Als wäre Silvester nicht schon vorbei, zündet das Kulturleben in Greifswald ein ordentliches Feuerwerk der Vergnügungsangebote. Gleich drei Raketen startet das Koeppenhaus mit Jazz und Literatur, während im IKuWo zu lateinamerikanischen Rhythmen die Funken sprühen. In der Kiste gibt es „Wave Gothic“ und in der Universitätsaula Liebesgedichte.
Brot und Spiele am Donnerstag
Für alle, die es sich erlauben schon am Donnerstagabend auszugehen, statt in der Bibliothek zu sitzen, gibt es im Koeppenhaus „Brot und Spiele“. Unter diesem Motto jedenfalls wird ab 20 Uhr das Jazzquintett „Bund MBPK“ ins „Abenteuerreich der Authentizität“ einladen. Dem „Creative Jazz“ hat sich die Band verschrieben – gerade einmal 10 und 6 Euro kostet es, das Ganze live zu erleben.
Nicht weniger abenteuerlich geht es im Theater zu: hier wird sich ab 19.30 Uhr Parzival, ganz im Sinne der etwa 800 Jahre alten Saga, auf die Suche nach dem Heiligen Gral und sich selbst begeben. Was währenddessen genau geschieht, haben sich Schüler mit dem Theater erdacht und „Looking for Parzival“ heißt das Ergebnis, das auch Freitag um 18 Uhr läuft.
Romanzen versus schnelle Nummern am Freitag
In der prachtvollen Universiätsaula wird es Freitagabend schwer romantisch. Hier besingt Lars Grünwoldts Bariton „Die schöne Magelone“. Diese war vielleicht eine verflossene Liebschaft von Ludwig Tieck, der ihr gleich 15 Romanzen dichtete. Professor Dr. Hans-Robert Metelmann wird sie vortragen. Johannes Brahms scheint ebenso verschossen gewesen zu sein. Feststeht, dass von ihm die Vertonungen dazu stammen.
Richtig heiß dagegen dürfte es im IKuWo werden. Die acht Musiker von „KALIMOCHO SOUNDS“ würzen ihre Lieder mit lateinamerikanischer Lebensfreude, Reggae, einem feurigen Bläsersatz und einem ordentlichen Schuss Balkan. Zum Warmbleiben werden anschließend „Global Beats“ aufgelegt. Dieser tropische Abend startet 20 Uhr und lässt sich für 6 Euro erleben.
Eine „Lange Nacht der schnellen Nummern“ verspricht dafür das Literaturzentrum Koeppenhaus. Ab 20 Uhr lesen hier die beiden Autoren Gerhard Henschel und Christian Maintz Satirisches, Komisches und Ausgefallenes. Beide schreiben für die Satireseite der taz „Die Wahrheit“ und haben sich auch schon mit Kurzgeschichten, Romanen und Gedichten einen Namen als Humoristen gemacht. Maintz zum Beispiel darf sich mehrfacher Träger des „Wilhelm Busch-Preises“ nennen.
Spooky Samstag: Sex, Crime und Dark Wave
Am Samstag bietet das Theater gesetzteres Gruseln um 17 Uhr an. Alexandru und Nicoleta Constantinescu singen unter dem Titel „Sex and Crime“ Lieber von Schubert, Liszt, Schönberg und anderen. Sie wollen beweisen, dass „der Kern des Romantischen nicht die Liebe, sondern deren Konsequenz: das Verbrechen“ sei. Die Kartenpreise sind ebenfalls für gesetztere Geldbeutel: 10.50 Euro zahlt der Student.
Richtig spooky wird es in der Mehrzweckhalle am Thälmann-Ring. Hier rockt das „Electric Light Orchestra“. Die Jungs von der Insel haben in den 70ern und 80ern einige Hits gelandet. Phil Bates, als ehemaliges Mitglied, wird sie nun mit vielen Scheinwerfern und ein paar Streichern in neues Licht setzen. Wer junggebliebene Großtanten zu Besuch hat, kann hier für 20 Euro abhotten.
Noch rockiger wird es ab 21.30 Uhr im Klex. Hier entlocken die Bands „Necromorph“, „Maggot Shoes“ und „Daemonized“ gegen 6 Euro ihren Gitarren Töne, die man landläufig als „grind“ und „black metal“ kennt. Richtig dunkel aber wird es in der Kiste, für 2 Euro gehen ab 22 Uhr die Lichter aus und die Lautsprecher an. Dark Wave, Gothic und Electro sollten dann auch den letzten Untoten zum Tanzen bringen.
Wer allerdings nicht auf Farben verzichten möchte, kann im IKuWo tanzen. Hier ist die Soliparty „Electro in my heart“ aus Rostock zu Gast. Mitgereist sind die DJs Daniel Nitsch, Filly Gran, Gecko und Block Skip – 6 Euro und die Plattenteller drehen sich auch für dich.
Überhaupt nicht mitgruseln wird das Koeppenhaus. „Literarische Randstandsblicke & Involvierungsmomente“ stehen dort um 20 Uhr auf dem Programm. Professor Eckhard Schumacher und Alexander Pehlemann lesen zur 20. Ausgabe Poetisches aus der Geschichte des seit 1993 erscheinenden (Sub-) Kulturmagazins „Zonic“ vor. Anschließend legen beide auch Zuhör-Musik auf. Wer sich darunter etwas oder gar nichts vorstellen kann, sollte sich für 3 Euro hier einfinden.
Sonntag: tragisches auf der Bühne und in der Wüste
Zum Sonntag läuft im Theater um 16 Uhr noch einmal „Gyges und sein Ring“, eine klassische Tragödie Friedrich Hebbels um einen Mann, dem es verwehrt ist, die Schönheit seiner Frau zu Beweisen – nur er darf sie sehen. Gyges soll es mit einem Ring, der unsichtbar macht, versuchen, doch der Plan scheitert.
Im Kino in der Dompassage flimmert „Exit Marrakesch“ um 17.15 Uhr und 20.15 Uhr über die Leinwand. Regisseurin Caroline Link erzählt eine Geschichte des deutschen Scheidungsfamilienrealismus: Ben aus München verbringt seine Sommerferien bei seinem Vater in Marokko und begibt sich eigenmächtig auf Abenteuer.