Eine Rezension von Fabienne Stemmer und Markus Teschner
Der Abend des letzten Freitags, den 9. Mai, bezauberte sowohl alt als auch jung. Das gut durchmischte Publikum im Theater wurde Teil des Auftritts der stimmungsvollen „Leelokoor Sõsarõ“ Gruppe und anschließend der powervollen Performance des estländischen Newcomer-Stars „Iiris“.
Den schwungvollen Auftakt bildeten die Sängerinnen von Leelokoor Sõsarõ. Farbenfrohe Stoffe, bunt-glitzernder Kopfschmück und schwere lange Ketten waren echte Hingucker der traditionellen Bekleidung der Leelokoor Sõsarõ. Die 12 Mitglieder der Gruppe sangen im Chor estländische Volkslieder und boten auch die eine oder andere mitreißende Tanzeinlage dar. Da das Gesungene für das deutschsprachige Publikum unverständlich blieb, las eine der Frauen einleitende Texte auf Deutsch vor. Die zehn Damen wurden durch zwei Männer komplettiert; der eine ganz musikalisch am Akkordeon und der andere wagemutig als einzige männliche Persönlichkeit unter den Singenden.
Highlights des Auftritts waren das gegenseitige „batteln“ einzelner Sängerinnen gegeneinander sowie der gut einstudierte Volkstanz kurz vor Ende des Auftritts. Die Sängerinnen tanzten mit jubelnden Rufen von der Bühne und wurden von einem begeistert klatschenden Publikum begleitet. Zum Abschluss ließen sich die Leelokoor Sõsarõ noch einmal auf der in orange-rot Tönen getauchten Bühne zeigen und wurden mit Rosen beschenkt und mit lang anhaltendem Klatschen verabschiedet.
Herausragende Show von Iiris
Nach einer kurzen Erfrischungspause ging es in den zweiten Teil des musikalischen Abends. Gut gestimmt von der ersten Performance freuten sich die Zuschauer nun auf den groß angekündigten Auftritt des Indie-Pop Stars Iiris.
Während die flippige Sängerin in Estland in den vergangenen beiden Jahren je einen Preis beim „Estonian Music Award“ abräumte und von den Fans in ihrem Land schon groß gefeiert wird, ist sie hier zulande noch weitestgehend unbekannt. Die Betonung liegt an dieser Stelle offensichtlich auf noch, denn nach dieser herausragenden Show ist es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis Iiris auch uns „German peeps“ mit ihren Hits inspirieren wird.
Begleitet wurde die hübsche Brünette von einer vierköpfigen Band. Sie bewies den Zuschauern aber ganz eindeutig, dass sie auf diese Band nicht notwendigerweise angewiesen ist. Nach den ersten kraftvollen, schnellen Songs, die wahrlich zum Mittanzen animierten, bot Iiris einige Minuten voller berauschender Emotionen. Mitten in einem ihrer Songs verließen die Bandmitglieder nacheinander die Bühne und ließen ein verdutztes Publikum zurück. War das etwa schon alles? Nein, noch lange nicht! Nun allein auf der Bühne setzte sich der Power-Star ganz selbstverständlich an das Keyboard und ließ uns Zuschauer für kurze Zeit in ihre eigene tiefgründige Welt eintauchen.
Sympathisch, diese Iiris!
Nebenbei hatte sie den ein oder anderen humorvollen Witz auf Lager, mit dem so manch anderer wohl in ein Fettnäpfchen getreten wäre. „Es sitzen ganz schön viele alte Leute hier im Publikum, da bin ich schon besonders aufgeregt“, lachte die 22-jährige ins Mikrofon. Zudem erzählte die Estländerin ein paar Kleinigkeiten aus ihrem jungen Leben. Wirklich sympathisch, diese Iiris!
Lange hielt es die Sängerin jedoch nicht auf ihrem Hocker am Keyboard. Es schien, als hätte sie noch eine Menge Energie, die rausgetanzt werden musste. Sie wirbelte mit ihren einzigartigen ästhetischen Bewegungen nur so umher und sorgte somit für eine großartige Stimmung im Theater Vorpommern. Schade nur, dass es den meisten Zuschauern verwehrt blieb sich von dem Reiz anstecken zu lassen und ordentlich mittanzen zu können – denn die festmontierten Sitzplätze für die eine Stunde aus dem Theater wegzuzaubern, das schafft wohl nicht mal das talentierte Energiebündel. Vier mutige Vorreiter konnte Iiris dann aber doch mitreißen, die am Bühnenrand zu ihrer Musik tanzten.
Der Abend war rundum gelungen und wir werden uns wohl noch längere Zeit mit einem Schmunzeln daran zurückerinnern. Auch die Stimmen aus dem Publikum waren durchweg positiv. „Das war einfach toll“, urteilte einer der Besucher. Andere waren einfach nur von ihrer Power umgehauen: „Wahnsinn, wieviel Energie in dieser kleinen Frau steckt.“ Wer das Konzert mit Iiris beim diesjährigen Nordischen Klang verpasst hat, sollte dies jedenfalls unbedingt nachholen!
Fotos: Markus Teschner