Es ist Samstag und der erste Tag steckt uns schon leicht in den Knochen. Auch heute ist es wieder fantastisch heiß und unser Plan steht. Während sich Enzo für ein Stündchen zum Strand begibt, mache ich nach dem Frühstück ein kleines Nickerchen im Schatten. Gegen Mittag werten wir unsere Bilder im Pressezelt aus, laden die Kameras wieder auf und planen das weitere Vorgehen für diesen Tag. Es wird langsam voll hier. Journalisten aller Art mit großen Kameras und noch größeren Teleobjektiven. Da darf man schon mal vor Neid erblassen! Auf der heutigen Agenda stehen einige vielversprechende Acts wie beispielsweise die Antilopen Gang, Prinz Pi, ZSK und abends dann K.I.Z. und The Offspring. Was für ein wundervoller Festivalsamstag! Solange Enzo sich wieder in den Bühnengraben begibt, gehe ich über das Festivalgelände, sammle ein paar Eindrücke und erfreue mich eines veganen Burgers. Gemeinsam mit unserer Reisegruppe Hafenkante schauen wir uns dann das ZSK-Konzert an. Für den langhaarigen Julian aus der ersten Reihe ist heute ein ganz besonderer Tag. Er darf auf die Bühne, um einmal auf Händen quer durchs Publikum getragen zu werden. Na wenn das nichts ist!
Zusammengefasst ein anständiges Konzert, trotz leiser Stimme (oder falsch eingestellter Tontechnik), dafür mit ganz viel Körpereinsatz. Die Sonne steht tief am Horizont und wir machen uns auf in Richtung Zeltplatz, um uns für den Rest des Tages mit Dosenfutter und Toast zu stärken. Auf dem Weg nutzen wir die idealen Lichtbedingungen für ein paar Schnappschüsse. Zu schön ist der Moment, als eine Gruppe von Leuten mit Herzluftballons auf dem Weg zum in Richtung Festivalgelände an uns vorbeizieht.
Traumhaft romantisch könnte man meinen.
Pünktlich gegen 22 Uhr sind wir bei den Dropkick Murphys an der Green Stage angelangt und machen es uns im vorderen ersten Drittel gemütlich. Von wild durcheinander pogenden bis zu gemütlich sitzenden Menschen ist hier alles dabei, ein schöner Anblick. Doch wir müssen uns ranhalten, denn hiernach beginnt direkt eines unserer persönlichen Festival-Highlights, mit drei Buchstaben fängt es an und hört es auf. Während Enzo im Fotograben fleißig Fotos schießt, feiere ich mit einer Gruppe Gleichgesinnter die Attitüden K.I.Z.s und singe laut:
„Denkt ihr die Flüchtlinge sind in Partyboote gestiegen, mit dem großen Traum im Park mit Drogen zu dealen? Keine Nazis ihr seid brave Deutsche[…]“
Nico, Tarek, Maxim und DJ Craft heizen dem bunt gemischten Publikum kräftig ein. Aus hunderten Kehlen tönt es „Hurra diese Welt geht unter!“. Das können wir bei diesem Anblick noch nicht ganz bestätigen. Aber es ist gewiss auch der falsche Ort, um großartige Gesellschaftskritik zu erwarten. Ein wunderschönes Konzert geht vorbei, Nach satten anderthalb Stunden, die wie im Flug vergehen, wollen wir noch schnell rüber zur zweiten Stage, wo The Offspring loslegt. Aber nichts da! Hier ist kein Durchkommen, denn den gleichen Plan haben auch Hunderte anderer Menschen, aber so eilig haben wir es dann doch nicht. Mit einem kleinen Knurren im Magen besorgen wir uns erst einmal ein paar Pommes und setzen uns erstmal, ja wir setzen uns bei The Offspring auf den Boden und genießen das Konzert, ein bisschen erschöpft, aber satt und zufrieden. Als dann rasch „Pretty Fly“ anklingt, hält es uns natürlich auch nicht mehr auf dem Boden und wir geben uns dem Bedürnis loszutanzen hin. Schade, dass der Headliner statt 90 nur 60 Minuten gespielt hat, aber es waren 60 tolle Minuten, in denen man sich viele Jahre zurückversetzt gefühlt hat, die Band wird ja schließlich nicht jünger. Der Abend endet wieder einmal erschöpft aber glücklich im Zelt oder alternativ im Partyzelt des Vertrauens und anschließend wie in der Nacht zuvor mit Schlafsack unter sternenklarem Himmel.