„Die Diagonalquerung wäre ein Prestigebau“

Was halten Sie von der Mietpreisbremse?

Bremsen sind immer toll. Ich habe das schon bei einem anderen Interview gesagt, es wird so geschehen, als würde man einen Stock in die Speichen eines Fahrrads reinhauen. Die wird hier einschlagen.

Was können und wollen Sie als Oberbürgermeister im Bereich des sozialen Wohnungsbaus tun?

Ich will das vorantreiben. Was soll man da sagen? Einfach vorantreiben. Wir können auch gerne sozialen Wohnungsbau direkt auf dem Markt betreiben. Da wo Platz ist.

Ein Thema, das die Gemüter der Greifswalder erhitzt hatte, war die „Brinke 16/17“. Hätte Ihrer Meinung nach die Stadt etwas tun können, oder müssen, um die Eskalation und die Besetzung zu verhindern?

Leider ist das ja, wenn es in den Nachrichten kommt und die Leute das mitbekommen, alles schon in trockenen Tüchern. Dann hat die Stadt schon etwas falsch gemacht. Dass muss alles früher kommuniziert werden um dann feststellen können, ob es in der Bevölkerung rumort. Aber man kann die Leute nicht enteignen. Man muss früher richtig handeln. Man darf nicht jedes Grundstück in Greifswald an ekelhafte Miethaie verschachern und erst recht nicht, wenn es solche Gebäude sind, die für viele Leute viel bedeuten.

Wie empfinden Sie das Zusammenspiel zwischen Alt und Jung in Greifswald?

Da geht mehr. Ich glaube, dass es nicht grundlegend Hass zwischen älteren und jüngeren Menschen gibt. Der kommt nur bei solchen Themen hoch wie beim Fahrradverkehr, dass die Studierenden immer wie irre mit dem Fahrrad fahren. Und dann überträgt sich so ein Hass auch auf andere Lebensbereiche. Wenn jemand einen Masterplan hat, wie sich Jung und Alt liebt in Greifswald, kann er mir den gerne vortragen. Aber ob es jetzt das Allheilmittel ist, wenn man, wie es auch schon geschieht, Jung und Alt in gemeinsamen Wohnheimen einrichtet, weiß ich nicht. Vielleicht kann man ein gemeinsames Musikfestival für Jung und Alt veranstalten. Es gibt so viele Möglichkeiten und Leute, die Ideen dafür haben, die warten immer auf darauf, dass ich die Idee bekomme, aber sollen sie mir ihre Idee doch einfach sagen.

Björn Wieland im während des Interviews mit moritz.tv.

Björn Wieland während des Interviews mit moritz.tv.

In letzter Zeit bekommt man das Gefühl, dass die Übergriffe gegenüber Frauen stark angestiegen sind. Was wollen Sie als Oberbürgermeister machen, dass sich die Greifswalderinnen wieder sicherer fühlen?

Das ist mir auch aufgefallen. Finde ich auch ganz schön krass, ich weiß aber nicht, ob das wirklich mehr geworden ist, oder ob das jetzt mehr in den Medien ist und vorher einfach nicht so angesprochen wurde. Es ist schwierig, da etwas zu tun. Die Polizei ist nicht in meiner Hand. Ich kann ihnen nicht befehlen, dass sie täglich mit tausenden Leuten durch Greifswald Streife fahren sollen. Bei ihnen wird immer mehr eingespart. Da ist das Land in der Pflicht, dass der Abbau rückgängig gemacht wird. Man sieht, dass in Greifswald Gewalttaten immer mehr zugenommen haben. Es sind nicht nur Frauen, sondern auch andere Menschen, die auf ihren Fahrräder überfallen werden. Es braucht mehr Präsenz.

In Greifswald ist das Fahrrad das beliebteste Verkehrsmittel. Was wollen Sie tun, um die Zufriedenheit der Fahrradfahrer zu steigern? Wie wollen Sie Greifswald wieder zur Fahrradhauptstadt zu machen?

