Dem Caspar-David-Friedrich-Institut droht der Wegfall einer Professur. Wenn es dazu kommt, befürchten einige eine dramatische Verschlechterung des Kunststudiums und das in der Hansestadt Greifswald – der Heimatstadt des berühmten Künstlers Caspar David Friedrich. Vermutungen zufolge ist die Stelle von Professor Ulrich Puritz, Lehrstuhl für Theorie und Praxis der Bildenden Kunst, aufgrund des Haushaltsdefizites gefährdet. Der Fachschaftsrat (FSR) Kunst will mit verschiedenen Aktionen auf die drohende düstere Zukunft aufmerksam machen, führt aber heute um 14 Uhr noch ein Gespräch mit Rektorin Hannelore Weber.
An dem Institut sind drei Professoren, sechs Dozenten und sieben studentische Hilfskräfte beschäftigt. Um die anderen beiden Professuren sieht es auch nicht besser aus. Professor Michael Soltau, Lehrstuhl für Bildende Kunst, visuelle Medien und ihre Didaktik, geht in etwa vier Jahren in Rente, während der befristete Vertrag von Professor Felix Müller, Lehrstuhl für Bildende Kunst mit dem Schwerpunkt Angewandte Kunst, in zwei Jahren endet. Auch der befristete Vertrag von Werkstattleiter Bertram Schiel läuft aus. “Ein Werkstattleiter muss sich dann um sieben Druckbereiche kümmern, sodass eine angemessene Betreuung und die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann”, beklagt FSR-Mitglied Jan Krause. “Wir haben das Gefühl, dass das Institut durch Stellenstreichungen eingeschrumpft wird”, beschreibt er weiterhin die Stimmung am Institut.
FSR Kunst plant Aktionen
Der FSR Kunst setzt daher auf ein Gespräch mit der Rektorin und hofft, dass die Professur erhalten bleibt. Nichtsdestotrotz sind bereits verschiedene Aktionen geplant, um auf die schlechte Situation am Institut aufmerksam zu machen. Unter dem Motto “Wir sind blind, weil man uns die Bildung nimmt” soll ab nächster Woche mit Blindenbinden, auf denen das Gesicht von Casper David Friedrich mit drei schwarzen Punkten abgebildet ist, die Lage des Instituts auch in die Stadt getragen werden. Weiterhin ist eine Protestwerkstatt “ARTenschutz” geplant, auf welcher Kunststudenten Werke ausstellen, um zu zeigen, was sie noch in der Lage sind zu leisten, aber vielleicht künftig nicht mehr. Auf der Agenda steht auch die Aktion “Wir bluten für unser Institut”. Das Geld, das eine Blutspende bringt, soll an die Universität gespendet werden, mit der Bitte, es an das Kunstinstitut weiterzuleiten.
“Der FSR Kunst will auch eine Petition im Landtag einbringen und einen Protestmarsch durchführen”, nannte Senator Erik von Malottki weitere geplante Aktionen. Dadurch würde das Kunstinstitut geschwächt. “Es herrscht Angst, wie es weiter geht”, bemängelte Erik und äußerte die Befürchtung: “Wir müssen aufpassen, dass einzelne Institute nicht wegfallen”. Als “sehr intransparent” kritisierte der Präsident des Studierendenparlamentes Milos Rodatos, dass das Thema nicht im Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät, bei dem er ebenfalls Mitglied ist, besprochen wurde. Eine mögliche Schließung des Kunstinstituts sei ein GAU, wenn dies in Greifswald, der Heimatstadt Caspar David Friedrichs geschehe.
Update, Dienstag 15:50 Uhr:
Rektorin Prof. Hannelore Weber signalisierte dem FSR kein Entgegenkommen, berichtete Julia Langer, Vorsitzende des FSR Kunst dem webMoritz. Im Haushalt seien nur zwei Professorenstellen vorgesehen und dabei bleibe es. Sei könne auch nichts dafür, weist die Rektorin laut Julia die Schuld von sich. Stattdessen sollen sich der FSR an das Land oder die Fakultät wenden. Julia zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung der Rektorin. Zu beachten ist aber auch in diesem Zusammenhang, dass das Land der Universität die nötigen Mittel verweigert, damit die Uni ausfinanziert ist.
Fotos: Eismeer von Caspar David Friedrich (Artikelbild) – David Vössing (Jan Krause)
Tja die fetten Jahre sind vorbei. Viele Hochschulen und Forschungseinrichtungen in den neuen Bundesländern haben jetzt Probleme. In Halle hat man vor die Medizin zu streiche, Zusammenlegung der TU Cottbus und FH Lausitz, Massenentlassungen an der Uni Jena, etc
Ja wir stehen damit in Mecklenburg Vorpommern nicht alleine. Genau deswegen haben sich die ostdeutschen Studierendenschaften an die neue Bundesregierung gewandt und mehr finanzielle Unterstützung gefordert: http://www.hochschulbuendnis.de/2013/11/ostdeutsc…
Das der FSR für den Erhalt seines Instituts kämpft, ist ja richtig. Aber die Zeiten, in denen "Bluten für irgendetwas" mal eine ehrenhafte Sache war, haben wir glücklicherweise überwunden. Die Aktion ist einfach nur daneben. Und selbst wenn die 30 Leute, die auch immer brav bei den Mahnwachen waren, pflichtbewusst ihre 25 Euro abdrücken würden – der Finanzrahmen der Uni liegt in einer anderen Dimension.
Übrigens: das EVM das Institut durch einen Protestmarsch geschwächt sieht, kann ich nicht ganz glauben.
Woran liegt es, dass die Unis im Osten so zu kämpfen haben seit geraumer Zeit? Aber mal ehrlich. 12000 Studenten sind für greifswald auch ungesund, historisch gewachsen waren es immer nur zwischen 1500 und 2500 bis Mitte der 90er.
Was ist jetzt genau ungesund?