Klavier_Bodo_Wartke-Corinna SchlunEin Veranstaltungsrückblick von Anne Sammler und Corinna Schlun

Bodo Wartke war am 29. November in Greifswald zu Gast. Der Musik-Kabarettist führte in der ausverkauften Stadthalle sein neuestes Programm „Klaviersdelikte“ vor 500 Zuschauern auf. Aus dem lustigen Liedermacher hat sich im Laufe seiner Karriere ein ernst zu nehmender Komponist entwickelt, der auch vor klaren Stellungnahmen nicht zurückschreckt.

Man kennt Bodo Wartke am besten als witzigen Entertainer, der mit seinen Stücken über Frauen, Liebe und andere alltägliche Situationen die Hörer zum Schmunzeln bringt. Seine bekanntesten Werke sind „Ja, Schatz“ oder „Liebeslied“. Reimend am Flügel sitzend erheiterte er auch das Greifswalder Publikum. Ihn freute es, dass ihn so viele „auf der Arbeit besuchen kommen“. Das neue Programm steht ganz unter dem Motto „Probleme“. So beschreibt Wartke zum Beispiel sehr anschaulich die Mängel der deutschen Nachkriegsarchitektur.

Probleme als Hauptmotiv

Während des Konzertes zeigte sich der Künstler sehr offen und publikumsnah. Er interessierte sich für seine Zuschauer und bezog sie in das Programm mit ein. Beispielhaft hierfür ist das „benutzerdefinierte Liebeslied“, das im Gegenteil zum oben genannten nicht in verschiedenen Sprachen, sondern an unterschiedliche Frauen gerichtet ist. „Ich mag es, wenn Leute zusammen kommen, um gemeinsam Spaß zu haben“, erzählt Wartke dem webMoritz.

Im Laufe des Abends äußerte er sich kritisch zu Themen wie dem amerikanischen Online-Händler Amazon oder die GEMA. Gerade Letzteres beschäftigte ihn sehr und er gab dem Publikum einen Einblick in die Sicht des Künstlers auf die Verwertungsgesellschaft. Diese unterscheide Musik in zwei Klassen: die ernste Musik und die Unterhaltungsmusik. Das sei eine unzureichende Unterscheidung, da schöne Musik immer unterhaltend sei, egal ob sie klassisch oder modern ist.

„Ich wusste erst was ich will, als ich ein paar Sachen gemacht hatte, die ich nicht wollte.“

„Ich wusste erst was ich will, als ich ein paar Sachen gemacht hatte, die ich nicht wollte.“

„Ausprobieren! Was Spaß macht weitermachen“

„Ich habe gemerkt, dass ich mit meinen Liedern mehr bewirken kann“, so Wartke über seine Berufswahl. Denn was viele nicht wissen: Der gebürtige Norddeutsche fühlte zwar schon immer, dass er auf die Bühne gehört. Doch dazu entschlossen hat er sich erst nach dem Abbruch seines „vernünftigen“ Physikstudiums. „Ich habe damals noch nicht für möglich gehalten, dass ich von der Musik leben kann.“ Er wechselte an die Universität der Künste in Berlin und studierte Musik. Auch da merkte er, dass dieses Fach nicht gänzlich ausfüllend für ihn war. Selbst seine Dozenten fragten ihn bald, wie man Lieder komponiere. Die Zeiten des Physik- und Musikstudiums möchte er trotzdem nicht missen. „Sie haben meinen Sinn darauf geschärft, was ich eigentlich machen will.“ Appellierend an alle Unschlüssigen sagte Wartke: „Ausprobieren! Was Spaß macht weitermachen, was keinen Spaß macht sein lassen.“

Facettenreichtum durch Tiefsinnigkeit

In der zweiten Hälfte seines Programms wurde der Kabarettist nachdenklicher und ernsthafter. Er berührte das Publikum mit der Ballade „Christine“. Das langsame Stück wird untermalt durch die leisen Klavierklänge und seine einfühlsame Stimme, die die Geschichte eines kleinen Jungen erzählt, der um seine Schwester trauert. Die anschließende Betroffenheit im Publikum war spürbar. Nicht nur durch dieses Lied weichte er von seiner sonst so erheiternden Art ab. Auch sein neuestes Stück „Das falsche Pferd“ gab dem Zuhörer viel zum Nachdenken. In diesem zeigte er die Schönheit einer Welt, in der alle das machen, was sie wirklich wollen.

Die Erwartungen des Publikums waren wohl, einen fröhlichen Abend zu verbringen. Diese wurden nur zum Teil erfüllt, denn der Künstler zeigte eine neue tiefsinnigere Seite, die ihn facettenreicher macht. Dieser Aspekt tat dem Programm aber keinen Abbruch, da er den Musiker als Menschen greifbarer machte. Es war ein gelungener Abend, da Wartke sowohl als Pianist, Sänger, Entertainer und Tänzer überzeugte.

Drei Zugaben gab es von dem Künstler, der im Übrigen auch darüber nachdachte, sein Physikstudium in Greifswald durchzuführen. Mit seinem Programm tourt er noch bis Ende 2014 durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Hier ein Beispiel seiner Kunst, in dem er eine „laue Frühlingsnacht“ für die Alterklassen ab 6, ab 12, ab 16 und ab 18 Jahren beschreibt.

Fotos: Corinna Schlun