiel für Riebschläger. Er ist bereits wieder in der Heimat und kam nur noch einmal für das Spiel. Nur zwei Minuten später gab es endlich mal eine Torchance für die Hengste. Der Ball wurde aber weit über das Tor gesetzt. Die 20 Zuschauer machten sich schon ernsthafte Sorgen um Torwart Rüdiger, der nichts zu tun bekam und sich selbst warm halten musste, um nicht zu erfrieren. Der Halbzeitpfiff brachte für die Hengste eine Verschnaufpause. Derby-Atmosphäre stellen sich die Leute doch etwas anders vor. Unerwartet einseitig verlief das ganze Treiben. Fair blieb es auch bis auf zwei gelbe Karten (eine davon wegen Meckerns). Und täglich grüßt das Murmeltier. Pass auf Bräuer, Bräuer legt ab, Torwart geschlagen, Eddelbüttel schiebt ein. Wir schreiben bereits die 52. Minute und es steht 0:4 für die HSG. Dieser sich immer wiederholende Schachzug fiel sogar schon den Wechselspielern der Hengste auf, während Torwart Wodke den Buh-Mann in Schiedsrichter Möller sah. Johannes Bode brachte mal etwas Abwechslung in die Angriffe, als er sich den Ball nahm und rechts unten traf. Nur drei Minuten später Langbecker mit dem 0:6. Zwei Stiche durch Eddelbüttel in die jetzt schon fast leblose Hengste-Abwehr und die HSG hatte so viele Tore erzielt wie im letzten Spiel. Nur da hieß der Gegner Garz, welcher etwas weiter oben in der Tabelle steht.

HSG Uni mit Personalsorgen

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Auch den Garzern war es schon suspekt, warum die HSG bisher gegen den Abstieg spielt. Die Antwort ist banal. Obwohl es so viele junge Einwohner in Greifswald gibt, hat die HSG Personalsorgen. Heute konnten sie wenigsten mit einer vollen Kapelle antreten, was bei nur zwei Wechselspielern auch nicht ganz richtig ist. Vor ein paar Wochen musste gar ein Spiel abgesagt werden, da nicht ausreichend Spieler vorhanden waren. Wären wir jetzt auf einem Dorf in den Weiten Uecker-Randows, dann könnte man sagen: „Na gut es geht nicht anders – das sind nun mal die demografischen Verhältnisse verursacht durch eine fatale Raumordnung seitens der Politik“. Greifswald hat aber eigentlich Leute zur Genüge und die Uni auch bestimmt viele talentierte junge Studenten. Die Hengste leisten sich sogar zwei Mannschaften. Bei der Ersten läuft es jedoch ähnlich der abgelaufenen Saison. Es wird schwierig werden, die Klasse zu halten.

Hengste FC Greifswald:

Wodke, Czerwinski, Tschirner, Teichmann, Tischer, Gerschau (72. Roeßler), Ernst, Anders, Schmietendorf, Zumkowski (46. Geng), Hoffmann

HSG Uni Greifswald:

Rüdiger, Brinkmann, Eddelbüttel, Uteß, Langbecker, Riebschläger (82. Burmeister), Nötzel, Bode, Bräuer, Dosdall, Schittek (77. Jaeckel)

Tore:

0:1 Riebschläger (11.)

0:2 Eddelbüttel (13.)

0:3 Schittek (23.)

0:4 Eddelbüttel (52.)

0:5 Bode (65.)

0:6 Langbecker (68.)

0:7 Eddelbüttel (77.)

0:8 Eddelbüttel (81.)