Banderas_europeas_en_la_Comisión_EuropeaZwischen dem 22. und 25. Mai 2014 werden die Bürger der Europäischen Union zur Wahlurne gebeten. In Deutschland fällt der Wahltag zusammen mit der Kommunalwahl auf den morgigen Sonntag, 25. Mai. Die Wähler sollen bestimmen, wie das kommende Europaparlament zusammengesetzt sein wird. Zur Wahl stehen nebst EU-kritischen Parteien ebenso Parteien, die der Staatengemeinschaft wohlgesonnen gegenüber stehen. Auch unter Greifswalder Studenten spaltet sich die Ansicht, ob sie morgen wählen gehen sollten oder nicht – zwei Kommentare. 

 

Wählen ist was für Assis…

… korrekt, und für alle anderen auch! Nicht wählen zu gehen ist daher nur eine Alternative für Dumme (AfD). Mal abgesehen von der Tatsache, dass es sich bei den anstehenden Entscheidungen auf kommunaler Ebene lohnt, zur Wahl zu gehen, und man – wenn man schon mal da ist – das Europaparlament gleich mitwählen kann, gibt es noch genug andere Gründe, die für die Europawahl sprechen.

Zunächst einmal wäre da all das Positive, das die Europäische Union seit ihrem Bestehen auf den Weg gebracht hat. Vieles davon nehmen wir im Alltag nicht unbedingt als europäische Errungenschaften wahr. Dabei sind die offenen Grenzen, europaweite Umweltstandards oder auch günstigere und einheitliche Roaming-Gebühren im EU-Ausland greifbare Ergebnisse der europäischen Zusammenarbeit. Wenn all das heutzutage als selbstverständlich angenommen wird, dann sollte es das Wählen auch sein – quasi als Anerkennung für die Arbeit „in Brüssel“.
Andererseits erstrahlt bei Weitem nicht alles im Glanz der Sterne, was den Stempel „EU“ trägt.

Vieles wirkt weltfremd und unnötig bürokratisch. So entstehen oftmals problematische „Gesamtlösungen“, die den vielfältigen Regionen und Kulturen Europas in keinster Weise gerecht werden, wenn das Subsidiaritätsprinzip im Entscheidungsprozess nicht genügend Anwendung findet. Hinzu kommt das viel beschimpfte Demokratiedefizit. Diese Probleme existieren, keine Frage – ich möchte an dieser Stelle auch nichts schön reden. All dem kann man jedoch nicht begegnen, wenn man sich der europäischen Idee verweigert und zurück in die nationalstaatliche Lösung drängt. Die Fehler im System lassen sich nicht durch das Abschalten des Systems selbst beheben sondern nur durch Interesse und Wille zur Veränderung. Und diesen kann jeder Einzelne am einfachsten mit einem Kreuz auf dem Wahlzettel bekunden.

Eine EU, mit der alle Bürger in Europa zu jeder Zeit zufrieden sind, ist daher sicherlich ein utopisches Konstrukt. Eine EU aber, die uns alle immer mal wieder enttäuscht, gleichzeitig aber so viele Vorteile für ihre Bürger hervorbringt, ist ein sehr guter Kompromiss, auf dem man aufbauen kann.
Deshalb: Entscheidet euch für die Europawahl und gegen die AfD!

Ein Kommentar von Jakob Fölster

Wählen? Nein, danke!

Die Europawahl steht vor der Tür. Überall hängen Plakate, lächeln einem fremde Gesichter an und im Fernsehen folgt eine schlechte Wahlwerbung der nächsten. Mich persönlich lassen diese Bemühungen, den Bürger mittels inhaltloser Worthülsen und Glorifizierung der eigenen Partei zur Wahlurne zu treiben, vollkommen kalt. Ich finde diesen ‚Wahlkampf‘ eher abschreckend als fördernd.

Wenn die Menschen überhaupt zur Europawahl gehen, dann weil sie unzufrieden sind. Diese Unzufriedenheit wird (größtenteils) ausgelöst durch unser Zahlungsmittel, den Euro. Besonders der Umgang mit dem selbigen ist den meisten ein Dorn im Auge. Zu kaputte und korrupte Länder, pardon Mitgliedsstaaten, werden vollgepumpt mit unserem Geld und beschweren sich dann trotzdem noch, weil es natürlich nicht reicht. Daneben möchten zahlreiche andere Staaten gerne in die Europäische Union aufgenommen werden. Diese Staaten sind dann entweder pleite oder nehmen es nicht so genau mit den Menschenrechten. Und weil diese Situation einem als steuerzahlender Bürger ordentlich stinkt, geht man wählen.
Nein, das werde ich nicht tun. Europa ist so groß, es gibt unzählige Parteien, jede hat inzwischen die Chance Sitze im Parlament zu ergattern. Und zugegeben, Europa ist auch sehr weit weg. Natürlich lebe ich in dieser Staatengemeinschaft, doch berührt sie mich in meinem alltäglichen Leben kaum.

Die großen ‚Probleme‘, die Hilfspakete, die Beitritte neuer Länder, all die wirklichen Streitthemen werden sowieso hinter verschlossenen Türen ausdiskutiert und beschlossen. Als normaler Bürger habe ich auf diese Dinge keinen Einfluss.  Und mich der Illusion hingeben, ich könnte in so einer gewaltigen Gemeinschaft wirklich etwas bewegen durch meine Stimme, durch meine Partei, die mich vertritt, das brauche ich nicht.
Also wählen? Nein, Danke.

Ein Kommentar von Stella Scholz

Foto: Amio Cajander via wikicommons