Eine Rezension von Laura-Ann Schröder.
„Wir schreiben das Jahr des Herrn 1393. Drei lange Jahre währte nun schon der Krieg zwischen Mecklenburg und Königin Margarete von Dänemark. Es geht um Schweden…“, so beginnt das Schauspiel der „Störtebeker Festspiele“, dieses Jahr mit dem Teilstück „Gottes Freund“, welches sich um das Leben des Piraten Klaus Störtebeker dreht. Dieser versucht gemeinsam mit Goedeke Michels und mutigen Seefahrern die Blockade rund um die Festung Stockholms zu durchbrechen, sie zu versorgen und der Dänenkönigin die Stirn zu bieten.
Als sie von einer Reise aus Stockholm zurückkehren, werden sie von der Landesherrin Herzogin Ingeborg in Wismar gebeten, sie auf ihrem Weg zu den Festungsverhandlungen zu begleiten. Goedeke und ein Magister Wigbold folgen, während Klaus bleibt und eine erneute Versorgungsreise für Stockholm vorbereitet.
Die Mission der Herzogin scheitert und Goedeke wird gefangen genommen. In der Feste Stockholms hungern derweil die Eingeschlossenen und beginnen, auf amüsante Weise geschauspielert, Ratten als Delikatesse zu verkaufen. Ein Lübecker Kaufmann namens Westhoff verbündet sich mit Margarete und beliefert diese mit mächtigen Waffen und Kanonen, was die Lage für die Festung Stockholms und ihrem Befehlshaber Albrecht von Pecatel immer ernster werden lässt. Klaus Störtebeker wäre jedoch nicht Klaus Störtebeker, wenn er dem Treiben nicht ein vorläufiges Ende setzen würde. Er bringt die dänische Königin und die Bombarde in seine Gewalt und liefert sich einen Kampf mit Margaretes Heerführer Swarte Skaaning – um Leben und Tod natürlich. Störtebeker siegt, Skaaning stirbt, die Dänenkönigin ist vorerst geschlagen. Dennoch gibt sie das umkämpfte Schweden und den gefangenen König Albrecht nicht frei. Störtebeker bleibt trotzdem der Held, der eine Niederlage Mecklenburgs verhindern und die Feste Stockholms vorerst retten konnte.
Soweit zum historischen Abriss der Handlung. Zahlreiche Mythen ranken sich um den berüchtigten Seeräuber aus unserer Region und gerade weil es hierbei um ein Stück Historie unserer Region geht, ist das alljährliche Schauspiel so beliebt. Obwohl das Drama jedes Jahr nur drei wichtige Komponenten hat, nämlich Liebe, ein guter Schuss Pyrotechnik und einen Falken, bleibt die Story um Störtebeker immer spannend. Nicht zuletzt dürfte dies an der beeindruckenden Kulisse, den Kostümen und zahlreichen Pferden liegen. Schauspielerisch hat sich auch einiges getan. Im Jahr 2012 begleiteten 362.293 Zuschauer „Störtebekers Tod“. Letztes Jahr begann mit „Beginn einer Legende“ die Geschichte um Störtebeker wieder von vorn, wobei gleich mehrere Hauptcharaktere, zum Beispiel Störtebeker und Goedeke, durch neue Schauspieler vertreten waren. Eine Figur sorgte dabei für haufenweise Schmunzelei: Kurzer! Der sächselnde Überlebenskünstler ist seit 2013 ein den Piraten zugehöriger Charakter und lockert die doch sehr geschichtsträchtigen Szenen auf. Um „Gottes Freund“ zu verstehen, muss man kein Geschichtskenner sein, es hilft aber ungemein. Obwohl sich die Geschichte um Störtebeker selbst nie groß verändert, lohnt es sich nach Rügen zu fahren und sich in eine andere Zeit entführen zu lassen, wenn es wieder einmal heißt „Gottes Freund und aller Welt Feind.“
Störtebeker Festspiele
Aufführungszeit: 21. Juni – 06. September 2014, Montag – Samstag jeweils ab 20.00 Uhr
Ort: Ralswieck auf Rügen
Fotos: Pressestelle Störtebeker Festspiele (ohne cc)