Am vergangenen Samstag führten der Chor der Universität Greifswald gemeinsam mit der Neubrandenburger Philharmonie und eigens eingeladenen Solisten das „Paulus-Oratorium“ (Opus 36) von Felix Mendelssohn Bartholdy im voll besetzten Greifswalder Dom auf. Mit dem 1836 erstmals aufgeführter Werk vertonte Mendelssohn das Leben und Wirken des Apostels Paulus, der bis zu seiner Bekehrung als römischer Offizier maßgeblich an der Verfolgung der ersten Christen beteiligt war.
Unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Harald Braun hatte sich der Universitätschor das berühmte Oratorium ein Semester lang erarbeitet – eine eindrucksvolle Leistung. Im Zusammenspiel mit den gefühlvollen Streichern und kräftigen Bläsern der Neubrandenburger Philharmonie erklangen nun die bekannten Choräle wie „Wachet auf“ und die Chöre des Oratoriums. Die Handlung wird wesentlich von den Solisten getragen, wofür eigens Maren Roeder (Sopran) Saskia Klumpp (Alt), Johannes Klüngling (Tenor) und Timo Janzen (Bass) eingeladen worden waren, die zum Teil aus München anreisten. Besonders Timo Janzen konnte sich mit der Rolle des Paulus hervortun, ihm gelang auf einfühlsame Weise die Interpretation des zweifelnden, klagenden, später dann predigenden und mahnenden Paulus. Aber auch Sopran und Tenor konnten als Erzähler und Barnabas ihre Talente unter Beweis stellen, während die Altstimme mit zwei Rezitativen eher im Hintergrund blieb.
Besonders beeindruckend an diesem Abend waren die Schlüsselstellen im Leben des Paulus. Als der Chor das „Steiniget ihn! Steiniget ihn!“ zur Hinrichtung des Stephanus sang, konnte man die aufgebrauchte Stimmung des Volkes spüren. Später ging mit „Ist das nicht?“ ein Tuscheln durch die Menge, dass zum „Weg, weg mit ihm!“ anschwoll und mit der ganzen Stimmgewalt der etwa 90 Chormitglieder den Dom ausfüllte. Da lies sich auch über die eine oder andere etwas unpräzise Stelle hinwegsehen, ebenso wie manchen recht zaghaften Einsätze der Männerstimmen.
Leider trübten aber auch einige vermeidbare Umstände den Gesamteindruck des Abends: so standen die vier Solisten im Halbschatten statt im beleuchteten Teil der Bühne. Dann geriet die angesetzte „Kurze Erholungspause“ von fünf Minuten zum Fiasko: viele Zuhörer standen auf und verließen ihre Plätze – folglich ging der Chor zur Eröffnung des zweiten Teils minutenlang völlig im Tumult des zurückeilenden Publikums unter. Und als am Ende des Konzerts schon die ersten aufbrachen, wurde noch angesagt, dass es sich um ein Benefizkonzert handelte. Das stand zwar auch auf den Plakaten, die Chance, im Programmheft detailliert darüber zu informieren, wurde aber verpasst.
Und dennoch: in Erinnerung bleiben wird die beeindruckende Gesamtleistung von Chor, Solisten und Orchester. Nach fast zweieinhalb Stunden endet das Oratorium mit dem fulminanten Schluss „Ihr, seine Engel, lobet den Herrn!“. Die etwa 800 Zuhörer bedankten sich dann auch begeistert mit knapp fünfminütigem Applaus und zahlreiche stehenden Ovationen für die Musiker.
Angemerkt sei zum Schluss noch, dass die Veranstaltung der Pressestelle der Universität scheinbar nicht die Mühe wert war, im Veranstaltungskalender einen eigenen Begleittext zu formulieren. Stattdessen wurde ein Absatz unkommentiert aus Wikipedia kopiert, was weder dem Ethos der Öffentlichkeitsarbeit noch dem einer Universität entspricht.
Fotos: Natalie Rath
Ich wusste nicht, dass zaghafte Einsätze unvermeidbar sind!?
Trotz des Lobes zeugt der Text von mangelndem Musikverständnis und geringer Kenntnis des Werkes.
Dennoch ein schöner Versuch einen Artikel zu schreiben!
Auch von meiner Seite Lob an den Chor und den Herrn Dirigenten.