Viel los war im Greifswalder Volksstadion, als Hansa Rostock gegen den TSG Neustrelitz um den Landespokal spielte. Ein Bericht.
Das Ende der Saison naht. Es geht hier und da um Auf- und Abstiege – außerdem natürlich auch um den begehrten Platz im DFB-Pokal, der mindestens zusätzliche 150.000 Euro für einen Amateur-Verein einbringt. Die Tickets für’s Pokalfinale in Greifswald gingen weg wie warme Semmel. Es trafen dabei nicht nur die sportlich besten Mannschaften aus Mecklenburg-Vorpommern aufeinander. Hansa weiß ja das ganze Bundesland hinter sich. Von Schwerin bis Ahlbeck, von Bergen bis Parchim – ein ganzes Bundesland in blau-weißer Hand. Aber! Da gibt es noch Neustrelitz, welches relativ weit ab von Rostock und auch von Berlin entfernt liegt, sodass sich da wirklich ein eigenständiges Völkchen herausgebildet hat. Es war daher kein Problem, auch dort die 500 Tickets an den Mann zu bringen. Die Masse reiste mit Bussen an, was einen problemlosen organisatorischen Ablauf begünstigte. Die TSG-Anhänger ließ man bis zum Tor der Pappelallee vorfahren, Hansa dagegen bekam den Eingang am Bismarck-Denkmal. 4500 Zuschauer sind auch keine unüberschaubare Masse, sodass alles ohne nennenswerte Vorkommnisse ablaufen konnte. Nach Sensation lechzende Medienvertreter wurden leider enttäuscht. Keine Chance für bereits vorgefertigte Berichte über bürgerkriegsähnliche Zustände.
Für Fußball-Ästheten ein Graus
Nachdem Hansa wohl durch die Übernahme durch einen Großinvestor für die nächsten Jahre gesichert wäre, muss es nur noch sportlich wieder laufen. In der dritten Liga fehlen noch die letzten Pünktchen zum sicheren Ufer und der Pokal soll nach zwei erfolglosen Jahren auch mal wieder an die Ostsee kommen. Neustrelitz war kein Selbstläufer. Das Spiel war für Fußball-Ästheten ein Graus. Es tat so manchem in den Augen weh. Zehn Minuten dauerte es, bis überhaupt irgendetwas in Richtung Torerzielung unternommen wurde. Klar – es ging um viel. Dann versuchte es Hansas Bickel und jagte den Ball fast in die Wolken. Harte Kost. Neustrelitz war aber nicht besser. Ein Freistoß von Viteritti nach einer knappen halben Stunde hätte beim Football Vorteile gehabt – hier fasste sich der Sportfan nur an den Kopf. Hansa stocherte den Ball noch in der ersten Halbzeit über die Linie. Alle Zuschauer hatten sich schon mit einer Null-Nummer zur Pause abgefunden, da rollte noch einmal eine Angriffswelle über links und Hansas Christian Bickel haut den Ball ohne große Bedrängnis zur Führung rein. Der TSG überließ man fast das komplette Spiel. Außer ein paar Bällen über das Tor konnte die TSG aus der Situation keinen Nutzen schlagen. Bei Hansa sahen die Torchancen nicht viel anders aus. Das ganze Treiben auf dem Rasen lief sehr emotionslos ab. Schöner Fußball war es wahrlich nicht. Vielleicht aufgrund des hohen Druckes wirkten alle Aktivitäten ziemlich verkrampft. Am Ende reichte es für Hansa.
Hansa verfügt über eine riesige Anhängerschaft und okkupierte fast das ganze Volksstadion. Man hätte sicherlich noch 2000 weitere Tickets verkaufen können. Der Austragungsort war nicht ganz unumstritten. Vielleicht wollte man Greifswald nach langer Zeit mal wieder großen Fußball bieten, was man natürlich auch verstehen kann. Greifswald und Umgebung stellen selbst auch einen nicht unerheblichen Anteil Hansa-Fans. Allgemein ist die Rostocker Anhängerschaft ein Kapitel für sich. In Sachen Stärke und Durchschlagskraft sind sie die klare Nummer eins im Osten – eventuell sogar ganz Deutschlands. Außerdem genießen sie auch im Ausland große Anerkennung. Auf der einen Seite sorgen die Ultras für regelmäßige Geldstrafen, Futter für die Presse sowie Unmut bei den normalen Anhängern – andererseits haben sie stets ein waches Auge auf die Vorstands-Aktivitäten im Verein, weshalb so mancher Hansa-Anhänger ihnen auch dankbar sein wird.
Obwohl die Bedingungen im Volksstadion beispielsweise aufgrund der wenigen Stufen, welche den Fanblock weit auseinander ziehen, nicht die besten sind, erreichte der Mob eine beachtliche Lautstärke. Auch vom Liedgut passte man sich den Bedingungen an. Man griff fast ausschließlich auf die einfachsten Basics zurück, da das Publikum ziemlich gemischt war. Zwischendurch bezog man die Haupttribüne in die Unterstützung durch Wechselgesänge mit ein. Vom Optischen her war Hansa der TSG ebenfalls überlegen. Im Block wurden Schwenkfahnen verteilt, der Zaun mit Bannern geschmückt und ab und zu qualmte es auch. Unter dem Strich gewinnt Hansa auf allen Ebenen und wird das Bundesland hoffentlich würdig im kommenden DFB-Pokal-Wettbewerb vertreten!
Aufstellungen:
Hansa spielte mit: Schuhen, Grupe, D. Weidlich (ab 68. Sburlea), Hüsing, Bickel, Sumusalo, Schünemann, Savran, Schwertfeger, Ahlschwede, Ziemer (89. Krauße)
Neustrelitz spielte mit: Strähle, Franke, Wunderlich, K. Weidlich, Viteritti (89. Diouf), Pütt (90. Ishihara), Adamyan, Müller, Zolinski, Behnke (80. Schied), Trkulja
Tor: Bickel (43.)
Autor/ Fotos: Michael Fritsche
Zuschauerzahl: 4500