von Luise Fechner

Pünktlich zum Frühlingsbeginn erscheint ein Album für alle Popliebhaber, das es in sich hat: die spanisch-argentinische Sängerin Chenoa wagt sich mit ihrer achten LP „Right Direction“ in eine neue musikalische Richtung. Es handelt sich um ihre erste Veröffentlichung in englischer Sprache – ein ganz eigener Neuanfang also.

Neuanfang, davon handeln auch mehrere der insgesamt acht Tracks. Hinzu kommen Themen wie Liebe – unerwidert, falsch, gescheitert – Glück und Leid. Themen, zu denen immer bereits alles gesagt zu sein scheint, welche die vor Energie strotzende Südamerikanerin mal laut und wild, mal sanft und tragend, aber stets berührend in ihre eigenen Worte kleidet.

Dabei liefert sie mit dem ersten Titel „Life’s an equation“ auch gleich ein lebhaft-poppiges Intro, das einen den langen Winter in Greifswald fast direkt vergessen lässt.

Nicht nur Dunkelheit und Verlust gehören zum Leben, so Chenoa, sondern glücklicherweise eben auch Licht und Freude.

Dem folgen getragenere Nummern wie „X-Ray Eyes“ und „Dead in the water“. „X-Ray Eyes“ handelt von einem äußerlich kalten Gegenüber, dem das lyrische Ich diese Gleichgültigkeit allerdings nicht abnimmt, sich dadurch sogar nur noch mehr herausgefordert und bestärkt fühlt. In „Dead in the water“ erinnert die quirlige Sängerin an die weit zurückliegenden Rihanna-Anfänge à la „Umbrella“, die allen wahren Fans sicherlich – mehr oder minder schmerzhaft – im Gedächtnis verankert geblieben sind. Inhaltlich beschäftigt sich der Song mit einer verflogenen Liebe, die die Protagonistin noch nicht verarbeiten konnte und sich zu allem Überfluss im Nachhinein als Lüge erweist.

Die letzte Stufe auf der Leiter der Melancholie ist wohl mit dem Song „Arrested“ erreicht: Die ergreifende Ballade erzählt von der Selbsterkenntnis, sich um keinen Preis festhalten lassen zu wollen und zu können. Erstmalig kommt hier die exotische, mitunter beinahe rauchige Altstimme der halbspanischen Latina richtig zum Tragen, die durch ihre Fülle überrascht und begeistert – hätte man der eher mädchenhaft wirkenden Gestalt auf dem schwarz-weißen Albumcover gar nicht zugetraut!

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Schwungvoller geht es weiter: in dem Titel „Humanized“ wird die Erfahrung vertont, dass es manchmal eine andere Person braucht, um wieder in Schwung zu kommen: deren Aufmerksamkeit, Antrieb und Zuwendung können es ermöglichen, sich selbst als Mensch zu sehen und lebendig zu fühlen.

Noch sympathischer wird die 40-Jährige (ein Alter, das man ihr höchstens angesichts der musikalisch verarbeiteten Bandbreite von Gefühlen und Erkenntnissen abnimmt) durch „Made that way“. Fast entschuldigend beichtet die Protagonistin in einem ruhigen Pop-Geständnis ihre Schwäche für Monogamie – so bin ich eben, ich entscheide mich einmal für einen Mensch, und daran zweifle ich nie wieder.

Wenn sie meint, was sie singt, kann man Chenoa nur gratulieren: im Zeitalter des sprunghaften Sich-Nicht-Festlegen-Wollens ist das doch erfrischend anders.

Mit „Follow the Sun“ gelingt ein leiser Rückgriff auf die eingangs verkündete, froh stimmende Botschaft: kein Kummer währt ewig, auch wenn manchmal nichts weiter weg zu sein schein als bessere Zeiten. Dem kann nur noch ein Song wie „Borderline“ als Finale folgen, in dem das Ich davon erzählt, wie es über Ewigkeiten hinweg nach dem Falschen gesucht hat, während das, was sie sucht, die ganze Zeit vor ihr stand und steht. Bleibt nur abzuwarten, wer den entscheidenden Schritt macht – vielleicht auch eine Message an den Zuhörer, die Augen offen zu halten.

Seit über 20 Jahren begeistert Chenoa ihre spanische und argentinische Heimat sowie den Rest des lateinamerikanischen Kontinents. Jetzt endlich kann sich auch Deutschland freuen auf eine Frau, die das Feuer Lateinamerikas mit der europäischen Popkultur vereint wie keine Zweite. Wir warten gespannt auf die Veröffentlichung von „Right Direction“ am 3. April!

Hier ein Vorgeschmack:

Verlosung:

webmoritz. verlost 3 Doppel-LPs von Chenoa, auf denen das neue Album „Right Direction“ enthalten ist. Wer mitmachen möchte, schreibt eine Mail an web[ät]moritz-medien.de mit dem Betreff „Chenoa“. Einsendeschluss ist der 31. März 2015. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Gewinnerupdate, 1. April:

Die Gewinner der CD sind: Barbara K. aus Bruck an der Mur (Österreich), Alexander L. aus Berlin sowie Andreas J. aus Greifswald. Sie werden benachrichtigt und bekommen demnächst die CD zugeschickt. Viel Spaß beim Hören!

Foto: bangup bullet (kein cc)