Am Freitag, den 8. Mai 2015, waren Mademoiselle Karen und ihre Band im Theater zu Gast. Eine kleine Chronik.

19.20 Die Türen des Vorstellungssaales im Theater sind noch verschlossen. Doch man hört schon, wie innen die Instrumente gestimmt und eingespielt werden. Die Zuschauer trudeln nach und nach ein, alle Altersgruppen sind vertreten. Man darf gespannt sein.

19.32 Noch immer sind die Türen zu… Das Publikum wird etwas ungeduldig, manch einer tritt schon unruhig von einem auf den anderen Fuß. Die Mitarbeiter und Veranstalter haben regen Diskussionsbedarf.

19.35 Es gibt eine Durchsage über die Lautsprecher von der leitenden Intendantin des heutigen Abends. Sie bittet die Zuschauer noch um etwas Geduld, denn die Band hatte sich verspätet und benötige noch einige Minuten, das Konzert würde aber in Kürze beginnen.

Ich frage einen der Mitarbeiter, die unten an der Garderobe arbeitet und erhalte ein paar zusätzliche Infos. Die Fähre, mit der die Band aus Dänemark gekommen ist, hatte zwei Stunden Verspätung. Um 18.30 Uhr hatte der Soundcheck angefangen und die Aussage der Band war, sie wären in einer Stunde fertig. Ganz offensichtlich war das nicht der Fall.

19.40 Das Team von moritz.tv trifft ein, als hätten sie geahnt, dass das Ganze sich hier etwas verzögert.

Ja läuft denn in Dänemark die Uhr langsamer?!

19.50 Immer noch Soundcheck…Ja läuft denn in Dänemark die Uhr langsamer?! Etwas verärgert über diese Verzögerung beobachte ich die anderen Besucher. Erstaunlich, dass sich noch niemand beschwert oder sein Geld zurückverlangt hat. Alle warten sie in einer Seelenruhe und mit Engelsgeduld, als wäre es das selbstverständlichste der Welt.

20.10 Endlich werden die Türen geöffnet und alle strömen eilig zu ihren Plätzen.

20.18 Geht es los.

Eine gut gelaunte Mademoiselle Karen begrüßt das Publikum und entschuldigt sich für die Verspätung mit den Worten: „Weder wir noch sie können etwas dafür.“

Ihre einzige Bitte an das Publikum für den heutigen Abend ist: „Fill the room with love!“

Sie spricht Dänisch, Französisch, Englisch, Polnisch und etwas Deutsch… meint aber lächelnd Richtung Zuschauer, sie wird sich mit uns auf Englisch verständigen, und in den Songs ist es nicht so wichtig, den Text zu verstehen, da kommt es eher auf das Gesamtpaket an. Soweit so gut…

Die Musik ist sehr interessant, für manch einen speziell. – Man muss sich auf jeden Fall darauf einlassen. – Synthesizer gemixt mit Schlagzeug, Akkordeon, Blasinstrumenten und Glocken ergibt den Klang von Mademoiselle Karen und Band.

Wandelbar, Facettenreich und vielseitig

Neben der Musik ist die Show ein wichtiger Hauptbestandteil des Auftritts. Karen gestikuliert und spielt mit ihrer Mimik. Auch tanzt sie ab und zu, wobei sie immer wieder versucht das Publikum ebenfalls zum Tanzen zu animieren, was jedoch nur kurzzeitig und auch nur bei zwei Besuchern der Vorstellung funktioniert.

Sehr sympathisch ist vor allem das Auftreten des Schlagzeugers der Band. Rot-schwarze Ringelsöckchen – er hat die Schuhe ausgezogen – und in Jogginghosen. Zusätzlich trägt er eine Kopfbinde, mit den langen Haaren sieht er aus wie ein richtig entspannter Hippie, was auch in seiner Art wiedergespiegelt wird. Insgesamt ist das gesamte Auftreten der Truppe sehr angenehm.

Der Auftritt ist in der ersten Hälfte noch etwas von der ungeplanten Verspätung überschattet, einige Dinge liegen noch nicht richtig, hier sind zusätzliche kurze Pausen nötig, doch das ist nicht weiter tragisch. Die Band zieht das alles tiefenentspannt durch.

Es ist erfrischend, wie klangvielfältig die Band ist, Karen trägt dazu nicht nur als Multiinstrumentalistin bei, sondern auch als Sängerin. Von Pop über Rap zu Oper, sie singt alles und begeistert dabei das Publikum jedes mal neu.

Schade ist dabei, dass doch sehr viel auf Französisch gesungen wird. Nicht nur, dass das nicht jeder versteht, sondern auch hätte ich mir etwas mehr „Nordischen Klang“ auf dänisch gewünscht.

Nach einer kurzen Pause geht es gegen 21.20 Uhr weiter.

Der zweite Teil ist ebenso wie der erste vielfältig und unterhaltsam, ich muss zugeben irgendwann habe ich vergessen auf die Uhr zu schauen.

Insgesamt fasse ich zusammen, kann ich verstehen, warum alle Zuschauer so lange auf die Band gewartet haben und kein Wort des Unmuts über irgendjemandes Lippen kam. Sie wussten alle, was sie erwarten würde.

Fotos: Katerina Wagner