Ein Interview von Philipp Schulz und Tobias Bessert.
Janek Fuchs ist Lehramtsstudent und leistete seinen Bundesfreiwilligendienst bei einem Berliner Verein, der Fahrten in die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz organisiert. Am 27. Januar jährt sich zum 70. Mal die Befreiung durch die Rote Armee. Aus diesem Anlass hat sich der webmoritz. mit ihm getroffen.
Wie kamst du auf die Idee deinen Bundesfreiwilligendienst in der Organisation von Gedenkfahrten nach Auschwitz zu machen?
Janek: Ich war schon als Schüler als Teilnehmer solcher Projekte dabei. Ich habe mich in einem Schülernetzwerk in Berlin Marzahn organisiert, welches „Menschlichkeit, Toleranz, Mut“ hieß. Die waren wiederum Teilnehmer bei solchen Gedenkfahrten nach Krakau und Auschwitz, die vom Trägerverein „Kinderbund Berlin“ organisiert wurden. Ich habe, nachdem ich mit der Schule und allem fertig war, meinen Bundesfreiwilligendienst bei diesem Trägerverein gemacht. Da habe ich die Organisation der Fahrten übernommen.
Wie sah dann dein Alltag dabei aus? Warst du auf solchen Fahrten mit?
Janek: Ja. Wir haben das alles sehr standartisiert, es ging immer drei bis vier Tage. Am Samstag war Abfahrt, abends haben wir einen Stadtrundgang durch die Krakauer Altstadt gemacht. Bei den Führungen habe ich ein paar Denkmäler und Kirchen mit den Teilnehmern besucht, um ihnen einen Überblick über die Stadt und bestimmte Schlüsselmomente in der polnischen Geschichte zu geben. Am Sonntag sind wir nach Auschwitz gefahren und dort sind wir im Stammlager und in Birkenau gewesen. Abends haben wir meistens noch ein Auswertungsgespräch gemacht. Da haben wir die Schüler erzählen lassen, was ihre Eindrücke waren, oder was sie besonders bewegt hat. Am Montag haben wir das jüdische Viertel, Kazimierz, in Krakau besucht. Dort sind wir in verschiedenen Synagogen gewesen und haben uns angesehen, was es noch gibt und was verloren gegangen ist. Am Montagabend ging es zurück und Dienstag früh waren wir dann wieder in Berlin.
„Heute steht an der Stelle des Ghettos ein LIDL.“
Was steht von dem Ghetto in Krakau noch?
Janek: Es gibt zwei Ghettos. Das mittelalterliche, das ist das Kazimierz und da ist sehr viel erhalten, auch wenn es dort nur noch wenige jüdische Menschen gibt. Aber das Ghetto, was zu Nazizeiten errichtet wurde, das Plaszow, ist ein Nachbarstadtteil und dort ist eigentlich alles niedergemacht worden. Die Villa von Amon Göth (Kommandant KZ Plaszow, Anm. d. Red.) sieht man noch. Auf dem Ghetto steht jetzt ein LIDL drauf.
Wie hast du dich gefühlt, als du das erste Mal in Auschwitz warst?
Janek: Das hat sich vom ersten bis zum letzten Mal eigentlich nicht verändert. Es ist immer bedrückend und natürlich auch überwältigend schockierend gleichzeitig. Auch diese Dimension. Im Stammlager sieht man die ganzen grausigen Exponate, zum Beispiel die Haare und die Koffer. Besonders Birkenau ist krass. Diese Dimension der Vernichtungsindustrie und die ganze Infrastruktur mit Bahnanlagen, die dort hochgezogen wurde. Daran gewöhnt man sich auch nicht. Es ist jedes Mal wieder bedrückend.
„Am schönsten ist es, wenn eine richtige Gesprächsrunde zu Stande kommt.“
Wie haben die Teilnehmer der Fahrten das KZ erlebt?
Janek: Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, wirklich kaltgelassen hat es keinen. Die Leute gehen unterschiedlich damit um. Viele Leute sind schockiert und bedrückt. Es gibt auch Leute, die einfach mal einen Moment lang rausgehen, oder sich erstmal mit ihren Kumpels darüber austauschen müssen. Am schönsten ist es eigentlich immer, wenn in der Gesprächsrunde am Abend eine richtige Diskussion zu Stande kommt. Wenn die Leute dann beweisen, dass sie sich damit auseinandersetzen, oder auch selbst reflektierend mitdiskutieren.
Hat die Arbeit dort deine Sicht auf die Dinge verändert?
Janek: Ich glaube, es hat schon was verändert. Wenn man nur etwas darüber liest oder das nur im Fernsehen sieht – ich habe Schindlers Liste im Fernsehen geguckt, bevor ich das erste Mal dahin gefahren bin – fehlt einem immer noch der Bezug zu dem realen Ort. Das bekommt man in Krakau und in Auschwitz mit. Es ist nicht einfach nur eine Filmkulisse, sondern es ist der reale Ort, wo das ganze Verbrechen passiert ist. Das ist dann schon bedrückend und ein anderes Gefühl, als wenn man sich einfach nur abstrakt der Sache nähert.
„Es wird immer Bedarf an Aufarbeitung geben.“
Glaubst du, dass die Thematik auch nach 70 Jahren noch immer nicht genug aufgearbeitet ist?
Janek: Ich glaube, das mit „genug aufgearbeitet“ funktioniert nicht. Es ist eine andauernde Tätigkeit die Leute darüber zu unterrichten und das Wissen darüber auch zu konservieren. Was natürlich ein Problem ist, dass die Zeitzeugen mittlerweile fast alle gestorben sind. Man muss andere Formen des Gedenkens und des Umgangs dafür entwickeln. Ich glaube der Bedarf an Aufarbeitung wird immer da sein, so lange es Menschen gibt, die sich mit der deutschen und ihrer eigenen Geschichte beschäftigen.
Was die Auschwitzer über ihre Heimatstadt denken, erfahrt ihr auf der nächsten Seite.
Bezeichnend, wie sich Israel heute verhält. Ich jedenfalls lebe jetzt. Und habe genug von der Opfermentalität.
Denn wer die Augen aufmacht, sieht, dass der Mensch sich nicht geändert hat. Egal ob Jude, Moslem oder Christ.
Fakt ist, Unrecht darf nicht mit Unrecht verrechnet werden. Und so schlimm auch ist, was geschah.
Was in Palästina geschieht, darf nicht passieren. Trotzdem schaut die Weltöffentlichkeit zu. Eine verlogene Welt.
Oh. Jetzt wird's spannend.
Und schon gehts los. Da wünscht sich der Zentralrat der Juden doch tatsächlich, "dass jeder Schüler ab der neunten Klasse verpflichtend eine KZ-Gedenkstätte besucht“
Aber ich wünsch mir ja auch so einiges. Wie war noch mal die Geschichte mit dem oprativen, medizinisch nicht notwendigen Eingriff bei Kleinkindern. Achso, war ja religiös motivierte Körperverletzung. Christen, Juden, Moslems – wie andere Religionen auch, bringen Probleme mit sich. Von Lösungen sind wir allerdings weit entfernt.
Na mal sehen, wie das Verfahren gegen Israel in Den Haag ausgeht. Der Wind dreht sich ja ganz ganz langsam.