Greifswald war noch nie Fahrradhauptstadt, sonst würde Deutschland ja Greifswald kennen. Ich kenne Münster auch nur, weil da eine Universität ist und ganz Deutschland davon redet, dass sie Fahrradhauptstadt sind. Mehr weiß ich von Münster nicht. Und so muss es für Greifswald auch sein. Daher her mit Fahrradpolizisten, Fahrradwegen und der Fahrraddiagonalquerung. Wenn Fahrradverbände und Critical Mass sagen, das wäre toll für den Fahrradverkehr, dann wäre ich dafür offen, das anzusprechen, wie das umzusetzen ist.

Wie stehen Sie zur Diagonalquerung?

Ich kenne die Gegen- und die Pro-Argumente. Für meinen Wahlkampf, der ja den Slogan „Bekanntheit steigern“ trägt, ist es, auch für mich, ein Prestigebau, um Bekanntheit über die Fahrradwelt einzubringen. Wenn Greifswald irgendwann mal wirklich Fahrradhauptstadt werden soll, ist das ein Punkt, der uns dem Ziel näherbringen kann. Die Querung kostet zwar ein Schweinegeld, aber das ist mal ein Projekt, das der Chance, Greifswald bekannter zu machen, Raum gibt.

In der Legislatur von Arthur König ist es immer wieder dazu gekommen, dass Bauprojekte, wie das technische Rathaus und der Poller, für Schlagzeilen gesorgt haben. Wie wollen Sie in Zukunft solchen Problemen entgegentreten und wollen Sie bei Verstößen gegen Bauverträge härter vorgehen?

Wenn Verträge nicht eingehalten werden, wird da nicht genügend hinterhergehakt. Das ist ein großes Problem, das sagen alle Menschen. Herr Hochheim sagt immer: „Ja das machen wir schon“, aber es ist anscheinend nicht passiert. Wenn wir immer nur reinbuttern müssen, wenn so etwas passiert, haben wir anscheinend vorher nicht gut genug verhandelt. Die Verträge müssen besser ausgehandelt werden und es muss dann auch rigorose Strafen geben. Ich hatte schon mal angesprochen „Hand ab“, oder ähnliches. Es geht einfach nicht anders, es muss vorher alles besser abgehandelt und dann rigoros durchgesetzt werden. Der wirtschaftliche Schaden für die Greifswalder Bevölkerung, es ist ja unser Geld, muss ferngehalten werden.

Greifswald profitiert von Initiativen wie dem Greifswald International Students Festival (GrIStuF). Wie wollen Sie solche Initiativen unterstützen?

Frühzeitig auf sie zugehen. Sie auch als Mitglied der Stadt ansehen und nicht nur sagen: „Das sind studentische Initiativen, die gehören zur Uni.“ Nein, sie sind auch für Greifswald da. Dass man auch von Seiten der Stadt dann sagt, wenn sie Räume hätten – bei GrIStuF geht es ja um die Raumproblematik – „ja ihr gehört auch zur Stadt, wir können euch auch helfen.“ Das muss mehr in den Fokus rücken, dass studentische Initiativen auch für die Stadt da sind.

Zum Theater: Welche Rolle nimmt das Theater Vorpommern für Sie ein?

Das Theater nimmt nicht nur wegen der Lage eine zentrale Rolle ein. Ich will, dass die Bandbreite an Kulturangeboten erhalten bleibt. Diese komische Fusion, von der jeder spricht, bringt nichts und es wird auch nichts billiger. Deshalb müssen andere Wege gefunden werden. Das Theater ist nicht mehr das Medium der Zeit, da müssen es die Theatermenschen es schaffen, das Theater wieder mehr zum Medium der Zeit zu machen. Ich gehe gerne ins Theater. Zwar nicht jeden Monat, aber 2-3 Mal im Jahr und dafür hätte ich es gerne noch. Wenn sich das nicht mehr rentiert, muss man sich Gedanken machen, wie man die Leute wieder für das Theater abholt.

Welches Modell ist für Sie die beste Variante für das Theater?

Das Theater Greifswald bleibt. Wir bauen ein neues, ganz großes, irgendwo am Markt direkt. Dann werden da irgendwo Sachen eingerissen, oder wir bauen es direkt am Hafen. Ein Theater und eine Oper – einfach alles.

Danke für das Gespräch.

Fotos: Katrin Haubold