von Luise Fechner.
„Sie alle verfolgen beharrlich Strategien, um sich Ziele zu stecken, manche wirken ganz zufrieden mit ihren Entscheidungen und der Rest lenkt sich großzügig ab.“
Seit Anna denken kann, weiß sie, dass sie anders ist. Seit sie denken kann, nimmt sie Medikamente. Seit sie denken kann, ist sie die Einzige, die die falschen Strategien verfolgt. Erst als Kind, später an der Uni, lebt sie in einer Art Parallelwelt und ist beständig auf der Suche nach Teilnahme, Begeisterungsfähigkeit und Sinn. Als sie sich stattdessen von all dem jedoch immer weiter entfernt, beschließt sie, sich fristlos zu exmatrikulieren.
Das ihrer Familie mit den Vorzeigegeschwistern Julia und Sascha zu beichten, dafür reicht ihr Mut zunächst nicht. Doch zum Glück gibt es Oma Pauline – wichtigste Bezugsperson, die auf die allermeisten Fragen eine Antwort hat. Ihr Tod reißt Anna die letzten bröckelnden Fragmente des ohnehin sehr dünnen Bodens unter den Füßen weg und lässt sie mit nichts als einem Zweite-Weltkrieg-Tagebuch zurück.
Der Einzige, der immer mal wieder ein Stück Boden mit dem Fuß an die richtige Stelle schiebt, ist Matty, Annas bester – einziger – Freund.
Der Einzige „ohne Kopfgeruch“.
Seine Existenz und die Arbeit in der Doris, der Lieblingskneipe der beiden, helfen ihr über die Traurigkeit hinweg. Aber das Pech hüpft weiter munter an ihrer Seite daher: Peter, der Wirt der Doris, schließt seine Kneipe. Damit nicht genug: Anna erfährt durch Matty vom Selbstmord seines Vaters und wie er fast zur selben Zeit die Briefe findet, die sie vor ein paar Wochen in seiner Wohnung versteckt hat, gefüllt mit bösen Gedanken. Als dann zu allem Überfluss Johannes, Annas Mitbewohner und mindestens ebenso vorzeigbar wie ihre Geschwister, wiederholt durch das Jura-Staatsexamen fällt und als Antwort darauf zum ersten Mal in seinem Leben einen Absturz erlebt, beschließt Anna, dass es Zeit ist für eine Kurzschlussreaktion: zu dritt treten sie die Reise nach Italien zu einem Freund der Familie an, der einen alten Hof besitzt.
Sie schreibt über Themen, die sich viel schöner unter dem Tisch machen, solange man oben drauf sitzt.
Hanna Montag hat mit ihrem Debütroman „Ein Himmel voller Haie“ etwas geschafft, was wohl nur wenige Autoren von sich behaupten können. Im Alter von gerade mal 30 Jahren fängt sie auf so persönliche Weise den Zeitgeist unserer Generation ein, dass man erkennt: da schreibt jemand, der steht mitten unter uns. Jemand, der keine Angst davor hat, von Depressionen und ernsthaften Existenzängsten – beides findet sich ohne Zweifel in der Protagonistin wieder – zu berichten, obwohl das Themen sind, die sich viel schöner unter dem Tisch machen, solange man obendrauf sitzt. Mal komisch, mal bildlich-abstrakt, immer aber ehrlich und aufrichtig erzählt Hanna Montag Annas Geschichte.
Ein Buch, das berührt und in seiner Ungeschminktheit unter die Haut geht. Ein Buch, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Ein Buch, das einen hin und wieder erschrocken oder nachdenklich den Kopf heben lässt, wenn man sich in Anna wiederfindet, die ja als „psychisch krank“ gilt. In allererster Linie aber ein Buch, das unbedingt Beachtung verdient in einer Zeit, in der alles zu schnell, zu laut, zu eng ist.
„Und dann?“
„Keine Ahnung. Und ich finde es furchtbar, nicht zu wissen, was ich will.“
„Niemand weiß, was er wirklich will. Alle stümpern durch die Gegend.“
„Und das soll mir reichen?“
Wie sich die Beziehung von Johannes, Matty und Anna zueinander entwickelt, was Hämhidrose ist und ob Anna trotz ihrer wackeligen psychischen Verfassung ein Neuanfang gelingt – findet es selbst heraus. Alles, was mir zu sagen bleibt, ist: LESEN.
Verlosung:
webmoritz. verlost zwei Exemplare dieses wunderbaren Romans. Wer mitmachen möchte, schreibt eine Mail an web[ät]moritz-medien.de mit dem Betreff “Hanna Montag”. Einsendeschluss ist der 30. April 2015. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Gewinnerupdate, 5. Mai 2015:
Die Gewinner der Bücher sind: Stan P. und Alexander Z. aus Greifswald. Sie werden benachrichtigt und können demnächst in die Bücher tauchen. Viel Spaß beim Lesen!