SpeisereiseIII_IsabelKockroEin Restauranttest von Michael Bauer und Isabel Kockro.

Ob für ein romantisches Essen zu zweit, zur Verköstigung des Besuchs oder einfach nur als Belohnung zwischendurch – in Greifswald gibt es einige Restaurants, in denen man gut essen kann. Damit die Qual der Wahl des Restaurants nicht zu groß wird, testen wir in der „Speisereise“ für euch einmal im Monat die besten und ungewöhnlichsten Lokale, die Greifswald und Umgebung zu bieten haben. Und warum sollte man beim Essen auf frische Luft und Sonne verzichten? Daher führte uns unsere Speisereise an einen Ort, an welchem man auch draußen einen Happen zu sich nehmen kann und der bei vielen Studenten einen guten Ruf besitzt. Die Rede ist vom Humboldt im Logenhaus.

Das Humboldt ist vor allem bekannt für sein Angebot an üppigen Frühstücksmenüs, für die sich das Restaurant einiger Beliebtheit erfreut. Da es also kein Geheimnis ist, dass man hier gut frühstücken kann, haben wir uns dazu entschlossen, lieber einmal das Mittagsangebot zu testen und nahmen im Außenbereich Platz. Zu diesem gibt es nicht viel zu sagen. Er ist nicht spektakulär oder außergewöhnlich, aber angenehm sitzt es sich dort unter den Baumwipfeln trotzdem und die Hecken bieten genügend Sichtschutz vor den zahlreichen Passanten, die den Weg zwischen Europakreuzung und Innenstadt beschreiten.

Vom Warten, Probieren und Reklamieren

Die Cajun Fries im Humboldts.

Die Cajun Fries im Humboldts.

Nach ca. 10 Minuten Wartezeit wurden wir bedient und erhielten die Speisekarten. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass sich zu dieser Zeit noch einige andere Gäste im Humboldt aufhielten. Allmählich lichteten sich jedoch die Reihen. Beim Lesen der Karte fiel auf, dass das Angebot doch recht umfangreich und vielseitig ist. Auch Vegetarier müssen hier nicht hungern und können sich beispielsweise eine „große Ofenkartoffel“ mit unterschiedlichen Beilagen bestellen. Wir entschieden uns aber für ein Hamburger Schnitzel und ein Putensteak Hawaii, dazu einen Teller Pommes, die hier den Namen „Cajun Fries“ tragen. Bei der Bestellung negativ aufgefallen ist, dass die Karte nicht nur Karte, sondern scheinbar auch Gesetz ist. Was in der Karte steht, kann auch nur so serviert werden, wie es dort steht. Das Putensteak Hawaii nämlich ist nur die zweite Wahl gewesen, die sich daraus ergab, dass man sich nicht in der Lage sah, das bevorzugte Gericht (Hähnchenfleisch) mit einer anderen Soße zu servieren. Es sei denn gegen Aufpreis. Laut der Bedienung, die im Übrigen sehr freundlich auftrat, ist dieser Umstand einem neuen Abrechnungssystem geschuldet, das Veränderungen am Gericht nur zulässt, wenn für die ausgetauschte Zutat extra gezahlt wird – ein dickes Minus.

Das zu trockene Schnitzel.

Das zu trockene Schnitzel.

Es wurde dann also die Pute, nicht das Hähnchen. Das Humboldt war nun mittlerweile nur noch zur Hälfte gefüllt. Gäste, die nach uns eintrafen, aßen jedoch bereits vor uns. Man möchte meinen, dass ein Stück Fleisch mit einem Spiegelei obendrauf und ein Putensteak mit einem Ananasring relativ schnell zubereitet werden können. Fehlanzeige. Nach 45 Minuten Wartezeit wurden wir nicht nur wegen des allmählich ablaufenden Parktickets ungeduldig, aber dann war es endlich soweit und es erreichten uns die zwei Teller mit den Hauptspeisen und natürlich der mit den Pommes. Nach dieser für verhältnismäßig einfache Gerichte langen Wartezeit erwarteten wir nur Gutes. Und wurden bodenlos enttäuscht. Pommes, die nur so vor Fett triefen, sind keine Seltenheit. Wenn sie aber nur noch nach altem Fett und nichts anderem mehr schmecken, wird es unappetitlich. Die „Cajun Fries“ gingen  prompt zurück in die Küche. Darüber hinaus war auch das Hamburger Schnitzel alles andere als gelungen. So staubtrocken wurde uns nur selten ein Stück Fleisch serviert. Wäre das Spiegelei nicht mit dabei gewesen, würde es uns wahrscheinlich noch heute in den Hälsen stecken. Die als Beilage dienenden Bratkartoffeln waren in Ordnung, zogen den größten Geschmacksanteil aber auch nur aus den Speckwürfelchen, mit denen diese aufgetischt wurden. Und auch eine gute Beilage rettet nichts, wenn das Hauptgericht missraten ist. Das Putensteak Hawaii hingegen schmeckte wirklich gut, hier gab es nichts zu beanstanden. Lediglich das dazu servierte Knoblauchbrot hätte weniger trocken sein können. Jedoch verbessert dies den Gesamteindruck leider auch nicht mehr.

Das gelungene Gericht Pute Hawaii konnte punkten.

Das gelungene Gericht Pute Hawaii konnte punkten.

 Fazit

8,30 Euro für ein Hamburger Schnitzel und 7,90 Euro für ein Putensteak Hawaii sind nicht viel. Auch wenn letzteres überzeugte, ergibt sich insgesamt trotzdem kein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, was den völlig verfetteten Pommes und dem wirklich sehr trockenem Schnitzel geschuldet ist. Zwei derartig misslungene Gerichte sind einfach nicht akzeptabel. Wer so etwas essen möchte, kann sich auch im nächsten Supermarkt mit billigem Fertigfutter eindecken. Die Bedienung hingegen war freundlich und die Lage direkt neben der alten Mensa ist vor allem für Studenten sehr praktisch. Auch das Angebot ist umfassend, jedoch nicht variabel, was Beilagen etc. betrifft. Es schmerzt uns schon fast, dass wir so urteilen müssen, aber in Bezug auf das Humboldt scheint wohl zu gelten: das Frühstück bekanntlich top, das Mittag leider ein Flop.

Lage/Erreichbarkeit: 5/5
Ambiente: 3/5
Personal: 4/5
Essen: 1/5
Angebot: 3/5
Verhältnis – Preis/Leistung: 2,5/5
Eignung für das Studentenbudget: 3,5/5
Gesamt: 22/35

 Fotos: Isabel Kockro.

Dies ist der dritte Teil der Reihe „Speisereise“. Alle weiteren Beiträge findet ihr über den Link.