Mit frischem Wind in den gesetzten Segeln sticht die Pommersche Literaturgesellschaft e.V. (pomlit) 2015 neu in See. In den letzten vier Monaten hat sich vieles zum Guten gewendet. Welche Ziele pomlit ansteuert, welchen Kurs sie haben, darüber hat webmoritz. mit Tobias Reußwig gesprochen.

Wie webmoritz. bereits im letzten Jahr berichtete, war der Verein in finanziellen Nöten. Doch am 19. November 2014 bekam er den halben Kulturförderpreis Mecklenburg-Vorpommerns verliehen. Das Preisgeld von 2.500 Euro ist ein Anfang für den Weg aus der Krise. Auch die Stadt Greifswald signalisierte am 8. Dezember 2014 durch einen Beschluss der Bürgerschaft, den Verein die nächsten zwei Jahre durch einen Mietkostenzuschuss zu unterstützen. Anfang 2015 wurde dann mit Christoph Georg Rohrbach als Vorstandsvorsitzendem, seiner Stellvertreterin Christiane Kiesow sowie Tobias Reußwig und Karl-Heinz Borchardt der neue Vorstand gewählt. Er bringt studentisch-frischen Wind in den Verein.

Für die, die es noch nicht wissen, was ist pomlit?
Tobias Reußwig: Wir sind ein Verein und machen Literatur und Veranstaltungen zu literarischen Themen und natürlich zu Hans Fallada, seinen Werken und seinem Leben. Sein Geburtshaus, das Falladahaus, ist unser Veranstaltungsgebäude. Lyrik ist ein Schwerpunkt bei uns, aber wir sind offen für alles… Kooperationen mit anderen Vereinen sind auch möglich und werden von unserem neuen Vorstand auch angestrebt.

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Die Gefängnistür von Hans Fallada im Falladahaus wird Teil des kreativen Schreibprozesses, hier entstehen Gedichte oder einfach nur ein schöner Satz.

 

Würdest du euch drei Studenten aus dem neuen Vorstand kurz vorstellen?
Tobias: Christoph ist Lehramtsstudent für Deutsch und Geschichte, er ist sehr interessiert an Lyrikdidaktik, außerdem ist er Initiator der Seite „Lyrik der Gegenwart“. Sein Ziel ist es, dort Unterrichtsmaterialien zur Verfügung zu stellen für Lehrer und Dozenten, denn hingegen der teilweise vorherrschenden Meinung ist Lyrik nicht tot. Christiane ist auch Lehramtsstudentin für Deutsch und Philosophie, sie schreibt selbst Gedichte. Meine Güte, wir sind viel zu viele Lyriker (lacht), wir brauchen neue Mitglieder!  Außerdem ist sie Mitglied beim forellenfriedhof.
Ich selbst bin auch Germanist, habe meine Masterarbeit fertig und arbeite an meiner Dissertation, zudem schreibe ich ebenfalls selbst.
Was wir alle gemeinsam haben, ist eben unsere Leidenschaft für Literatur, nicht nur für Lyrik (schmunzelt).

„Wir bringen frische Ideen und der Verein sollte sich verjüngen.“

Seit wann bist du bei pomlit dabei?
Tobias: Ich kam über Herrn Gratz, der hier Mitglied ist, dazu. Ich habe viele Veranstaltungen mitgemacht und bin dann dem Verein beigetreten. Als Christiane, Christoph und ich dann zu dritt bei der „Lyrik Konferenz Poetische Horizonte“ eingeladen waren, als lokale Dichter dort vorzutragen, sind wir als Gruppe dem Verein noch mal besonders ins Auge gestochen. So kam es dann eigentlich, dass wir zum Vorstand wurden – wir bringen frische Ideen und der Verein sollte sich verjüngen.

Was sind eure Ziele?
Tobias: Der Verein will das machen, was er bisher auch gemacht hat. Denn wir haben eine gewisse Verantwortung, da wir im Falladahaus sind, auch etwas zu Hans Fallada zu machen. Führungen und Veranstaltungen zu Hans Fallada, beispielsweise findet im April, in den Greifswalder Literaturfrühling eingebunden, die Lesung von Achim Ditzen, dem letzten lebenden Sohn Hans Falladas statt. Feste Öffnungszeiten können wir leider nicht anbieten, da wir allesamt ehrenamtlich tätig sind. Unser Ziel ist es, dass das Falladahaus in der Stadt bekannt wird. Es soll ein Bewusstsein dafür entstehen, dass das Falladahaus ein Ort ist, an dem man Projekte umsetzten kann. Wir wollen nicht nur „Frontalkultur“ machen, sondern auch Schreibworkshops und andere interaktive Veranstaltungen.

Was ist für die nächste Zeit geplant? Welche Termine sind vor allem für Studenten interessant?
Tobias: Bei uns gibt es regelmäßig einen Brettspieleabend. Da ist zum einen die Achim Ditzen-Lesung im April, zum anderen haben wir Jan Holten im Verein. Er ist Theaterpädagoge und es sind Veranstaltungen zu Sprecherziehung in Planung. Da kann jeder mitmachen, das wird nicht nur für angehende Lehrer/innen interessant. Wie vorher bereits erwähnt, streben wir Kooperationen mit anderen Vereinen an. Beispielsweise mit Sebador. Das ist eine wirklich nette Gruppe von Studenten, die eine Lounge zum Mate und Teetrinken eingerichtet haben. Dort waren Christoph und ich vor kurzem zu Gast und wir haben sie eingeladen, uns mal im Falladahaus besuchen zu kommen. Da wollen wir eine Veranstaltung machen, wer also Lust hat auf gute Mate und nette Leute hat, ist herzlich eingeladen! Im Sommer ist eine große Lesung mit sechs  jungen Dichtern geplant, ebenso noch ohne festes Datum ist der Schreibworkshop von Silke Peters aus Stralsund im Herbst. Eine weitere Kooperation ist mit dem „Kino auf Segeln“ für 2016 geplant. Jederzeit kann man sich natürlich auf unserer Facebook-Seite über aktuelle Veranstaltungen im Falladahaus informieren oder über unsere Pomlit-Seite.

„Viele Ideen, tolle Möglichkeiten, gute Kontakte“

Wie kann man sich bei pomlit beteiligen und engagieren?
Tobias: Wer Interesse hat und das intensivieren möchte, kann einen Mitgliedsantrag stellen. Als Mitglied kann man sich dann sehr gerne beteiligen und aktiv mithelfen. Das ist, was uns wirklich am Herzen liegt, der Mitgliedsbeitrag von 20 Euro im Jahr ist da eher Nebensache. Wir wollen neue Mitglieder haben und wir sind offen für neue Ideen – also einfach ansprechen oder eine Mail schreiben.

Hat pomlit eine rosige Zukunft vor sich?
Tobias: Viele Ideen, tolle Möglichkeiten, gute Kontakte – ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht gut werden sollte. Je mehr Leute wir sind, desto besser wird es. Wir freuen uns auf die großen und kleinen Herausforderungen und hoffen auch auf Unterstützung und Interesse von außerhalb.

Tobias, danke für das Gespräch.

Fotos: Katerina Wagner